Überraschung an der Bahnschranke

Mazda 3 2.0 l MZR DISI i-stop

Mazda setzt erstmals eine Start-Stopp-Automatik ein. Trotz innovativer Technik kommt der Verbrauch der 3er nicht an die Verbräuche des Spitzenreiters heran.

Von Thomas Flehmer

Start-Stopp ist derzeit in aller Munde. Wie auf Kommando kommt ein Hersteller nach dem anderen nun mit der Technik, die eine Verbrauchsersparnis garantiert. Denn der Verbrauch steigt auch an Ampeln oder Bahnschranken an, wenn der Motor lediglich im Leerlauf vor sich hintuckert. Auf die einfache Gleichung, dass bei ausgeschalteten Motor auch kein Benzin verbrannt wird, kam BMW vor zwei Jahren und baute im Zuge seines «Efficient Dynamics»-Programms den Verbrennungs-Verhinderer in die Einser-Reihe ein. Um den Bonus, den die Münchner gegenüber den Mitbewerbern besitzen, so gering wie möglich zu halten, müssen Neuerungen der Technik das jeweilige Modell interessanter für den Kunden gestalten.

Separater Anlasser

So nutzt Mazda beim im eigenen Haus entwickelten System die sogenannte Verbrennungsenergie, die erstmals im Mazda 3 2.0 l MZR DISI i-stop eingesetzt wird. Beim Ampelstopp schaltet der Motor des Benzindirekteinspritzers nach dem Auskuppeln in den Leerlauf mit einem kurzen Blubbern ab. Beim Wiederstart wird zunächst nur in dem Zylinder das Kraftstoffgemisch entzündet, der sich für den Neustart in der besten Position befindet. Lediglich 0,35 Sekunden - und damit nur halb so kurz wie die Konkurrenz - benötigt der Kompakte dann für den Startvorgang.

Eine zusätzliche Batterie versorgt zudem einen separaten elektrischen Anlasser mit Strom, damit dieser schnelle Vorgang vonstatten gehen kann. Der separate Anlasser selbst wäre eigentlich nicht nötig, doch der elektrische Helfer spart nach laut den Entwicklern von Mazda weiteren Kraftstoff ein. Mit einem zarten Ruckler kann die Fahrt fortgesetzt werden.

Erst auskuppeln

Auskuppeln nicht vergessen Foto: Mazda

Allerdings setzt das System - gerade bei Vielfahrern in der Stadt - eine Änderung des Fahrverhaltens voraus. Beim Ampelstopp muss ausgekuppelt werden, damit der Motor abschaltet. Das Verharren auf der Kupplung bei eingelegtem ersten Gang deaktiviert das Start-Stopp-System ebenso wie die eingeschaltete Front- und Heckscheibenheizung, die sehr viel Strom benötigen.

Und auch bei eingeschalteter Klimaanlage werden die Insassen beim Ampelstopp überrascht. Da die Kühlung bei ausgeschaltetem Motor nicht richtig arbeiten kann, springt nach einiger Zeit der Motor wieder an, damit bei den mitfahrenden Personen im Cockpit keine Schweißflecken im Achselbereich das Hemd oder die Bluse zieren. Nicht nur bei Mazda steht die Sorge vor schwitzenden Fahrern über dem häufig benutzten Begriff der ökologischen Nachhaltigkeit.

Überraschung an der Bahnschranke

Im Tachometer wird der Stillstand des Motors angezeigt Foto: Mazda

Auch bei einem längeren Stopp vor der Bahnschranke wurde der Mazda 3 nach gut einer Minute wieder aktiv und schaltete den Motor wieder ein. Der Fahrer hat dann nur noch die Möglichkeit, wie in der guten alten Zeit per Zündschlüssel den Motor auszuschalten und erst wieder dann in Betrieb zu nehmen, wenn die Schranke hochgeht. Überrascht werden die Fahrer auch, dass das System winterhart ist. Während bei BMW unter drei Grad Plus ebenso wenig geht wie bei Porsche und Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, soll der Vierzylinder aus Japan auch noch bei Temperaturen von bis zu Minus zehn Grad den Motor abstellen können.

Im neuen Dreier der Japaner sollen je nach Einsatzweise bis zu 14 Prozent Kraftstoff eingespart werden. Natürlich wird der Stadtfahrer viel mehr einsparen als derjenige, der sein Mobil hauptsächlich für Überlandfahrten benutzt. Dort ist der 150 PS starke Dreier, der schon die Euro 5-Norm erfüllt, sehr spritzig unterwegs. 10,4 Sekunden benötigt der Golf-Konkurrent aus Japan für den Sprint bis zur 100 km/h-Marke, 206 km/h stehen bei der Höchstgeschwindigkeit der 4,46 Meter langen Schräghecklimousine, die somit stolze 26 Zentimeter länger ist als der Kompakt-Spitzenreiter aus Wolfsburg und sogar weitere vier Zentimeter länger als der Golf-Herausforderer aus Rüsselsheim, der mit dem neuen Astra ab September an den Start geht.

Weniger Verbrauch im Golf

Bis zu 14 Prozent Verbrauchseinsparung Foto: Mazda

Einen Monat früher füllt der i-stop-Mazda die Dreier-Palette auf ab einem Preis von 22.600 Euro, da das rund 500 Euro Aufpreis teure System nur in den beiden höchsten Ausstattungslinien «Highline» und «Sportsline» angeboten wird. Doch der Direkteinspritzer ist erst der Anfang der neuen Technik bei Mazda. In den kommenden Jahren sollen alle Benziner der Japaner mit Start-Stopp ausgerüstet werden, um dem Benzinsparen zu frönen.

Bis dahin wird der Hersteller auch an weiteren Stellschrauben drehen, um den Verbrauch zu senken. Im Start-Stopp-Dreier sollen es 6,8 Liter im Drittelmix sein. Das sind 0,5 Liter mehr als beim downgesizten VW Golf 1.4 TSI. Und der unumstrittene Spitzenreiter aus Wolfsburg ist bisher auf den trendigen Start-Stopp-Zug noch gar nicht aufgesprungen.

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