Schmerzensgeld inklusive

Twingo Renault Sport

Renault Sport bringt den stärksten Twingo aller Zeiten. Der kleinste Vertreter der Sport-Sparte bietet ein hervorragendes Fahrwerk, muss aber Abstriche bei der Leistung machen.

Von Thomas Flehmer

Renault will das Image des sportlichen Zweiges aufwerten. Während Fiat-Ableger Abarth nach seinem Wiederstart im vergangenen Jahr auf klassischen Wurzeln zurückblicken kann, ist für Renault-Chef Carlos Ghosn eine Wiederbelebung von Alpine kein Thema. «Alpine war gestern», heißt es in Paris. Renault Sport muss sich also selber helfen. Nach dem Megane und dem Clio schickt die sportliche Abteilung, die auch Komponenten für Serienfahrzeuge bei Renault liefert, nun den Twingo ab dem 13. September ins Rennen.

Sportlicher Auftritt

Mit einer gegenüber dem Serienmodell veränderten Front unterstreicht der Twingo RS seine sportlichen Ambitionen. Wie beim Megane und beim Clio fällt besonders der in schwarz gehaltene Kühlergrill und die Lufteinlässe mit den integrierten Nebelscheinwerfern an den äußeren enden des Stoßfängers auf. Das Heck ziert ein Spoiler oberhalb der Heckscheibe.

Auch der Innenraum setzt sich vom «normalen» Twingo ab. Die Pedalerie ist in Alu gehalten, das extra angefertigte Vierspeichen-Lenkrad besitzt im Gegensatz zum Megane und Clio keine Nullpunktmarkierung, die aber von Renault eigentlich angedacht ist. In die gut konturierten Sportsitze ist die Bezeichnung «Renault Sport» eingestickt. Insgesamt vermittelt die Fahrgastzelle ein sportliches Ambiente.

Gutes Fahrwerk

Sportliches Ambiente im Innenraum Foto: Renault

Absolut sportlichen Charakter verleiht das Fahrwerk, das Renault sehr gut gelungen ist. Die Spurweite wurde vorn um sechs Zentimeter, hinten um 5,9 Zentimeter erweitert, um eine bessere Kurvenhatz zu ermöglichen. Die Federn und Stoßdämpfer wurden um 30 Prozent gegenüber dem bisher stärksten Twingo, dem Twingo GT, verstärkt und sorgen für den sportlich harten, aber nicht zu harten, Auftritt. Für 600 Euro extra bietet Renault Sport zudem noch ein «Cup»-Fahrwerk an, bei dem Federn und Stoßdämpfer noch mehr verstärkt wurden. Zudem gibt es 17 Zoll-Leichtmetallfelgen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Serpentinen-Fahrten sind eine wahre Freude mit dem Twingo RS. In den Kurven hält der kleine Sportler passgenau die Spur und vermittelt so ein Go-Kart-Feeling, das bisher Mini für sich allein beansprucht hatte. Dabei ist ein Unterschied zwischen dem Cup- und dem Basisfahrwerk «Sport» nicht zu erkennen. 17 Zöller sehen aber auf alle Fälle besser aus als die ansonsten serienmäßigen 16 Zöller.

Zwei Haken

Optional kann der Twingo mit Rallye-Optik beklebt werden Foto: Renault

Die Fahrt auf der Landstraße hat leider gleich zwei Haken, der den Gesamteindruck des Twingo RS schmälert. Der 1,6 16 V-Benzinmotor mit immerhin 98 kW/133 PS ist für einen Sportler zu schwach. Der Wagen muss auf Touren gehalten werden, unter 4000 Umdrehungen läuft recht wenig und der RS passt sich dem Durchschnitt an ohne seine Sportlichkeit auszuspielen. Ein stärkeres Triebwerk, das mehr als die 160 Nm bei 4400 U/min ausspielt, wäre angebracht gewesen.

Das ständige Gasgeben, um den Twingo am Laufen zu halten, geht natürlich zu Lasten des Verbrauchs. So ist es sehr ärgerlich, dass - wie beim normalen Twingo auch - ein sechster Gang fehlt. Renault verweist auf Platzprobleme unter der kleinen Motorhaube. Doch gerade für den Sportler ist der sechste Gang unerlässlich. Hinzu kommt, dass der eigentlich sehr passende Sound des Motors in höheren Geschwindigkeitsbereichen, die bis Tempo 201 km/h möglich sind, immer lauter und zudringlicher wird. Und auch der angegebene Verbrauch von sieben Litern ist dann nicht zu halten. Schade, denn Renault vermiest sich damit ein besseres Standing beim Image-Aufbau der Sport-Spalte.

Verlockender Preis

Der Preis ist heiß Foto: Renault

So müssen die Franzosen über den Preis ihre Kunden gewinnen. Immerhin 1000 Einheiten sollen pro Jahr Liebhaber finden - ein ambitioniertes Ziel. Während der 500 Abarth bei 18.100 Euro startet, ist der Twingo Renault Sport bereits ab 14.800 Euro erhältlich, mit dem Cup-Fahrwerk kostet er 15.600 Euro. Damit ist der kleine Flitzer bereits gut ausgestattet.

Wer den Preis als ersten Kaufgrund nennt, fährt auch mit dem Twingo nicht schlecht, der schwächliche Motor ist dann sozusagen das Schmerzensgeld. Ein stärkerer Motor und ein sechster Gang würden den Preis zwar um gewiss 1000 Euro anheben, doch könnte man dann weiterhin unter den Mitbewerbern wie Abarth oder Citroen C2 VTS bleiben - und hätte weitere Argumente zur Steigerung des Bekanntheitsgrades - Megane und Clio haben es vorgemacht und gezeigt, dass es auch anders geht.

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