Peugeot 607 HDi Bi-Turbo: Schalten stört

Zwei Turbolader, 170 PS, viel Platz, günstiger Preis – der Peugeot 607 ist als HDi Bi-Turbo eine Alternative zu einem Audi A6, 5er BMW oder der Mercedes E-Klasse. Leider muss er ohne Automatik auskommen.

Von Sebastian Viehmann

Der Franzose an sich hat beim Autofahren die Ruhe weg. Bequem zurückgelehnt kurvt er über die Landstraße, Beulen beim Einparken nimmt er hin wie das Wetter - und sollte er sich tatsächlich einmal aufregen, zuckt höchstens die Gauloise im Mundwinkel. Aber wenn sie wollen, können unsere Nachbarn auch ordentlich Dampf machen. Zum Beispiel mit Peugeots Bi-Turbo. Den gibt es jetzt auch für den 607. Das Luxus-Flaggschiff ist bislang eher ein Exot auf deutschen Straßen - im Jahr 2005 wurden hierzulande exakt 1541 Stück verkauft.

Nur noch ein Turbo-Löchlein

Der aus dem kleineren 407 bekannte Doppel-Lader besteht aus zwei kleinen Garrett-Turboladern. Im unteren Drehzahlbereich arbeitet nur einer davon, der zweite kommt je nach Leistungsbedarf zwischen 2600 und 3200 Umdrehungen als Verstärkung hinzu.

Weil die Turbinen so klein sind, sprechen die Lader schnell an, und der Schub steht spontaner zur Verfügung als bei gewöhnlichen Turbodieseln. Bei Peugeot geschieht die Kraftentfaltung zwar nicht ganz so fix wie bei den neuen Twinturbo-Selbstzündern von BMW, die nach einer ähnlichen Logik arbeiten. Aber der Vorteil gegenüber einem gewöhnlichen Einzel-Lader ist enorm: Das berüchtigte Turboloch hat Peugeot zu einem Löchlein verkleinert.

In 9,3 Sekunden auf 100 - Heckansicht des Peugeot 607 Foto: Press-Inform

Beim 607 müssen die 170 PS allerdings einige Kilogramm mehr in Fahrt bringen als beim kleineren 407. Aber die Leistung reicht locker aus, um dem großen Franzosen das vermeintliche Senioren-Image auszutreiben. Wenn man es darauf anlegt, kann man mit dem Fronttriebler beim Anfahren die Reifen quietschen lassen. Die Kraftentfaltung geht dabei stets französisch kultiviert und mit einem akzeptablen Geräuschniveau vonstatten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 224 Kilometern pro Stunde. Den Spurt von 0 auf 100 absolviert der Biturbo in 9,3 Sekunden und ist damit nur eine halbe Sekunde langsamer als der stärkste 607 mit dem 2.7-Liter V6-Diesel.

Automatik nur für das Top-Modell

Aber während die Power stimmt, hakelt es in der Kraftübertragung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Das Sechsgang-Schaltgetriebe mit seinen langen und etwas unpräzisen Wegen macht in einer großen Limousine keinen rechten Spaß und passt vor allem nicht zum sonst durchaus gelungenen Luxus-Ambiente. Beim Thema Automatik stellen sich die Franzosen aber stur. Es gibt sie nur für den 204 PS starken V6-Diesel oder den V6-Benziner. Während beim agilen 407 die Verbindung Schaltgetriebe und Bi-Turbo-Vierzylinder ein attraktives Spaßpaket ergibt, passt zum 607 der Automatik-V6 einfach besser. Allerdings verbraucht der Bi-Turbo-Vierzylinder trotz ähnlicher Fahrleistungen zwei Liter weniger als der V6, nämlich 6,4 Liter.

Das Fahrwerk des 607 ist für komfortables Reisen ausgelegt und gibt keinen Anlass zur Kritik. Auch die leichtgängige Lenkung passt zu der Charakteristik, wenn sie auch agile Kurvenfahrten erschwert. ESP gibt es serienmäßig, ebenso acht Airbags.

Preislich unter den Etablierten

Gediegen und konservativ: Innenraum des Peugeot 607 Foto: Press-Inform

Das Interieur ist gediegen, fast schon ein bisschen spießig, aber in jedem Fall bequem. Platz gibt es vorn und hinten reichlich, Walnussholz-Einlagen bekommt man in jedem Modell, eine komplette Lederausstattung erst im Top-Modell «Platinum» (38.150 Euro). Doch schon die Prémium-Ausstattung (33.850 Euro) kann sich sehen lassen und bietet zum Beispiel CD-Radio, Tempomat, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch verstellbare Vordersitze, Klimaanlage mit Handschuhfach-Kühlung, geteilt klappbare Rücksitze, Licht- und Regensensor sowie einen per Knopfdruck automatisch schließenden Kofferraum.

Preislich liegt der 607 deutlich unter dem Niveau der meisten etablierten Konkurrenten wie Audi A6 2.0 TDI, BMW 520d oder Mercedes E 220 CDI. Diesel-Power mit viel Platz und Exoten-Status bieten auch Renault Vel Satis, Chrysler 300 C oder Citroen C6, wobei sich letztere eher mit dem 607 V6 HDi Automatik vergleichen lassen.

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