Wunderschön inkorrekt

Mercedes S63 AMG

Mercedes bringt von der neuen S-Klasse nun auch eine AMG-Version auf den Markt. Faszinierenden Fahrleistungen steht ein ebenso faszinierender Verbrauch gegenüber.

Von Frank Mertens

Da spricht alle Welt von Klimawandel und verbrauchsgünstigen Autos mit einem CO2-Ausstoß um die 120 Gramm pro Kilometer. Doch was macht Mercedes? Die Stuttgarter bringen die S-Klasse, das Flaggschiff des Konzerns, nun auch noch als AMG-Version auf den Markt.

Wunderschön inkorrekt

So leistet der Mercedes S 63 AMG mit seinem V8-Motor 525 PS, der S65 AMG mit seinem V12-Biturbo bringt es sogar auf 612 PS. Bei solchen Leistungsdaten liegen die Verbrauchswerte und CO2-Emissionen natürlich Lichtjahre von dem von der EU-Kommission für das Jahr 2015 festgelegtem Grenzwert von 120 Gramm pro Kilometer entfernt. Beim S63 AMG sind es 344 Gramm, beim S 65 AMG sogar 346 Gramm. Oder anders ausgedrückt: Auf 100 Kilometer genehmigen sich diese beiden Luxusrenner 14,4 Liter beziehungsweise 14,5 Liter. Das sind Werte, die politisch wunderschön inkorrekt sind.

Der V8 hat 525 PS Foto: Mercedes

Doch kann man sich dem Segment der Sportwagen mit einem klimapolitischen Ansatz nähern? Ja, natürlich, aber nicht nur. Denn die verkauften Stückzahlen sind überschaubar. So setzte AMG im zurückliegenden Jahr gerade einmal etwas mehr als 24.000 Einheiten ab - weltweit wohlgemerkt. Zudem klammern auch Sportwagenbauer wie AMG den Klimaaspekt nicht aus. So verspricht AMG bis zum Jahr 2012 den Verbrauch seiner Modelle durch Direkteinspritzung und eine Start-Stopp-Funktion um beachtliche 30 Prozent senken zu wollen. Zudem macht man sich Gedanken über den Einsatz von Elektro- und Hybridantrieben.

Verbrauch gesenkt

Der Innenraum des S63 AMG von Mercedes Foto: Mercedes

Auch bei den beiden ab sofort auf den Markt kommenden Modellen S63 und S65 konnte durch Modifikationen an Motor und Getriebe der Verbrauch um einen halben beziehungsweise 0,3 Liter reduziert werden - immerhin. Doch bei der Überarbeitung der neuen S-Klasse von AMG stand weniger das Thema Motor im Vordergrund als vielmehr leichte optische Modifikationen und die Ausstattung der Sportlimousine mit Sicherheitsfeatures, die man bereits aus der herkömmlichen S-Klasse kennt: So gibt es unter anderem einen Spurhalteassistenten, einen Totwinkel-Assistenten, einen Abstandswarner, einen Müdigkeitswarner oder einen Nachtsichtassistenten.

Jedes Assistenzprogramm ist für sich allein genommen ein enormer Zugewinn für die Sicherheit. Doch leider kann es manchmal auch nerven, wenn es schon wieder anfängt, irgendwo zu blinken oder zu ruckeln. Doch bei einem Mercedes von AMG kommt es nun einmal auf die Performance an - deshalb entscheiden sich trotz Krise die Kunden für ein solches Fahrzeug.

300 km/h möglich

Die Seitenline des S63 AMG Foto: AMG

Doch der Spaß an diesem Auto liegt weit abseits von Topspeed - seine Faszination entfaltet der S63 AMG neben seinen satten Beschleunigungswerten auch aus niedrigen Drehzahlbereichen vor allem mit seiner glänzenden Fahrdynamik. Dazu trägt neben dem AMG-Sportfahrwerk auch die Direktlenkung bei. Mit weniger Lenkarbeit offeriert sie dem Fahrer ein besseres Handling des Fahrzeuges und zugleich einen stabileren Geradeauslauf.

Die Front des S63 AMG von Mercedes Foto: Mercedes

Und Performance hat der von uns getestete S63 AMG mehr als genug. Der 6,2 Liter große V8 stellt ein maximales Drehmoment von bärenstarken 630 Newtonmetern zur Verfügung, die bei 5200 Umdrehungen in der Minute anliegen. So unterwegs kann man in gerade einmal 4,6 Sekunden von null auf Tempo 100 beschleunigen. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 250 km/h erreicht. Wem das immer noch nicht reicht - obwohl man ein solches Tempo auf den vollen deutschen Autobahnen ohnehin nur selten erreicht - kann auch mehr haben. Für einen Aufpreis von 2900 Euro kann das Speedlimit aufgehoben werden - dann endet der Spaß bei 300 km/h. Wer sich für eine Aufhebung der Limitierung entscheidet, bekommt übrigens ein Fahrsicherheitstraining als Dreingabe.

Seitenwindstabilisator

Apropos Geradeauslauf: Damit das Auto auch bei starken Seitenwinden stabil in der Spur bleibt, verfügt das Sportfahrwerk mit der Active Body-Control (ABC) über einen Seitenwindstabilisator. Wird die S-Klasse von Seitenwind erfasst, leitet die Elektronik in Sekundenbruchteilen eine automatische Radlastverteilung ein. Ausgestattet ist der S63 AMG darüber hinaus mit einer so genannten Torque Vectoring Brake. Neigt das Fahrzeug zum Untersteuern, wird dies durch einen gezielten Bremseingriff am kurveninneren Hinterrad bereits im Ansatz unterbunden.

Die Seitenansicht des S63 AMG Foto: Mercedes

Alle diese Features erleichtern nicht nur das Autofahren, sondern machen es vor allem auch sicherer. Auch wenn die Leistungsdaten und Verbrauchswerte des S63 AMG so wunderschön inkorrekt sind, ist es ein faszinierendes Fahrzeug. Dass der S63 AMG nicht zu einem klimapolitischen Problemfall wird, dafür sorgt allein der Preis von 137.683 Euro. Für den S65 AMG werden 221.221 Euro fällig. Damit ist dafür gesorgt, dass er im Straßenbild eine Randerscheinung bleibt.

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