Kleiner Lademeister

Seat Ibiza ST

Seat hat die Ibiza-Reihe um einen praktischen Kombi erweitert. Der ST soll vor allem jüngeres Publikum ansprechen, kann aber auch mit einer starken Motorisierung als Dienstfahrzeug fungieren.

Von Thomas Flehmer

Aus klein wird groß. Seat hat den Kleinwagen Ibiza zum Kombi ausgebaut und will mit dem ST vornehmlich junges Publikum ansprechen. Von der Seite sieht die ab Juli erhältliche Polo-Schwester aus wie eine zusammengestauchte Kleinausgabe des Seat Exeo, der abgelegten Generation des Audi A4. Die Front trägt das markentypische Gesicht der spanischen VW-Tochter mit dem Arrow-Design. Am Heck unterstreicht ein kleiner Dachkantenspoiler das sportlich-dynamische Aussehen des immerhin 4,23 Meter langen Ibiza ST, der damit sogar den aktuellen Golf um drei Zentimeter überragt und dem lediglich 30 Zentimeter fehlen, um den Golf Variant einzuholen.

Niedrige Ladekante

Zudem ist der Kombi damit 18 Zentimeter länger als der Fünftürer, dagegen sind der Radstand von 2,46 Metern sowie die Breite von 1,69 Metern und die Höhe über 1,44 Meter identisch. Dank der Kombiausrichtung können nun zwischen 430 und 1164 Liter Kofferraumvolumen genutzt werden. Dank einer niedrigen Ladekante gibt es keine Probleme beim Verstauen von Surfboard oder Skiern oder Kisten, was zum Beispiel auch für Kleinunternehmer interessant sein könnte.

Die stylische Form mit dem langsam abfallenden Deck entwickelt sich zum Problem für nicht nur groß gewachsene Insassen auf den hinteren Plätzen. Hier ist der Dachhimmel sehr nah und es kommt zu Berührungspunkten. Die Beinfreiheit ist dagegen gegeben. Die Personen auf den vorderen Sitzen bekommen davon nichts mit. Sie können sich bequem setzen und ihren Blick über den Innenraum schweifen lassen. Die benutzten Materialien und Farben treffen je nach Ausstattung nicht jeden Geschmack, sind aber halt auf jung drapiert.

Harte Federung in der Sport-Version

Der Innenraum ist auf jung getrimmt Foto: Seat

Die Sitze halten auch älteren Semestern Stand und geben genügend Halt. In der Ausstattung Sport ist die Federung aber sehr sehr sportlich eingestellt, so dass Bodenunebenheiten recht stark weitergegeben werden. Dafür ist der Federungskomfort in den Ausstattungslinien Reference und Style auch für Leute über vierzig vorhanden.

Verbunden mit dem neuen Basis-Diesel 1.2 TDI mit 75 PS oder dem Einstiegsbenziner 1.2 12 V mit 60 PS oder 70 PS minimiert sich der sportlich-dynamische Anspruch. 14,6 Sekunden benötigen die 70 Pferde, um den Ibiza ST auf Tempo 100 zu bringen. Bis Tempo 163 km/h fährt der Dreizylinder sein Leistungsvermögen aus.

Lang ausgelegte Gänge

Auch auf der Autobahn keine kleine Nummer Foto: Seat

Eher bietet sich der 1.6 TDI CR mit 105 PS an. 250 Newtonmeter zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen pro Minute sind zwar auch nicht gerade sportlich zu nennen, aber 5,1 Liter Verbrauch auf 100 Kilometern und ein CO2-Ausstoß von 109 Gramm pro Kilometer entschädigen vollauf. Da der Ibiza aber auch als Kombi mit 1100 Kilogramm ein Leichtgewicht ist, reichen selbst die kleinen Motorisierungen völlig aus. Man muss zwar häufiger runterschalten, um das Fahrzeug auf Touren zu halten, da die lediglich fünf Gänge sehr lang ausgelegt sind, doch das sei geschenkt.

Viel Spaß bereitet dafür der 1.2 TSI-Motor aus dem Volkswagen-Regal. Ausgestattet mit dem Siebengang-DSG und ebenfalls 105 PS sind 100 km/h ohne Zugkraftunterbrechung bereits nach genau zehn Sekunden erreicht. Das Gasgeben fällt leicht, doch schnell ermahnt einen auch das serienmäßige ESP, nicht zu sehr auf die Tube zu drücken. Bis 190 km/h hält der Spaß an und so mancher Mittelklassepilot wird demnächst auf der Autobahn verwundert nach links schauen, wenn ein Ibiza ST vorbeizieht.

Große Preissprünge

Zusammengestauchter Exeo Foto: Seat

Allerdings wird dem jungen Publikum, das gerade die sportliche Seite des ST austesten möchte und eigentlich auch soll, ein Stoppzeichen gesetzt. Denn 18.790 Euro für den 1.2 TSI sind für die juvenilen Fahrer zumeist doch ganz schön viel Kohle und eher von der alten Klientel zu stemmen.

Diese könnte aber den Sparstrumpf überziehen und bei 12.290 Euro mit dem 1.2 12 V mit 60 PS einsteigen. 70 Pferdestärken mehr treiben den Preis um knappe 1400 Euro in die Höhe. Optionale Ausstattungspakete sorgen dann auch in den Basisversionen dafür, dass der an sich kleine Preis recht groß werden kann.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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