Gezähmter Diesel

Seat Ibiza 1.9 TDI

Serienmäßiges ESP gehört künftig zur Ausstattung in jedem Seat Ibiza. Ab 14. Juni setzt die vierte Generation des Kleinwagens auch noch andere Achtungszeichen im Segment.

Von Martin Woldt

Die Kleinwagenliga, das sind Autos so um die vier Meter. Sie ist seit Jahren eine Polo- und Corsa-Domäne. Der Seat Ibiza kam über Achtungserfolge kaum hinaus. Ob dass, ab 14. Juni anders wird, wenn die vierte Generation des Autos anrollt, ist schwer zu sagen. Aber mit dem Einstand wird immerhin ein lange beklagtes Tabu im Segment gebrochen. ESP gehört fortan zur Serie im Ibiza. Bislang kostete der Schleuderblocker 525 Euro extra. Jetzt kriegt man ESP mit Berganfahrhilfe und Reifendruckkontrolle inklusive. Das gibt’s selbst bei den Konzernbrüdern VW Polo und Skoda Fabia so noch nicht.

Zwei Fahrwerksversionen

Beiden voraus hat der Ibiza auch die neue VW-Plattform A0. Sie bewirkt unter anderem, dass der Kleinwagen auf etwa drei Zentimeter breiterer Spur unterwegs ist. Bei unseren ersten Fahreindrücken überzeugte das Kurvenverhalten mit guter Spurstabilität.

Man kann sich für eine komfortable Fahrwerksversion mit angenehmem Geräuschniveau entscheiden, aber auch eine sportliche wählen, die mit strafferen Federn und Dämpfern den Oberwagen ziemlich ungerührt durch die Kurve keilt. Den Unterschied spürt man zudem am Steuer, wo die Komfortversion doch das Gefühl zulässt, lieber noch mal nachzufassen.

Großer Kofferraum

Das Heck des Seat Ibiza Foto: Seat

Durch die neue Plattform wächst der Ibiza um zehn Zentimeter auf 4,05 Meter. Das sind fünf Zentimeter mehr als beim Corsa und gleich dreizehn mehr als der Polo zwischen den Stoßfängern zu bieten hat. Das ergibt beinahe einen Segmentspitzenwert beim Stauvolumen (Skoda Fabia 300 Liter). Die 292 Liter sind 25 mehr als beim Vorgänger. Angenehmer Nebeneffekt: die Kopfstützen müssen beim Umklappen der Rückbank nicht mehr entfernt werden.

Luxuriös sind die Platzverhältnisse im Innenraum indes nicht geworden. Aber bei normaler Statur haben zwei Erwachsene auch auf der Rückbank ausreichend Platz, um noch einen Kindersitz zwischen sich zu vergurten.

Überarbeitete Motoren

Sportliche Armaturen Foto: Seat

Noch unterbelichtet bleiben die Möglichkeiten der neuen Plattform bei Motoren und Getriebe. Von den modernen VW-Common-Rail-Diesel, TSI-Benzinern oder dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist bei den Seat-Verantwortlichen erst in Andeutungen die Rede. So muss denn der Ibiza zunächst mit bewährten Aggregaten vorlieb nehmen. Zum Start stehen drei Benziner und ein Diesel zwischen 70 und 105 PS zur Verfügung, die kurzfristig von zwei TDI mit 80 und 90 PS ergänzt werden sollen.

Alle Diesel sollen nach den Ankündigungen die fürs Image und irgendwann wohl auch für die Kfz-Steuer bedeutsame Marke von 120 Gramm CO2 pro Kilometer unterbieten. Um das mit schon konstruierten Aggregaten hinzubekommen, bleiben nicht viele Stellschrauben. Zum einen wurde die Karosse durch leichtere, aber festere Stähle um knapp 50 Kilogramm abgespeckt. Zum anderen drückten die Entwickler die Verbrauchs- und Emissionswerte, indem sie die Motorsteuerung und die Schaltpunkte des manuellen Fünfganggetriebes «optimierten».

Diesel mit serienmäßigem Partikelfilter

Die Platzverhältnisse Foto: Seat

Was etwa den 1.9 TDI mit 105 PS ziemlich an die Kette legt. Um 4,5 Liter Durchschnittsverbrauch (119 Gramm CO2 pro Kilometer) im Datenblatt ausweisen zu können, büßten der vierte und fünfte Gang ein gutes Stück ihrer Elastizität ein. Die maximalen 240 Newtonmeter Drehmoment wirken fast wie in Luft aufgelöst, was anderseits den eigentlich knurrigen TDI doch irgendwie besänftigt. Um die angekündigten 10,5 Sekunden im Sprint von null auf hundert zu erreichen, muss man im dritten Gang schon ordentlich Dampf machen.

Neu ist der Umstand, dass alle Selbstzünder von Anfang an mit serienmäßigem Partikelfilter versehen sind, was im VW-Reich zuletzt nicht unbedingt zu den Selbstverständlichkeiten gehörte. Die bislang angekündigten sechs Motorvarianten dürften kaum das letzte Wort sein. Sportlichere FR- und Cupra-Versionen des Ibiza sollen auf alle Fälle folgen. Der alte Ibiza protzte mit dreizehn Aggregaten.

Schnittstelle für mobile Navis

Schnittstelle für mobile Navis Foto: Seat

Gutes Gefühl für Zeitgeist zeigte Seat im Cockpit. Für 50 Euro extra gibt es künftig kabelsalatfrei auf dem Armaturenträger eine Schnittstelle für mobile Navigationsgeräte. Zunächst nur für eine bestimmte Tomtom-Edition, andere sollen aber folgen. Samt ESP und sechs Airbags liegt der künftige Einstiegspreis für einen 1.2 Benziner mit 70 PS inklusive 300 Euro Frühbucherrabatt (soll bis Ende September möglich sein) bei 12.190 Euro. Das im Spätsommer startende dreitürige Sportcoupé ist ab 11.490 Euro zu haben. Der 105 PS starke Diesel ist mit 17.660 Euro aufgerufen. Ein Klimaanlage kostet 900 Euro zusätzlich.

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