Lexus RX 450h: Gewichtiger Leichtfuß

Lexus RX 450h

In der Stadt spielt der Lexus RX 450h seine SUV- Konkurrenten in Sachen Verbrauch an die Wand. Doch über Land muss der Hybrid-Geländewagen gleich drei Motoren mit sich schleppen.

Von Sabine Stahl

Geht es um das Thema Spritsparen, werden in erster Linie gewichtige SUV an den Pranger gestellt. Denn für den Transport der schweren Last wird Energie - sprich Kraftstoff - benötigt. Doch auch ein Zweitonner kann sich in Sachen Verbrauch zurückhalten. Das beweist der Lexus RX 450h. Dank seines Hybrid-Antriebs verbraucht er laut Hersteller nur 6,3 Liter Benzin und damit nur einen Liter mehr als der VW Polo mit 1,2-Liter-Turbobenziner. Nicht gerade klein ist der Preis für das Gefährt mit Doppelmotor, das mindestens 59.690 Euro kostet.

Ab 40 km/h mit Ottomotor

Lexus profitiert in Sachen alternative Antriebe von der umfangreichen Hybrid-Erfahrung der Mutter Toyota, die mit dem Prius bereits seit 1997 ein Serienauto mit kombiniertem Verbrennungs- und Elektromotor anbietet. Genau wie beim Hybrid-Pionier teilen sich auch beim RX 450h die einzelnen Antriebe die Arbeit auf unterschiedliche Art und Weise. Am sparsamsten ist man im Stadtverkehr unterwegs, wenn allein der 123 kW/167 PS starke Elektromotor für das Fortkommen sorgt.

Ab einer Geschwindigkeit von 40 km/h oder nach spätestens drei Kilometern schaltet sich dann der 3,5-Liter-V6-Ottomotor mit 183 kW/249 PS hinzu. Er schickt seine Energie an den E-Motor und gleichzeitig direkt an die Vorderachse. Bei einer harmonischen Arbeitsteilung von Otto- und Elektromotor verfügt der Lexus über eine Systemleistung von 220 kW/299 PS, die den Japaner binnen 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Fahrer mit einem beharrlichen Gasfuß können zusehen, wie die Tachonadel auf maximal 200 km/h klettert.

Zweiter E-Motor an Hinterachse

Vorteile beim Stop and Go Foto: Lexus

Wer denkt, zwei Motoren wären dem japanischen Goliath genug, liegt jedoch falsch. Der Lexus hat noch einen weiteren Antrieb an Bord, einen Elektromotor mit 50 kW/68 PS, der bei Traktionsverlust und drohender Instabilität die Hinterachse antreibt und den Fronttriebler so zum Allrader macht. Dank der Kraft der drei Motoren ist der Verbrauch des großen und mehr als zwei Tonnen schweren SUV zumindest in der Theorie erstaunlich niedrig. In der Praxis liegt der Wert jedoch deutlich über den vom Hersteller angegebenen 6,3 Litern.

Wie viel darüber, hängt vom Fahrzeuglenker ab. Bei ungestümem Fahrverhalten können in der Anzeige auch mal Werte jenseits der 10-Liter-Marke auftauchen. Vor allem bei längeren Autofahrten, die bei Ottomotoren und Selbstzündern den Verbrauch drücken, zeigt der RX 450h nicht gerade ein vorbildliches Schluckverhalten. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Vorteile des Hybrid-Antriebs werden vor allem im Stop-and-Go-Betrieb ausgespielt. Auf der Autobahn stammt nahezu die gesamte Energie vom Ottomotor, der noch dazu das Mehrgewicht der Elektromotoren schleppen muss.

Kuriose Bedienung des Navis

Joystick für das Navi Foto: Lexus

Beide E-Motoren schöpfen ihre Energie aus einer Nickel-Metallhydrid-Batterie. Auf die modernen und leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akkus müssen die Toyota- und Lexus-Kunden noch etwas warten. Denn nach Ansicht des japanischen Automobilherstellers sind diese noch nicht zuverlässig genug. Sie werden jedoch derzeit bei Feldversuchen mit dem Prius-Plug-in erprobt. Für die Kraftübertragung sorgt ein stufenloses Getriebe.

Doch nicht nur der Antrieb ist beim Lexus RX 450h ungewöhnlich. Auch an anderer Stelle findet sich Kurioses, wie zum Beispiel die Bedienung des Navigationssystems. Es funktioniert über einen Joystick-ähnlichen Hebel in der Mittelkonsole. Was äußerst intuitiv klingt, erweist sich in der Praxis als gewöhnungsbedürftig und erfordert deshalb etwas Geduld. Dafür gibt es keinerlei Beschwerden über die Platzverhältnisse oder andere Bequemlichkeiten, denn der RX zeigt sich in jeder Richtung großzügig, von der Kopffreiheit bis hin zu den langen Beinauflagen der Sitze.

Im Vergleich zum Diesel hinten an

Gegen Diesel keine Chance Foto: Lexus

Umfangreich ist auch die Basisausstattung: Sie umfasst unter anderem lederne Komfortsitze mit Sitzheizung, einen schlüssellosen Zugang, eine Geschwindigkeitsregelanlage, Bi-Xenon-Scheinwerfer, eine Rückfahrkamera, einen Sechsfach-CD-Wechsler und jede Menge Airbags. Beim Beladen des Kofferraums erleichtert die aufpreispflichtige elektrische Heckklappe die Arbeit. Das Wuchten der Einkäufe in den Laderaum muss man allerdings doch selbst übernehmen.

Zwar wäre der Lexus gerne ein Leichtfuß, doch im Vergleich mit so manchem dieselbetriebenen SUV können die Praxis-Verbrauchswerte nicht überzeugen. Dafür bietet er jede Menge Platz und Komfort in Kombination mit einem verbrauchsreduzierenden Antriebsstrang. Eine ungewöhnliche Erscheinung und das eine oder andere Extra machen den RX 450h zum gewaltigen Liebhaberstück. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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