Peugeot iOn: Die Elektrozukunft beginnt jetzt

150 Kilometer Reichweite

Peugeot läutet das Elektrozeitalter ein. Das emissionsfreie Elektroauto wird noch in diesem Jahr auf den Markt kommen – doch zunächst werden nur Geschäftskunden den Wagen leasen können.

Von Thomas Flehmer

Mit dem A2 hatte Audi vor rund zehn Jahren ein besonders verbrauchsarmes Auto geschaffen. Doch die Kraftstoffpreise waren damals noch nicht so hoch, als dass eine Verbrauchsreduktion zu den Kaufgründen zählen konnte. Design war wichtiger und da hatte der A2 schlechte Karten. Eine Dekade später bringt nun Peugeot ein emissionsfreies Elektroauto Ende des Jahres auf den Markt, das vom Aussehen ein wenig an das Derivat aus Ingolstadt erinnert - wenn auch in zusammengeknautschter Form.

Gute Beschleunigung im Zwischenbereich

Ein recht hohes rundes Dach verleiht dem 3,48 Meter langen iOn ein besonderes Aussehen von der Seite, so sehen Ökomobile aus. Doch beim elektrischen Fahren zeigt der 47 kW/64 PS starke Hecktriebler wahrlich andere Qualitäten auf. Wie bei Elektromotoren üblich, steht das maximale Drehmoment schon beim ersten Herunterdrücken des Gaspedals zur Verfügung. Über 180 Newtonmeter aktiviert der Elektro-Peugeot, der somit den Zwischensprint von 30 bis 60 km/h in 3,5 Sekunden erledigt und somit in diesem Bereich bessere Beschleunigungswerte aufweist als ein 207 THP 150 – und das Ganze so gut wie lautlos.

Die komisch zu lesende Maßeinheit ist der Gegebenheit geschuldet, dass der iOn vornehmlich im Stadtverkehr und auf der Stadtautobahn eingesetzt werden wird. Und da kann der 1,1-Tonner gut mithalten. Ein Überholen auf der linken Spur ist also keine Utopie und wer von einem Elektroauto überholt wird, sollte sich nicht gleich hinterfragen, ob mit ihm etwas nicht stimme. Bei den Insassen des iOn kommen diese Gefühle nicht auf. Sie sitzen ganz normal französisch. Etwas weicher, etwas weniger Seitenhalt, die Lenkung agiert auch ein wenig schwammig. Der Unterschied zu einem französischen Mobil mit Verbrennungsmotor ist also nicht ganz so groß.

130 km/h Höchstgeschwindigkeit

Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Audi A2 sind vorhanden Foto: AG/Flehmer

Sicher, die kargen Instrumente erinnern eher an einen Dacia Logan als an einen Citroen C6, aber die Anzeige für Geschwindigkeit und Fahrweise – ob man verbrauchsarm fährt oder der Batterie sogar wieder Strom zukommen lässt – passt auf den Elektro-Vorreiter, der baugleich mit dem Mitsubishi Miev und dem Citroen C-Zero ist. Das Einlegen des einzigen Ganges erfolgt wie bei einer normalen Wandlerautomatik und ab geht die Beschleunigung.

Nach diesem Zwischensprint geht es etwas zäher der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h entgegen. Doch die zu erreichen, entspricht nicht unbedingt dem Charakter des Elektrofahrzeugs. Denn je höher die Geschwindigkeit, desto kürzer ist die Reichweite, die Peugeot auf 150 Kilometer festgelegt hat. Dann aber müssen Heizung und Klimaanlage ausgeschaltet sein und eine stabile Durchschnittsgeschwindigkeit vorhanden sein.

75 Kilometer Reichweite im Alltag

Der karge Innenraum passt zum Charakter Foto: Peugeot

Im Alltagsbetrieb rechnet Peugeot im Stadtverkehr mit eingeschalteter Heizung und einem Stundenmittel von 15 km/h ebenso mit 75 Kilometern Reichweite wie bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 115 km/h auf der Autobahn mit eingeschalteter Klimaanlage. Wobei gerade Heizung und Klimaanlage die Stromfresser sind, die bis zu 45 Prozent der Ladung für sich beanspruchen.

Für die meisten Stadtmenschen reichen 75 Kilometer pro Tag aber aus, sodass keine Angst vor einer leeren Batterie bestehen sollte. Das 16 kW/h starke Lithium-Ionen-Paket kann über jede handelsübliche Steckdose wieder aufgeladen werden. Sechs Stunden dauert der Ladevorgang, ist eine Schnellladestation in der Nähe, stehen 80 Prozent der Batterie innerhalb von 30 Minuten zur Verfügung.

Kein Memory-Effekt

Eine Anzeige verrät, ob man sparsam unterwegs ist Foto: Peugeot

Keine Angst muss man dabei haben, dass die Akkumulatoren trotz nicht vollständiger Ladung Schritt für Schritt ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Einen so genannten Memory-Effekt gibt es nicht, es könnten also beispielsweise auch nur 30 Prozent eingespeist werden, ohne dass das Speicherelement Schaden erleidet.

Auf 150.000 Kilometer ist die Lebensdauer der Batterie ausgelegt, danach muss mit 20 Prozent Leistungsverlust gerechnet werden. Doch das danach ist nicht nur für Peugeot die große Unbekannte. Da noch keine Erfahrungen bestehen, werden die Elektromobile für 499 Euro pro Monat auf fünf Jahre ausgelegt zum Leasing angeboten. "Es werden keine Modelle verkauft, da wir keine Erfahrungswerte bisher haben und die Kunden im ungünstigsten Fall nicht unnötig belasten wollen", sagt Peugeot-Pressesprecher Bernhard Voß.

Bis zu 20.000 Euro Förderung

Zunächst werden nur Flotten- und Geschäftskunden bedient. Diese werden in Deutschland ab April 2011 auch in den Genuss von Serviceleistungen kommen, die im Leasingpreis enthalten sind. In Frankreich ist die Nachfrage relativ groß. Dort gibt es auch eine Förderung über 5000 Euro, in den Niederlanden können sogar bis zu 20.000 Euro vom Staat beantragt werden. In Deutschland muss man sich jedoch noch gedulden und auf Signale aus der Politik warten.

Peugeot rechnet damit, bis zum Jahr 2015 50.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr zu verkaufen. Einen Einbruch, wie ihn der Audi A2 erlebte, erwarten die Macher nicht. Aber auch der Ingolstädter Sparfuchs ist mittlerweile beliebter als noch vor zehn Jahren.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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