Opel Antara 2.0 CTDI: Die Aufholjagd beginnt

Die Abwesenheit von Opel im SUV-Segment dauerte drei Jahre. Mit dem Antara wollen die Rüsselsheimer jetzt wieder die Spitze erklimmen. Angesichts asiatischer Konkurrenz ein schweres Unterfangen.

Von Thomas Flehmer

Drei Jahre nach der Einstellung des Frontera startet Opel einen neuen Angriff im SUV-Segment. Trotz der Verspätung gegenüber den Mitbewerbern peilen die Rüsselsheimer mit dem Antara, der auf dem Pariser Autosalon Ende September seine Weltpremiere feierte, forsche Ziele an. «Sicherlich klafft eine Lücke zwischen Frontera und Antara. Wir hätten das Auto schon gerne zwei Jahre früher gehabt», sagte Opel-Geschäftsführer Alain Visser bereits vor der Präsentation in Athen zu Autonews24.

Dynamische Linien fehlen

Auch wenn das Auto einige Zeit zu spät kommt, beansprucht Opel - aufgrund des Frontera-Erfolgs, der von 1991 bis 2003 rund 285.000 Käufer in Europa fand, wieder einen vorderen Platz im Segment. Zwar betont der Autobauer aus Rüsselsheim, als erster europäischer Hersteller wieder in das Segment einzudringen, doch die Konkurrenz aus Asien mit dem Toyota RAV4, dem Kia Sorento oder dem Hyundai Tucson hat sich bereits einige Marktanteile im weiter wachsenden Segment gesichert.

Um so unverständlicher ist, dass der im vergangenen Jahr auf der IAA in Frankfurt vorgestellten Studie einige dynamische Linien der Karosserie genommen wurden. So kann sich der Antara nicht wirklich von den Konkurrenten absetzen. Sicherlich wirkt das neue Modell imposant, aber es reiht sich auch zu sehr ein in den Einheitsbrei des SUV-Segments. Eine Falte hier und da wäre besser gewesen. So verbleiben an der Außenlinie zwei Falten, die immerhin etwas Sportlichkeit suggerieren.

Akzent auf Sportlichkeit

Der Antara bietet viel Raum für Gepäck. Foto: Werk

Und das soll den Unterschied zum gemeinsam mit Konzernschwester Chevrolet entwickelten Geländewagen ausmachen - der Importeur aus Bremen feierte bereits Markteinführung mit dem baugleichen Captiva. Opel setzt mit dem Frontera-Nachfolger mehr auf Sportlichkeit. So fehlt beim SUV, der zunächst mit zwei Benzinern und einem Diesel auf den Markt kommt, die Option auf eine dritte Sitzreihe, um halt den sportlichen Aspekt zu unterstreichen.

Allerdings zeigte sich der 2.0 CDTI, der rund 80 Prozent der Verkäufe ausmachen soll, bei den ersten Testfahrten nicht unbedingt als Sportler im SUV-Segment. Zwar sind die 110 kW/150 PS ausreichend, um zügig voranzukommen, doch die Dynamik fehlt schon beim Anrollen. So muss bereits der zweite Gang in hohen Drehzahlen eingelegt werden, um den nötigen Speed zu erzeugen beziehungsweise zu halten. Das maximale Drehmoment von 320 NM liegt erst bei 2000 U/min an. Wird dagegen schon an der unteren Drehzahlgrenze hochgeschaltet, tuckert der Antara nur langsam an.

Voll geländetauglich

Hohe Bodenfreiheit macht den Allradler geländetauglich Foto: AN24/Flehmer

Ein weiteres Hindernis der Sportlichkeit macht die Lautstärke des Diesels aus. Der vom italienischen VM Motori in Korea produzierte Selbstzünder, der nach Herstellerangaben auf 100 Kilometern durchschnittlich 7,4 Liter schluckt, ist trotz Commonrail-Technik doch recht laut und erinnert besonders in der Stadt mit seinem Nageln an fast schon vergessene Golf-Zeiten. Doch damit ist die Reihe der Negativ-Aspekte dann auch schon abgeschlossen. Auf Autobahn und Landstraße bewegt der Diesel die Karosserie ruhig voran. Eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h und ein Antritt von Null auf 100 km/h in
10,3 Sekunden sind für den 1,8 Tonner und im Vergleich mit den Konkurrenten nicht schlecht.

Auch wenn die Nutzer des Allradlers ihre Wagen kaum ins Gelände chauffieren, kann der Antara dort punkten. 20 Zentimeter Bodenfreiheit und ein gut gefedertes Fahrwerk gleichen Unebenheiten bei der selbsttragenden Karosserie gut aus. Eine Bergabfahrhilfe, die vor allem den Winter in ländlichen Regionen erleichtern wird, führt sicher zum Ziel.

Wertiger Innenbereich

Die Sitze geben den nötigen Seitenhalt, um nicht hin- und hergeschleudert zu werden. Und auch das Interieur kommt mit seinen Applikationen wertig daher. Wie bei den Mitbewerbern wird auch bei Opel der Einstieg in den Premiumbereich propagiert. Die Armaturen sind gut ausgeleuchtet, die Mittelkonsole mit Bordcomputer ein wenig geneigt - und damit besser einsehbar.

Im Innenraum überzeugen übersichtliche Armaturen. Foto: Werk

Dank eines phänomenalen Radstandes von 2,7 Metern bleibt auch den Insassen auf den hinteren Plätzen eine sehr gute Beinfreiheit - anders als bei den Mitbewerbern, wo die Beine sehr stark angewinkelt werden müssen. Durch den Verzicht auf die dritte Sitzreihe ist auch der Urlaub gerettet. 370 Liter Kofferrauminhalt, die auch bis zu 1420 Liter ausgeweitet werden können, reichen vollkommen aus.

Anspruchsvolle Ziele

Der Einstieg für den 2,0 CDTI Ecotec, der ab Mitte Dezember erhältlich ist, beginnt mit der Ausstattungsvariante Edition bei 30.765 Euro. Darin sind Klimaautomatik, Sitzheizung vorn, ein rechtes Auspuffendrohr und 17 Zoll-Leichtmetallräder sowie automatisches Abblendlicht enthalten. Für die 33.265 Euro teure Version Cosmo stehen zudem noch Lederlenkrad, Geschwindigkeitsregler, Parkpilot, Bordcomputer, Regensensor, eine Windschutzscheibe mit Wärmeschutzverglasung und weitere Ausstattungskomponenten zur Verfügung.

Der Antara wird sicher seine Liebhaber und alte Frontera-Fans finden. 30.000 bis 40.000 Einheiten sollen im kommenden Jahr verkauft werden. Ein Paradies wie beim Vorgänger Frontera erwartet den Crossover aber nicht. Neben der asiatischen Konkurrenz wird demnächst auch noch Volkswagen ins Segment drängen - vom BMW X3 ganz zu schweigen.

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