Mercedes SL 500: Die Suche nach dem Heuhaufen

Marktstart Ende März

Mercedes SL 500: Die Suche nach dem Heuhaufen
Auch der neue Mercedes SL ist nicht für jedermann erschwinglich © AG/Flehmer

Im 60. Jahr seines Bestehens fährt der Mercedes SL in seine siebte Generation. Auch der neue SL 500 lädt wie seine Vorgänger zum Träumen ein.

Von Thomas Flehmer

Flügeltüren gibt es keine mehr, die sind in die höhere Baureihe SLS abgewandert. Doch auch der am 31. März auf den Markt kommende Mercedes SL kann den Anspruch eines Traumwagens erfüllen, der sehr nah an der Perfektion ist. Allerdings werden nur wenige den Traum in Realität erleben, denn mit 117.096 Euro für den SL 500 oder 93.534 Euro für das Einstiegsmodell SL 350 bleibt der zum Sportwagen des vergangenen Jahrhunderts gewählte Zweisitzer mehr den Reichen und Schönen vorbehalten.

Bärenstarkes Drehmoment des Mercedes SL 500

Während der 1952 auf den Markt gekommene SL 300 mit den legendären Flügeltüren den Fahrer noch viel Arbeit abverlangte, so ist die Fahrt mit der siebten Generation zum luxuriösen Gleiten avanciert. Das 7-Tronic-Automatikgetriebe schaltet durchzugsfrei rauf und runter, lediglich der rechte Fuß muss zwischen den zwei Pedalen die richtige Entscheidung treffen und die Hände den Roadster in der Spur halten.

320 kW/ 435 PS zwischen acht Zylindern und ein bärenstarkes Drehmoment von 700 Newtonmetern, die zwischen 1800 und 3500 Umdrehungen pro Minute anliegen, katapultieren den 4,62 Meter langen SL innerhalb von 4,6 Sekunden in den dreistelligen km/h-Bereich. Bei 250 km/h setzt die Elektronik dem Sportwagen ein Stoppzeichen.

Mercedes SL als "Gentleman unter den Sportwagen"

Sportlich ist der SL auch in der siebten Auflage ohne Frage, doch der Faktor Sportlichkeit wird anders definiert. Uwe Ernstberger, der Leiter des Programm-Managements betitelt den SL als "Gentleman unter den Sportwagen" und hat damit völlig Recht. Den knapp 1,8 Tonnen wiegenden SL kann man nicht gerade als Leichtgewicht bezeichnen, auch wenn er gegenüber dem Vorgängermodell bis zu 140 Kilogramm dank einer Karosseriebauweise in Aluminium und Magnesium verloren hat.

Die lange und elegant aussehende Motorhaube sowie ein Radstand von 2,56 Metern erlauben nicht eine solche Kurvenhatz wie mit einem Porsche Boxster zum Beispiel. Zwar können diese auch in einem schnellen Tempo genommen werden und jedes der beiden zu wählenden Fahrwerke hält den SL in der Spur, doch ein Kurvenfresser ist der neue SL nicht. Das Konzept des SL ist eher auf schnelles Cruisen ausgelegt, sodass der Komfort genossen werden kann.

Mercedes SL mehr komfortabel als sportlich ausgelegt

Denn Exklusivität verströmt selbstverständlich der Innenraum. Die Sitze schmiegen sich an die Körper, dank Air-Scarf wird der Nacken beim offenen Fahren warm gehalten. Das Lenkrad folgt den Befehlen der Hand oder der Hände sehr schnell und direkt. Und Unebenheiten werden eher komfortabel als sportlich hart ausgebügelt. Die Fahrt über die Landstraße lädt zum Träumen ein.

Und Träumen kann der Fahrer auch ein wenig. Denn der SL ist vollgespickt mit Fahrassistenzsystemen, die meisten allerdings aufpreispflichtig. Zu sehr träumen sollte der Fahrer trotz Abstandstempomat, Pre-Safe-Bremse und Co. aber nicht, da der Müdigkeitswarner serienmäßig an Bord ist und den Fahrer zum Pausieren auffordert.

Innovatives Wischsystem am Mercedes SL

Das Cruisen auf der Landstraße quittiert der Achtzylinder mit einem Verbrauch um die neun Liter. Wer den Sound des Motors, der ebenfalls nicht so brachial wie andere Sportwagen röhrt, stärker hören möchte und mehr Gas gibt, stößt aber schnell in den zweistelligen Bereich vor. Doch insgesamt spricht Daimler von einer Verbrauchsreduzierung von bis zu 30 Prozent, die der neue entwickelte BlueDirect-Motor schafft.

Das gesparte Benzingeld kann aber schon im Voraus in die Sicherheitsassistenten und andere Komfortelemente investiert werden. Designo-Lackierung, Ledersitze, Innenhimmel, AMG-Sportpaket, Räder, ABC-Fahrwerk oder Sitzklimatisierung, Magic Sky oder ein elektrisches Windschott treiben den Anschaffungspreis um weitere 35.000 Euro in die Höhe. Weitere 309 Euro kostet das innovative Magic Vision Control. Bei dem Scheibenreinigungssystem sitzen die Spritzdüsen direkt am Scheibenwischer.

Rund 40.000 Euro an Extras für den Mercedes SL

Für die Fahrassistenzsysteme Park-Assi, Paket-Plus, Reifendruckkontrolle, oder Rückfahrkamera und schlüsselloses System werden noch mal 6000 Euro fällig. Der Heckdeckel kann per "Fußtritt" geöffnet und geschlossen werden, praktisch, wenn man keine Hand frei hat. Alles in Allem noch einmal 40.000 Euro, die den SL verschönern. Dann findet man am Traumwagen keine Nadel mehr im Heuhaufen, der Haufen selbst ist nicht zu finden, so nah ist der SL an der Perfektion. Nur eins: Die Lufteinlässe an der Seite sind nur Show und haben keine Funktion.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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