Saturn Aura Hybrid: Kraft der zwei Herzen

Keine Vectra-Generation kann von sich behaupten, über eine besondere Aura verfügt zu verfügen. In Nordamerika kommt der Mittelklasse-Opel unter dem Dach der Konzernschwester Saturn zu späten Ehren.

Von Stefan Grundhoff

Zur Überraschung vieler wurde der Saturn Aura jüngst zum Auto des Jahres in Nordamerika gewählt. Auf Plakatwänden und in Radiospots heißt es nur «some nice guys finish first» - einige nette Burschen kommen einfach früher ans Ziel. Der Aura ist in der allzu gesichtslosen US-Mittelklasse ein echtes Statement - insbesondere, weil GM seinen Hoffnungsträger nicht nur mit einem sehenswerten Außendesign, sondern auch innovativer Hybridtechnik versehen hat. Einmal mehr guckt der europäische Opel-Ableger dabei in die Röhre. «General Motors hat Mild Hybrids auf dem Markt und wird schon bald Vollhybriden mit Two-Mode-Technik anbieten. Wir haben Technik im Konzern und bringen sie dort auf den Markt, wo es am meisten Sinn macht», sagt Roger Johansson, Vice President GME Powertrain. «In Europa gibt es derzeit Technologien, die dieselben Resultate bringen, aber weniger kosten.»

Dem Weltauto gehört die Zukunft

General Motors will zukünftig mehr Weltautos auf die Märkte bringen. Heißt, mehr nahezu identische Fahrzeuge, die mit wenigen Adaptionen auf möglichst vielen Märkten in Umlauf gebracht werden sollen. Zu nennen sind hierbei nicht nur der Opel Antara, der unter anderem als Saturn Vue und Chevrolet Captiva zu bekommen ist, sondern auch der aktuelle Astra, der GT oder eben der Aura. Mit seinem wenig eleganten Design tat sich der Opel Vectra nicht nur in Deutschland seit seinem Marktstart schwer und schaffte es trotz unbestrittener Qualitäten nicht zu Ruhm, Ehre und guten Verkaufszahlen. Groß sind in Zürich und Rüsselsheim daher die Erwartungen an den Vectra-Nachfolger, der auf der Frankfurter IAA als Studie seine Premiere feiern wird und im kommenden Frühjahr in den Handel kommt.

In den USA gibt es keinen Grund, bereits auf das neue Mittelklassemodell zu schielen. Der neue Saturn Aura zeigt deutliche Designelemente der aktuellen Opel-Modelle. Die Front als Mischung von Vectra und Astra ist dabei ebenso sehenswert wie die schmucke Rückansicht, die ihren europäischen Designeinfluss keinesfalls übertünchen will. Schließlich spielt man beim US-Marketing des Aura insbesondere auch die Europakarte, die mit Design und Fahrspaß verknüpft ist.

Kein Vollhybrid

Der Motor wird bei Stillstand abgeschaltet Foto: Press-Inform

Viel wichtiger noch: in den USA ist der Saturn Aura Green Line besonders als leichte Hybridversion eine interessante und überaus preisgünstige Alternative. Anders als die Konkurrenz der Toyota-Brüder Prius und Camry sowie dem Nissan Altima ist der gerade einmal 22.695 US-Dollar teure Aura kein Vollhybrid, sondern setzt gemäßigt auf die Kraft der zwei Herzen. Unter der Motorhaube des Aura Green Line übernimmt die Hauptarbeit ein wenig durchzugsstarker und geradezu unwilliger Vierzylinder mit 2,4 Litern Hubraum. Von den 122 kW / 164 PS und 215 Nm Drehmoment spürt man allzu wenig. Unterstützt wird der Vierventiler von einer intelligenten Start-Stopp-Automatik und einem regenerativen Bremssystem ähnlich dem des 1er BMW.

Motor an, Motor aus

Der Motor des Saturn Aura ist kein Voll-Hybrid Foto: Press-Inform

Muss man im Innenstadtverkehr oder an einer Ampel halten, geht der Motor bei Stillstand und gedrückter Bremse aus. Löst man die Fußbremse, startet der Motor in Sekundenbruchteilen kaum spürbar wieder. Im Gegensatz zu anderen Hybridfahrzeugen kann der Saturn Aura jedoch allein nicht mit elektrischer Energie bewegt werden. Vielmehr unterstützt das Elektromodul den Verbrennungsmotor beim Beschleunigen und Starten. So werden im Innenstadtbetrieb bis zu 0,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern eingespart. Weitere Einsparungen bringen die elektrische Servolenkung und die regenerativen Bremsen, die den hinter den Rücksitzen befindlichen Akku im Hintergrund speisen. Ob gespart wird oder nicht informiert kein großer Bildschirm, sondern allein eine grüne Eco-Leuchte und eine Analoguhr.

Prähistorische Viergang-Automatik

Die Technik des Aura ist nicht auf dem neuesten Stand Foto: Press-Inform

Neu ist das Start-Stopp-System nicht. Doch in Europa kommt es gerade bei verschiedenen Marken wie BMW und Citroen zu neuen Ehren. So alt wie die Idee des Start-Stopp-Systems scheint auch das Automatikgetriebe des Saturn zu sein. Die Kraftübertragung an die Vorderachse erfolgt über eine prähistorische Viergang-Automatik, die dem ohnehin schwächlichen Vierzylinder seine letzte Dynamik raubt. Die bessere Sechsgang-Automatik bleibt dem Topmodel mit einem 3,6 Liter großem Sechszylinder vorbehalten. Die Höchstgeschwindigkeit des Saturn Aura Hybrid liegt bei knapp 190 km/h. Nach europäischen Maßstäben liegt der Durchschnittsverbrauch zwischen 6,7 und 8,4 Litern auf 100 Kilometer. Dank des 75 Liter großen Tanks sind Reichweiten von bis zu 1000 Kilometer durchaus möglich.

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