Im Rahmen des Möglichen

Fahrbericht Porsche Boxster S

Ungewöhnlich früh für ein offenes Auto startet Porsche Mitte Februar den neuen Boxster. Auch er kommt mit mehr Leistung bei geringerem Verbrauch daher, bleibt aber in den engen Grenzen, die ihm die Tradition vorgibt.

Von Martin Woldt

Mit der Fahrvorstellung des Boxsters komplettierte Porsche die Einführung seiner überarbeiteten Mittelmotor-Baureihe. Im Februar treten Cayman und Boxster zum Marktstart in den Autohäusern an. Abgesehen vom faltbaren Stoffdach unterscheiden sie sich nur unwesentlich.

Im Kern der Marke

Technisch sind beide Autos baugleich. Allerdings ist der offene Roadster in besonderer Weise der Tradition verpflichtet. Denn Ferdinand Porsches erster Sportwagen aus dem Jahre 1948 war ebenfalls ein offenes Fahrzeug mit niedrigem Schwerpunkt und einer Fahrerposition in der Mitte der Konstruktion. Der Boxster steht also für den Kern der Marke. Er lässt sich auch in seiner neuesten Generation je nach Situation komfortabel oder sportlich bewegen. Mitunter auch beides zugleich, denn bei 150 km/h, vom Fahrtwind kaum gepeinigt, noch ohne größere Anstrengung hinter der Windschutzscheibe eine Unterhaltung zu führen, lässt nicht jedes offene Auto zu. War aber schon beim alten Boxster nicht grundsätzlich schlechter.

Bestehendes Diesel-Tabu

Geschwungene LED-Heckleuchten Foto: Porsche

Verwunderung, als hätte man nach der Erde als einer Scheibe gefragt, erntet man, wenn man Porsches Dogma berührt. «Können Sie sich einen Sportwagen mit einem Selbstzünder vorstellen?» Und noch ehe unsereiner auf den Audi TT 2.0 TDI verweisen kann, erklärt Baureihenchef Hans-Jürgen Wöhler: «Wenn wir den Leuten einen Diesel im Boxster servieren, hätten sie uns wohl geprügelt.» Ob er dabei an die amerikanische Stammkundschaft oder seine Vorstände gedacht hat, ist nicht so ganz klar. Immerhin begeht Porsche bei der kurz bevorstehenden Präsentation des Diesels im Cayenne ja selbst den Bruch des lange gehegtes Tabus. Aber das sei eben ein ganz anderes Auto.

Reduziertes Gewicht

Auch der Hinweis auf einen Verbrauch von 5,3 Litern (139 g/km C02 im Audi TT) gegenüber 8,9 bzw.9,2 Litern (214 bzw. 221 g/km CO2) in Boxster und Boxster S fruchtet nicht. Über dieses Stöckchen mögen sie bei Porsche noch nicht springen. Nur der Denkübung mit kleineren Vierzylinder künftig neue Sparpotentiale zu heben, wird nicht völlig widersprochen: Denkbar sei alles. Die präziseren Antwort zielen allerdings stets auf die beiden komplett überarbeiten Sechszylinder. So wären wohl Hubraum und Leistung zwar gewachsen, der Verbrauch aber trotzdem um elf Prozent im Basismodell und 16 Prozent in der S-Variante mit Doppelkupplungsgetriebe gesenkt worden. Dazu trägt etwa eine variable Ölpumpe bei, die anders als bisher viel flexibler auf die unterschiedlichen Lastanforderungen regiert. Dazu gehören aber auch durch Leichtbau erzielte Gewichtseinsparungen so um die 15 Kilogramm beim insgesamt etwa 1340 Kilogramm schweren Fahrzeug.

Neues Doppelkupplungsgetriebe

Leicht zu öffnendes Dach Foto: Porsche

Mit 255 PS im Boxster und 310 PS im Boxster S lassen die Aggregate eigentlich nichts vermissen. Sie sind in der Serie nun mit einem manuellen Sechsganggetriebe, und damit einer Schaltstufe mehr als bisher unterwegs. Mit der stufenlosen Siebengangautomatik, ist man Sprint auf Tempo 100 mit 5,2 oder 5,8 Sekunden sogar jeweils eine Zehntel besser als mit dem Sechsgang-Handschalter. Anders als die aufbaugleiche Doppelkupplung bei VW oder Audi, spürt man die Beschleunigung weniger linear, sondern absichtlich mit jeder Schaltstufe das eigene Beschleunigungsgewicht in den Sitzpolstern.

Mit Benzindirekteinspritzung

Zur Beschreibung der Antriebsunterschiede zwischen alter und neuer Boxstergeneration gehört der Hinweis auf die Benzindirekteinspritzung im Boxster S. Das neue 3,4 Liter Boxer-Aggregat leistet durch den mit bis zu 200 bar eingespritzten Sprit 15 PS mehr und ist allein dadurch um knapp fünf Prozent sparsamer. Außerdem ist einen tiefer röhrender Sound zu hören. An dem hat Porsche mit 40 Spezialisten gebastelt hat. Das akustische Spektrum reicht von sanftem Brummen im Stand über ein kraftvolles Brabbeln bei gleichmäßiger Fahrt bis zum temperamentvollen Aufbrüllen beim plötzlichen Tritt auf das Gaspedal.

Lenkhilfe weiter hydraulisch

Edles Cockpit Foto: Porsche

Ein weiteres noch ungehobenes Sparpotential liegt in der Lenkung. Sie arbeitet auch im neuen Boxster mit herkömmlicher Unterstützung, einer stetig arbeitenden Hydraulikpumpe. «Wir konnten uns noch nicht für eine elektrische Lenkhilfe entscheiden, weil sie bislang nicht die für einen Porsche typische Rückmeldung von der Fahrbahn gewährleistet», so Martin Constien aus dem Entwicklungsteam. Den hervorragenden Fahreindruck steht so viel Tradition zumindest nicht im Wege. Trotz etwas verringertem Lenkkräfteniveau ist Porschefahren besonders in Kurven stets ein Ereignis. Die unmittelbare Umsetzung der Lenkradkommandos, die enge Spurführung, der spürbare Muskeleinsatz und der sichere Fahrbahnkontakt der Räder ergeben ein besonderes Fahrgefühl, das sich in anderen Autos nicht ohne weiteres imitieren lässt.

Die Preise

Aber er hat eben auch seinen Preis. Der neues Boxster verlangt mindestens 46.142 Euro beim Händler. Der stärkere Boxster S ist ab 55.781 Euro zu haben. Das optionale Porsche-Doppelkupplungsgetriebe schlägt mit 2945 Euro zu Buche.

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