Porsche 911 Turbo: Fahrspaß neu definiert

Porsche hat in den neuen 911 Turbo viel Innovationskraft gelegt. Herausgekommen ist ein Auto mit 480 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 310 km/h – und viel Fahrspaß.

Von Frank Mertens

Es gibt Autos, die ziehen einen in ihren Bann. Und das nicht nur wegen der reinen Leistungsdaten. Natürlich hat es seinen Reiz, einen vor Kraft strotzenden Sportwagen zu fahren. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.

Zusammenspiel von Kraft und Dynamik

Die eigentliche Faszination resultiert aus dem Zusammenspiel von Kraft und Fahrdynamik. Denn was nutzt die ganze PS-Protzerei, wenn ein Auto seine Kraft nicht optimal auf die Straße bringen kann? Kurz gesagt: nichts! Doch wenn diese beiden Komponenten in idealer Weise korrespondieren, setzt die Faszination ein.

Das bullige Heck des neuen Porsche Foto: Werk

Schließlich ist ein Sportwagen wie der neue Porsche 911 Turbo nichts anderes als ein Objekt der Begierde. Wer jetzt einwendet, dass das alles doch wenig abgeklärt klingt - hat Recht. Er oder sie hat allerdings auch noch nie in einem solchen Auto gesessen und konnte an der Seite von Rallye-Legende Walter Röhrl auf einer abgesperrten Bergstrecke in Andalusien erleben, zu was dieses neue Aushängeschild der Schwaben im Stande ist.

480 PS unter der Haube

Der Motor ist ein wahres Kraftpaket Foto: Werk

Im Vergleich zum Ur-Turbo aus dem Jahr 1974 vollzieht sich mit der sechsten Generation - sie kommt in Europa am 24. Juni zu Preisen ab 133.603 Euro auf den europäischen Markt - ein Quantensprung. Während das Flaggschiff der Elfer-Baureihe es vor über 30 Jahren mit seiner Drei-Liter-Maschine «nur» auf 260 PS brachte, sind es beim Neuen mit seinem 3,6 Liter-Sechszylinder satte 480 PS. Das Drehmoment liegt bei 620 Nm.

Die Belüftungsöffnungen vor dem Hinterrad Foto: Werk

Wem das immer noch nicht genug ist, der kann das so genannte «Sport Chrono Paket Turbo» für knapp 1500 Euro ordern: Damit lässt sich das Drehmoment nochmals um 60 Nm auf dann 680 Nm erhöhen. Dafür muss nur die Sporttaste neben dem Schalthebel gedrückt werden, die für einen kurzfristigen Overboost beim Beschleunigen sorgt. Zwar bietet der Porsche 911 Turbo zwar auch schon so genügend Power, doch wer halt das Quäntchen mehr Durchzugskraft möchte, sollte darauf nicht verzichten. Vor allem bei Zwischenspurts lernt man diesen Overboost zu schätzen.

Neuer Abgasturbolader

Das übersichtliche Cockpit Foto: Werk

Wie August Achleitner, der Leiter der Baureihe 911, sagte, resultiert dieses Plus an Performance aus dem erstmals eingesetzten Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie. «Erst diese Technologie ermöglicht es, den gesamten Abgasstrom in jedem Betriebspunkt des Motors optimal für die Aufladung zu nutzen, indem die jeweiligen Vorteile eines kleinen und eines großen Abgasturboladers miteinander verbunden werden», erklärt Achleitner.

Dabei standen die Entwickler vor der Herausforderung, die entstehenden Temperaturen beim Turbomotor von bis zu 1000 Grad zu beherrschen. Gelungen ist dies durch die Verwendung von hochfesten Materialien aus der Luft- und Raumfahrtindustrie.

Noch sportlichere Fahroptionen

Die Seitenlinie des Turbo Foto: Werk

In Verbindung Turbolader und dem neu entwickelten Allradsystem Porsche Traction Management (PTM) stehen dem Turbo-Fan damit nochmals sportlichere Fahroptionen zur Verfügung. Die reinen Daten: Der 911er beschleunigt mit dem optionalem Tiptronic-Getriebe (Aufpreis 2871 Euro) in 3,7 Sekunden von Null auf 100 km/h. Die 200 km/h-Marke hat er nach 12,8 Sekunden durcheilt. Die Spitzengeschwindigkeit erreicht er bei 310 km/h.

Ein Tempo, keine Diskussion, dass man auf deutschen Autobahnen nicht wirklich lange fahren beziehungsweise lange genießen kann. Der Spritverbrauch wird vom Hersteller mit Tiptronic-Getriebe mit 13,6 Litern angeben. Für ein Auto dieser Klasse ein guter Wert. Das sind trotz Leistungszuwachs schließlich 0,3 Liter weniger als beim Vorgängermodell.

Faszinierender Fahrspaß

Die Lichter des Turbo sorgen für gute Sicht Foto: Werk

Doch der Topspeed ist bei diesem Auto wirklich nicht das Maß der Dinge. Vielmehr liegt es in der Fahrdynamik. Und hier kommt das PTM mit seinem Steuergerät ins Spiel. Es wertet verschiedene Indikatoren wie beispielsweise Lenkwinkel oder Raddrehzahlen aus.

Anhand dieser Daten wird die für die jeweilige Fahrsituation angemessene Kraftübertragung über die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung an die Räder übersandt. Dadurch entsteht ein ausgesprochen hohes Maß an Fahrsicherheit. Das Allradsystem funktioniert so perfekt, dass Walter Röhrl die Testfahrten trotz schlechter Fahrbahnverhältnisse und Rollsplitt mit dem ausgeschaltetem Porsche Stability Management (PSM) absolvierte - und das bei einem Tempo von weit über 200 km/h (!)

Größere Bremsen

Walter Röhrl am Steuer Foto: Werk

Sollte es wirklich einmal eng werden, dann kann man sich voll und ganz auf die Bremsen verlassen. Vorn und hinten haben die Bremsscheiben einen Durchmesser von 350 Millimetern; die Beläge der Sechskolbenbremsanlage weisen im Vergleich zum Vorgängermodell eine um 42 Prozent vergrößerte Fläche auf. Wem das immer noch nicht reicht, der kann optional die Keramikbremse ordern: Sie bietet nicht nur ein besseres Ansprechverhalten, sondern auch Sicherheit vor Korrosion. Dieser Spaß hat jedoch seinen Preis: Er kostet schlappe 8491 Euro, dafür kaufen sich weniger Betuchte einen Kleinwagen.

Doch bei Herstellern, die sich wie Porsche im Hochpreissegment bewegen, spielt der Preis für den Kunden ohnehin nur eine sekundäre Rolle. Er lässt sich den Spaß an seinem Lustobjekt durch solche Dinge nicht verderben. Nicht von ungefähr befinden sich die Schwaben seit zwölf Jahren auf Erfolgskurs. Und der 911 Turbo soll mithelfen, dass dieser Kurs beibehalten bleibt. Allein für das kommende Geschäftsjahr 2006/2007 erwartet Vorstandsmitglied Michael Macht angesichts der Auftragseingänge einen Absatz von bis zu 6000 Fahrzeugen. Im Durchschnitt soll sich der Neue jährlich zwischen 3500 bis 4000 Mal verkaufen.

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