Im Wettbewerb mit dem Helikopter

Rolls-Royce Phantom Coupé

Im Wettbewerb mit dem Helikopter
Das Rolls-Royce Phantom Coupé © Foto: pressinform

Ein Armaturenbrett, bei dem Nostalgie die modernsten Funktionen mit zurückhaltender Eleganz verdeckt. Ein Rolls-Royce Phantom Coupé ist keine Luxuskarosse wie jede andere.

Von Stefan Grundhoff

Im Gegensatz zur Phantom-Limousine greifen südenglischer Landlord oder Geschäftsmann von Welt bei dem Rolls-Royce Phantom Coupé bevorzugt selbst ins Steuer. Man könnte hetzen, wenn man nur wollte. Denn der 6,75 Liter V12 gibt einem mit seinen 453 PS alle Möglichkeiten dazu. Auf den breiten Autobahnen südlich von London schlägt sich der mächtige Teilchen-Entschleuniger deutlich besser als auf den oftmals viel zu engen britischen Nebenstraßen. Die Straße ist frei und die Blicke der Umgebung sind einem in einem Rolls Royce sowieso sicher. Wer sich für das gigantische Rolls Royce Phantom Coupé mit seinen mehr als 2,5 Tonnen Leergewicht entscheidet, hat die Garage voll und ist über der Woche bevorzugt mit einem eigenen Chauffeur unterwegs. Doch das Phantom Coupé ist die wohl dekadenteste Art und Weise, einen Rolls Royce zu bewegen. Die Limousine ist zum Reisen und Repräsentieren, das Cabriolet namens Drophead Coupé zum Sonnenbad und das Coupé schlicht für das Ego.

Schlechte Zeiten

Ein Auto ohne jegliche Abstriche, der Welt weitgehend entrückt und mit allen erdenklichen Sonderwünschen auszustaffieren, die es sonst in keiner Aufpreisliste zu finden gibt. Holzintarsien, eingestickte Familienwappen auf den Kopfstützen oder eine der rund 40.000 frei wählbaren Lackierungen sind dabei noch das Unspektakulärste, was sich die wohl betuchten Kunden für das eigene Wochenendgefährt wünschen. Aber auch bei Rolls Royce laufen die Geschäfte nach dem Rekordjahr 2008 schlecht. Mit dem neuen Ghost soll es jedoch wieder aufwärts gehen. 200 Vorbestellungen und 1.500 feste Voranfragen machen den Rolls-Verantwortlichen Hoffnung.

Nur das Nötigste

Das Cockpit des Rolls-Royce Phantom Coupé Foto: pressinform

Die Faszination eines Phantom Coupé ist selbst für die verwöhnten Rolls-Royce-Kunden etwas Besonderes. Er wirkt noch eleganter als Drophead Coupé und Limousine. Der Innenraum gewohnt perfekt eben mit diesem unnachahmlichen Armaturenbrett mit dezenten Instrumenten und kaum genügend Schaltern. Auf den ersten Blick gibt es hier nur das Nötigste. Lenkrad, drei Lenkstockhebel für Wischer, Blinker und Getriebe. Dazu eine Handvoll Chromschalter und die typischen, aber betagten Elemente der Klimatisierung. Der Navigationsbildschirm ist von zurückhaltender Größe und verschwindet auf Knopfdruck hinter dem Holzrahmen einer Analoguhr. Auch die meisten anderen Schalter liegen versteckt hinten Verkleidungen und Blenden aus Holz oder Leder.Im Fond haben dank 3,30 Metern Radstand zwei Erwachsene bequem Platz. Der Laderaum öffnet wie beim Drophead zweiteilig nach oben und unten. Die riesigen Selbstmördertüren lassen sich von innen kaum schließen. Damit beim Schließvorgang die entsprechende Noblesse nicht verloren geht, gibt es einen elektrischen Schließmechanismus, der sich am Dreiecksfenster bedienen lässt. Bei Dunkelheit hat man ebenfalls das Gefühl in einem Cabriolet zu sitzen. Das Coupé lässt seinen eigenen Dachhimmel mit winzigen Lichtquellen erstrahlen.

Standesgemäße Fahrleistungen

Das Rolls-Royce Phantom Coupé Foto: pressinform

Betont dezent hält sich das V12-Triebwerk zurück. Würde man es anhand der Tachoanzeige mit Tempo 80 nicht besser wissen - man würde schwören, der 338 KW / 460 PS starke Zwölfzylinder würde noch in sanften Träumen ruhen. Statt Drehzahlmesser gibt es die typische Analoguhr mit der visualisierten Leistungsreserve des Rolls - es sind bei Tempo 100 rund 90 Prozent. Die Geräuschkapselung ist einzigartig; die Fahrleistungen mit 0 auf 100 km/h in weniger als sechs Sekunden und einer abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h standesgemäß. Das maximale Drehmoment von 720 Nm sorgt dafür, dass der Koloss sich nicht von jedermann abhängen lassen muss.

Über den Preis wird geschwiegen

Das Rolls-Royce Phantom Coupé Foto: pressinform

Der Verbrauch von irgendetwas zwischen 15 und 22 Litern per 100 Kilometern interessiert nicht einmal am Rande. Das gilt ganz nebenbei auch für den Preis. Tom Purves, CEO von Rolls-Royce: «In unserem Besprechungsraum sitzt unser Verkaufsteam häufig mit den Kunden, zeigt Farben, präsentiert Ledersorten und spezielle Details. Normalerweise verabschiedet man sich, ohne nur ein Wort über den Preis verloren zu haben.» Kein Wunder, rund 450.000 Euro sind für die meisten Kunden kaum erwähnenswert. Das gilt auch für die Konkurrenz. «Zumeist konkurrieren wir nicht mit Fahrzeugen anderer Hersteller, sondern mit Booten, Helikoptern oder anderen Freizeit-Gegenständen,» so Tom Purves. So ein Sonntag kann eben schon einmal lang werden.

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