Mazda2: Weniger ist deutlich mehr

Mit der zweiten Generation des Zweier hat Mazda endlich auch einen klassischen Kleinwagen im Programm. Die Konzentration auf das Wesentliche zahlt sich aus, wie die ersten Testfahrten gezeigt haben.

Von Michael Langenwalter

Mit der Neuauflage des Zweier hat der japanische Hersteller Mazda dem Begriff «Downsizing» eine neue Dimension gegeben. Eigentlich bezieht sich dieser Terminus ja nur auf die Motoren, denen aus immer weniger Hubraum immer mehr Leistung entlockt wird. Beim aktuellen Mazda2 hat der Autobauer aus der Ford-Familie das Prinzip gleich auf das ganze Fahrzeug angewendet.

Komplett in Eigenregie entwickelt

Das fängt schon bei der Zuordnung an. Der etwas glücklose Van-artige Vorgänger mit seinem Hochdach-Konzept passte irgendwie nicht richtig ins B-Segment. Mazda-Europachef James M. Muir nahm bei der Präsentation hier auch kein Blatt vor den Mund: «Bislang haben wir hier kein Modell gehabt, das die Kunden überzeugen konnte.»

Mit dem in Eigenregie entwickelten Mazda2 soll dies anderes werden. Hier haben die Japaner nun einen Kleinwagen klassischer Prägung aufgelegt, der die Produktpalette nach unten abrundet. Das Konzern-interne Mehrfachnutzungskonzept bleibt übrigens unangetastet, geht diesmal aber in die andere Richtung. Auf der völlig neu gestalteten B-Plattform wird auch der neue Ford Fiesta aufgebaut.

Echtes Leichtgewicht

Die Rückansicht kann überzeugen Foto: AG/Langenwalter

Der Zweier ist mit 3,89 Metern Länge um vier Zentimeter kürzer als sein Vorgänger, weist aber (eher zufällig) den gleichen Radstand von 2,49 Metern auf. Beim Gewicht konnten die Ingenieure dem Mazda2 gleich 100 Kilogramm einsparen - eine respektable Leistung.

Die Basisversion ist dank der Verwendung hochfester Stähle oder auch der Gewichtseinsparung bei allen weiteren Komponenten gerade einmal 960 Kilogramm schwer - da kann kein Konkurrent mithalten.

Markantes Design

Der Mazda auch in erfrischenden Farben Foto: Mazda

Mit einer Höhe von 1,47 Meter fällt der Kleinwagen, der im japanischen Hiroshima vom Band läuft, aber deutlich flacher als das Vorgängermodell aus. Was vor allem auch der Optik zugute kommt. Der Mazda2 setzt mit seinem Outfit unter den zahlreichen Mitbewerbern in der VW-Polo-Klasse auch hier ein Ausrufezeichen.

Im Frontbereich setzen die Keilform, das auffällige Markengesicht sowie die spitz zulaufenden Leuchteinheiten Akzente. An der Seitenlinie akzentuieren die ausgestellten Kotflügel die gelungene Karosserieform, die auch für die Insassen viel Kopffreiheit garantiert.

Serienmäßiges ESP

Auch am Fahrverhalten gibt es nichts zu meckern. Die Lenkung arbeitet durch die elektrische Servounterstützung erfreulich direkt. Es macht nicht zuletzt dank des serienmäßigen ESP richtig Spaß, mit dem Mazda2 sportlich-zügig auf kurvenreiche Strecken unterwegs zu sein. Sollte das Fahrzeug dabei doch einmal im Grenzbereich beginnen, über die Vorderräder zu schieben, reicht ein kurzes Lupfen des Gaspedals zur Kurskorrektur.

Überraschend leise

Der Innenraum des Mazda2 Foto: AG/Langenwalter

Von den drei angebotenen Benzinmotoren, zwei 1,3-Liter-Aggregaten und einem 1,5-Liter-Motor, machte bei den Testfahrten in der Toskana der stärkere der beiden 1,3-Liter-Vierzylinder mit 63 kW/85 PS gerade auch in der für den Stadtverkehr wichtigen Agilität den besten Eindruck. Dieser Motor dürfte nach Einschätzung von Mazda bei den Kunden das gefragteste Aggregat werden. Der Preis startet ab 14.200 Euro als «Independance». Jedoch sollte man ruhig die 900 Euro mehr ausgeben, die für die Top-Linie «Impression» fällig werden. Hier sind alle Zusatzpakete wie Lederausstattung, Sitzheizung und Audio-System schon inklusive, die man sich in der mittleren Ausstattungsreihe für teures Geld dazukaufen kann.

Der mit einem serienmäßigen Fünfganggetriebe bestückte Fronttriebler lässt sich - sofern gewünscht - relativ schaltfaul fahren. Sollte es etwas zügiger vorangehen, kann man die Gänge ruhig voll ausfahren, ohne dass es im Innenraum übermäßig laut wird. Der Vollständigkeit halber: das maximale Drehmoment von 122 Newtonmetern liegt bei 3500 Umdrehungen an. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gibt Mazda 12,9 Sekunden an; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 172 km/h. Aber schon im Alltagsbetrieb ist die werksseitige Angabe von 5,4 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer (das macht 129 Gramm CO2-Emission pro Kilometer) äußerst knapp kalkuliert.

Quasi ein Zweisitzer

Interessantes Cockpit Foto: AG/Langenwalter

Im Innenraum überrascht Mazda neben diversen anderen Ablagemöglichkeiten mit einem eigenen Fach für Zeitschriften. Ansonsten präsentiert sich hier alles klassenüblich schlicht und mit viel Plastik, aber ordentlich verarbeitet. Die Sitze bieten einen guten Seitenhalt, allerdings ist die Auflagefläche doch etwas arg kurz geraten. Das Cockpit oder die Musikanlage geben keine Rätsel auf.

Allerdings fällt die Ladekante beim Kofferraum relativ hoch aus. Dafür lässt sich der Laderaum inklusiver spezieller Einsätze variabel gestalten, wodurch sich das Volumen von 250 auf 787 Liter vergrößern lässt. Es wird ohnehin die Regel sein, dass auch die Rückbank fürs Gepäck reserviert bleibt. Für längere Personentransport reicht die Beinfreiheit einfach nicht aus.

Billiger als der Vorgänger

Das Kofferraumvolumen kann auf knapp 800 Liter erweitert werden. Foto: AG/Langenwalter

Erfreulicherweise hat Mazda sein Grundprinzip beim neuen Mazda2 auch beim Preis durchgezogen. Die Basisversion 1.3 Impulse (55 kW/75 PS) steht mit 11.950 Euro in der Preisliste. Der Vorgänger war um 650 Euro teurer. Das Topmodell mit dem 1.5-Liter-Motor (76 kW/103 PS) kostet ab 16.100 Euro - auch das ist immer noch ein Wort.

Kein Wunder, dass sich Mazda optimistisch gibt. 7000 Exemplare sollen noch in diesem Jahr an die Kunden gehen. Diese Zahl sollte angesichts des gebotenen Gesamtpaket realistisch sein.

Diesel und Dreitürer folgen

Bei Marktstart in Deutschland im Oktober werden alle drei Benzinvarianten verfügbar sein. Im zweiten Quartal 2008 legt Mazda einen Turbodiesel aus dem Ford-Konzernregal nach. Der 1,4-Liter-Selbstzünder soll 51 kW/70 PS leisten, wird zunächst aber kein ESP an Bord haben. Etwas früher wird die dreitürige Variante vorgestellt. Über eine sportlichere Variante wird bei Mazda derzeit noch diskutiert. «Aus europäischer Sicht wäre das wünschenswert», heißt es auf Managerebene.

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