Kawasaki Z 750 S: Überzeugender Allrounder

Mit der Z 750 S hat Kawasaki ein optisch ansprechender Motorrad produziert. Die Maschine bietet seinem Fahrer alles, was man für den Alltag braucht – und noch ein wenig mehr.

Von Thilo Kozik

Da ist noch eine Lücke im Modellprogramm, scheinen sich Kawasakis Produktplaner gesagt zu haben, und brachten in diesem Jahr mit der Z 750 S eine Touring-Variante des erfolgreichen Z-Konzepts.

Äußerliche Erkennungsmerkmale sind die rahmenfeste Halbverkleidung, eine durchgehende Sitzbank und ein modifiziertes Heck. Von der Seite betrachtet halten sich die Änderungen in überschaubarem Rahmen. Das ist auch gut so, denn so bleibt jene bullige Sportlichkeit gewahrt, mit der die Z-Familie ambitionierte Naked Bike-Treiber fast magisch anzieht.

Knackige Gasannahme

Diese Anziehungskraft wird beim Druck aufs Knöpfchen fast unwiderstehlich: Sobald der potente Reihenvierzylinder zum Leben erwacht ist, betört ein verführerisches Röcheln aus der 4-in-1-Auspuffanlage. Dank Einspritzung und minimaler Chokehilfe läuft das 110 PS starke Aggregat auf Anhieb rund und erfreut mit knackiger Gasannahme. Parallel zur steigenden Drehzahl verwöhnt die Z mit einem kehligen Sound, der im Unterbewusstsein offenbar den Wunsch nach noch mehr Drehzahlen weckt - nur, um das Z-Orchester in voller Besetzung spielen zu lassen.

Das Cockpit der Kawasaki Z 750 S. Foto: Werk

Denn neben den reinen, zugegeben recht imposanten Fahrleistungen begeistert die Fahrer die dumpfe, unterschwellig aggressive Auspuffnote des 748 ccm großen Vierzylinders, die so ausgezeichnet mit der Optik harmoniert. Schon ab 2500 Touren liefert der Motor ordentlichen Vortrieb, geht darüber sehr gleichmäßig und harmonisch zur Sache, bis ganz oben der Begrenzer sanft einsetzt. Die meiste Freude bereitet der Bereich zwischen 6000 und 8000 Touren, hier drückt der Kawa-Four mächtig voran. Leider stören ab diesem Bereich feine Vibrationen den Fahrgenuss, die nicht nur die Rücksicht in den recht eng beieinander stehenden Spiegeln zunichte machen, sondern auf Dauer zu eingeschlafenen Extremitäten führen.

Ausreichend Reserven

Dafür verfügt der Motor in nahezu jeder Lage über ausreichend Reserven, die der Pilot mit einem Zucken des rechten Handgelenks aktivieren kann - sei es beim Beschleunigen an der Ampel oder beim flotten Überholvorgang auf der Landstraße. Oftmals erübrigt sich sogar ein Herunterschalten im leichtgängigen Sechsganggetriebe. Nur beim Thema Bremsen scheiden sich die Geister: Sportliche Naturen verlangen bissigere Stopper, doch für ein sportliches Straßenbike fallen Dosierbarkeit und Wirkung angemessen aus.

Die Auspuffanlage der Kawasaki Z 750 S Foto: Werk

Lob von allen Seiten verdient sich dagegen das Fahrerambiente, vor allem wegen der neuen Sitzbank: Der Fahrer sitzt etwas niedriger, die Bank ist schmäler und erlaubt dadurch auch Kurzbeinigen einen sicheren Stand. Der Lenker liegt bei leicht vorgebeugtem Oberkörper in angenehmer Höhe, die Kniewinkel sind moderat sportlich. So integriert die Z 750 S ihren Fahrer besser als die S-lose Schwester, was ausgezeichnete Fahrzeugkontrolle erlaubt. Auf langen Etappen indes erweist sich das dünne, gute Kontakt zum Motorrad herstellende Polster jedoch als zu hart und die unteren Körperpartien verlangt es nach häufigeren Pausen. Der Oberkörper hingegen sieht sich von der Halbverkleidung sehr wirksam aus dem Wind genommen, zumindest bis Tacho 170 km/h braucht sich ein 175-cm-Fahrer nicht gegen den Druck zu stemmen. Für das auf ausgiebigen Touren notwendige Gepäck reichen die Unterbringungsmöglichkeiten voll aus - sofern man alleine unterwegs ist.

Echter Landstraßenfeger

Ein großer Magnettankrucksack lässt sich auf dem wohl geformten Tank einfach montieren, und Haken unterm Soziussitz geben einer Gepäckrolle sicheren Halt. Selbst diese Zusatzbeladung ändert nichts an der ausgezeichneten Fahrstabilität der Z 750 S, da mag der Fahrer auf der Autobahn am Kabel ziehen wie er will. Andererseits bleibt die Kawa nach wie vor ein echter Landstraßenfeger, der auf kurvenreichen Alpenpässen und im winkligen Hinterland mit seiner außerordentlichen Agilität begeistern kann. Bösartige Holperstrecken, wie sie der Winter manchenorts zurück gelassen hat, nimmt sie etwas gelassener hin als ihre Schwester. Hier wirkt sich die etwas komfortablere Abstimmung der Federelemente und das geringfügig stabiler ausgelegte Fahrwerk aus. Warum bloß besitzt ein solch patentes Motorrad mit Kettenantrieb keinen serienmäßigen Hauptständer? Auch wenn sich die neue Verkleidung nicht wirklich nahtlos in die markante Z-Optik einfügt, die Modifikationen der 7495 Euro günstigen Z 750 S verbessern die Reisequalitäten im Rahmen der ohnehin überzeugenden Allroundeigenschaften - zumindest für den Fahrer.

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