Porsche Macan S: Vom Heulen und Brabbeln

Sportliches Kompakt-SUV

Porsche Macan S: Vom Heulen und Brabbeln
Der Porsche Macan ist zum internen Bestseller aufgestiegen. © Porsche

Es ist gar noch so lange her, dass Porsche nur Sportwagen herstellte. Der Panamera war der Vorstoß in die Limousinen-Oberliga. Der Cayenne mischte die große SUV-Klasse auf. Dem soll das kleinere Pendant, der neue Macan, ab 2015 in Nichts nachstehen.

Die große Frage wird sein: Kann der zur kompakten SUV-Klasse zählende Macan auch die Erwartungen im Alltag einlösen? Schließlich ist der kleine Porsche technisch letztlich ja nichts anders als ein gründlich modifizierter Audi Q5 mit Porsche-Motor. Der Macan wird derzeit in drei Motorisierungen angeboten. Als Diesel mit 258 PS, als Macan S mit 340 PS und als Macan Turbo mit 400 PS. Wir entschieden uns für die goldene Mitte: Der Diesel passt zwar zu einem SUV, aber als „Porsche" ist „Selbstzünder" immer noch ein Exot.

Der Turbo ist zwar brillant, aber im Grundpreis - bei immerhin besserer Ausstattung - knapp 22.000 Euro teurer. Es durfte also der Macan S sein, dessen 3,0-Liter-Motor im Vergleich zum Turbo (3,4 Liter, 400 PS, 550 Nm, 266 Spitze) fast schon vernünftig anmuten. Bei allen Versionen sind der Allradantrieb und das Doppelkupplungsgetriebe (PDK) immer inklusive.

Sportwagenanspruch mit mehr Bodenfreiheit

Das passt zum Porsche-Anspruch, den „Sportwagen unter den SUV" zu bauen. Und der Macan (indonesisch für „Tiger") lässt da von Beginn an keinen Zweifel aufkommen. Wenn der Zündschlüssel umgedreht wird, heult der Turbo-Benziner erst mal eindrucksvoll auf, fällt dann aber sofort in ein sanftes Brabbeln zurück.

SUV werden gekauft, weil sie vor allem mehr Überblick und einen leichteren Einstieg bieten. Der funktioniert beim Macan. Ehemalige 911er-Fahrer mit Cayenne-Allergie und Rückenproblemen können also ihrer Marke treu bleiben. Sehr positiv vermerken wir zudem, dass wir umgekehrt aber auch nicht in eine Art Hochsitz klettern müssen. Der Fahrer sitzt beachtliche 7 Zentimeter tiefer als als im Cayenne.

Viele Knöpfe

Schalter überall Porsche

Dagegen konnten wir uns mit der Cockpitgestaltung, speziell mit der leicht ansteigenden Mittelkonsole nicht wirklich anfreunden. Dort ist nicht nur eine Vielzahl von Knöpfen untergebracht, diese sind auch unübersichtlich beschriftet. Mit anderen Worten: Die Bedienung erfordert einige Eingewöhnung.

Der Allrader zieht mit dem ersten Pedaldruck unwiderstehlich nach vorne. Dabei bleibt er akustisch (leider) relativ zurückhaltend. Anders im optionalen Sport-Chrono-Paket: Die entsprechende Taste gedrückt, werden die Kennlinien verschärft, die Gänge höher ausgefahren und die Auspuffanlage tönt im Porsche-Sound.

Relative Leichtigkeit

Echte Sprinterqualitäten Porsche

Ein Vorteil des Macan S ist seine relative Leichtigkeit. Auf der Vorderachse lastet weniger Gewicht als beim größeren Turbo und vor allem als beim schweren Diesel. Das macht das Handling zum Erlebnis. Der Macan klebt bei trockener Straße in der Kurve, lässt sich exakt lenken und bei den Fahrleistungen natürlich nichts zu wünschen übrig.

Ein SUV, das nach 5,4 Sekunden auf Tempo 100 ist, mühelos die 250 km/h-Marke knackt und sein Drehmoment (von bis zu 460 Newtonmetern) wunderbar gleichmäßig abgibt - was will man mehr? Vielleicht einen Turbo, der das alles noch besser und sportlicher kann?

Die sportliche Linie

Feste Schultern, straffes Heck Porsche

Anders als ein 11er oder vor allem ein Boxster/Cayman muss ein SUV mehr bieten, als sportliche Fahrleistungen. Der Käufer erwartet ein gewisses Maß an Alltagstauglichkeit. Der Macan ist offiziell ein Fünfsitzer, bietet aber zumindest vier Erwachsenen ausreichend Raum. Der Kofferraum fast 500 Liter, die durch Umlegen der dreifach geteilten Rücksitzbank auf 1.500 Liter erweitert werden kann.

Seine Sportlichkeit unterstreicht der Allrader durch eine hohe Gürtellinie mit entsprechend wenig Glasanteil. Die abfallende Dachlinie trifft hinten auf eine breite Schulter, einen Dachspoiler und eine sehr stark geneigte Heckscheibe. Relativ schmale, breit verlaufende Heckleuchten mit individueller Nachtgrafik runden das gelungene Gesamtbild ab.

Tankstelle als Spaßbremse

Verführungen am Steuer Porsche

Der Macan ist sicherlich kein „Sportwagen" im engeren Sinn, aber er ist zumindest ein sehr sportliches SUV mit echten Alltagsqualitäten geworden. Also ein „Sport Utility Vehicle". Zum Alltag gehört allerdings auch die Fahrt zur Tankstelle: Statt der versprochenen knapp 9 flossen annähernd 12 Liter pro 100 Kilometer Richtung Brennraum.

Angesichts der Porsche-Empfehlung, für volle Power Super Plus zu tanken, wird der Besuch an der Tanke so zu einem teuren Spaß. Was den Spaß am Sport dann doch wieder ein wenig einschränkt. (sp-x)

Vorheriger ArtikelZu hohe Geschwindigkeit führt zu Mitschuld
Nächster ArtikelBentley GT3-R: Rasende Eleganz
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden