Polsterdruck in sieben Stufen

Fahrbericht Porsche Cayman und Cayman S

Neben den diese Woche auch vorgestellten Bildern vom neuen viertürigen Porsche Panamera geht die neue Cayman-Generation beinahe unter. Kleine, feine Veränderungen markieren den Unterschied des Flitzers mit Mittelmotor in der neuen Modellgeneration.

Von Martin Woldt

Ob er sich denn auch Vierzylindermotoren im Cayman vorstellen könne, wurde Projektleiter Hans Jürgen Wöhler während der Fahrvorstellung der jüngsten Porsche diese Woche gefragt. «In der momentanen Situation der Autoindustrie kann man gar nichts ausschließen», lautete die sibyllinische Antwort. Noch aber ist zumindest für Porsche die Lage wohl nicht so, dass alles in Betracht gezogen würde, vertraut man auf die bekannten Reflexe der Kunden. Cayman und Cayman S fahren ab 21. Februar wieder mit Sechszylindern vor.

Bekannte Trumpfkarten

Und wie eh und je lauten das Stakkato der Trumpfkarten: 20PS mehr Leistung, 15 km/h höhere Spitzengeschwindigkeit, 0,4 Sekunden geringere Beschleunigung von null auf hundert. Vielleicht sind sie dereinst im «Motor-Quartett» (Kartenspiel) entscheidend. In der Leistungsklasse über 250 PS, von der wir hier reden, ist die Fahrdynamik, die sich darin ausdrückt, nur von wenigen Spitzenpiloten erspürbar.

Denn an der Souveränität des Mittelmotorkonzeptes mit dem durch die Boxermotoren sehr tief konzipierten Fahrzeugschwerpunkt hat sich natürlich nichts geändert. So dass man die Alltagsbedeutung der neuen Zahl ohne weiteres in Abrede stellen. Wer wollte dies leugnen angesichts von 195kW/265PS, die im neuen Cayman stecken, oder 235kW/320PS, die der neue Cayman S mitbringt. Die Kurvenstabilität etwas ist nach wie vor grandios.

Feine Unterschiede

Die Blinker sind nun in den Scheinwerfern integriert Foto: Porsche

Aber um diesen Zehntelbereich geht es eben, wenn man den Unterschied zwischen den neuen Cayman und den vier Jahre alten Vorgängern bestimmen will. Natürlich sank auch der Kraftstoffverbrauch der Sechszylinder, beim Cayman auf 9,4, beim Cayman S auf 9,8 Liter pro 100 Kilometer. Schon als Konzession an eine kommende, wie auch immer geartete Kfz-Steuer und ein immer unberechenbarer werdendes Kundenverhalten war das nicht zu umgehen. Im Mittel brauchen die neuen Boxermotoren einen halben Liter weniger im normierten Test.

Einigermaßen überzeugend allerdings wird der Sparschritt erst, wenn man beide Sechszylinder mit dem optionalen, jetzt verfügbaren Doppelkupplungsgetriebe (2945 Euro) ausrüstet. Gegenüber der alten Fünfgangautomatik drückt es den Verbrauch im Cayman von 10,3 auf 8,9, im Cayman S von 11 auf 9,2 Liter pro 100 Kilometer. Das mag sich sehen lassen. Aber rechnet es sich auch?

Mit Doppelkupplungsgetriebe ala VW

Vielversprechende Fahrdynamik dank neuem Doppelkupplungsgetriebe Foto: Porsche

Zumindest fährt es sich bemerkenswert. Mit der stufenlosen Siebengangautomatik, ist man Sprint auf Tempo 100 sogar eine Zehntel besser als mit dem Sechsgang-Handschalter. Im Cayman 5,7, im Cayman S 5,1 Sekunden. Anders als die aufbaugleiche Doppelkupplung bei VW oder Audi, spürt man die Beschleunigung weniger linear, sondern absichtlich mit jeder Schaltstufe von neuem das eigene Beschleunigungsgewicht in den Sitzpolstern. In der Spitze werden mit dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) 263 oder 275 km/h erreicht

Benzindirekteinspritzung im Cayman S

Die Beschreibung der Antriebsunterschiede zwischen den Caymangenerationen wäre unzureichend, bliebe der Hinweis auf die Benzindirekteinspritzung im Cayman S aus. Das wieder als Mittelmotor verbaute neue 3,4 Liter Boxer-Aggregat leistet durch das mit bis zu 120 bar eingespritzte SuperPlus-Benzin 25 PS mehr und lässt einen tiefer röhrenden Sound erklingen.

Das verbesserte Kraftstoff-Luft-Gemisch verbrennt im Mittel einen ganzen Liter sparsamer als beim gleichgroßen Vorgänger mit Saugrohreinspritzung. Überdies ist der Motor leichter und leistet sich weniger Reibungsverluste. Ob der Spareffekt auch noch nach dem Drücken der optionalen «SportPlus»-Taste messbar bleibt, ist eine andere Frage. Sie löst eine veränderte Schaltstrategie nach dem anfahren aus, die die Beschleunigung noch mal um 0,2 Sekunden verkürzt.

Zeichen an Bug und Heck

Geschwungene LED-Heckleuchten Foto: Porsche

Wer äußerlich Unterschiede der neuen Cayman-Generation feststellen will, muss sich die Scheinwerfer näher ansehen und die nun darin integrierten Blinklichter entdecken. Das Tagfahrlicht wanderte an die Stelle der Nebelscheinwerfer. Besonders gelungen sind die Heckleuchten, die ähnlich wie bei Audi im Dienste der Unverwechselbarkeit nun mit LEDs markante Karosserielinie nachziehen. Beim neuen Cayman sind das vor allem die Schwünge der Heckkotflügel, die die aufaddierte Leistung auch in zusätzlicher Muskelmasse sichtbar machen. Und natürlich ist das Ganze auch nicht mehr zu den alten Preisen im Regal. Der Cayman kostet künftig ab 49.831 Euro, der Cayman S ab 61.493 Euro aufwärts.

Keine Beiträge vorhanden