Kleiner Gernegroß

Kawasaki Ninja 250R

Kawasaki setzt bei der kleinen Ninja 250 R auf beherrschbare Leistung und ein wieselflinkes Handling. Die gerade einmal 33 PS reichen für ausreichend Fahrspaß.

Von Thilo Kozik

Schneller, stärker, leichter - die übliche Formel für neue Supersportler zieht im Falle der kleinen 250er Ninja R nicht. Denn die Mini-Sportlerin im authentischen grünen Kunststoff-Outfit protzt nicht mit neuen PS-Rekorden, sondern mit einer überschaubaren Leistung von 33 Pferdchen aus zwei nebeneinander angeordneten Zylindern, die zusammen einen Viertelliter Hubraum realisieren.

Gute Leistungsentfaltung

Prinzipiell wird das Modell schon seit einigen Jahren auf dem US-Markt angeboten, doch für den EU-Einsatz werden die beiden Brennräume von einer Einspritzanlage gefüttert. Wie bei den großen Supersportlern verfügen diese über Doppel-Drosselklappen, die dafür sorgen, dass die Gassäule beim vollen Aufziehen nicht zusammen bricht.

Der Motor der Kawasaki 250 R leistet 33 PS Foto: Kawasaki

Mithin bietet der Reihen-Zweizylinder eine angenehme Leistungsentfaltung zwar ohne große Sprünge, allerdings auch mit Drehzahlgier: Der Vierventiler braucht Drehzahlen, am besten über der 7000er Marke, dann schiebt er ordentlich voran. Nur mit einem flinken Schaltfuß im flutschigen Sechsganggetriebe stellt sich respektabler Vorwärtsdrang ein, aber letztendlich macht genau das den Reiz der kleinen Ninja aus - im fünften Gang den Hahn spannen und losdampfen, das kann jeder. Hier heißt es in GP-Manier die Gänge ausdrehen, Hochschalten, einen möglichst guten Anschluss finden und ab geht die Post!

Die Seitensicht der kleinen Ninja Foto: Kawasaki

Wird diese Kunst nach ein wenig Übung beherrscht, belohnt die Ninja ihren Piloten mit einem vorzüglichen Fahrspaß, der in manchen Dingen sogar denjenigen der größeren Schwestermodelle übertrifft. Beispielsweise, wenn es über gewundene Sträßchen über Land geht, durch unbekanntes Terrain oder über die Flaniermeile in der Stadt. Denn die Mini-Ninja setzt Lenkbefehle ohne Widerworte nahezu zeitgleich um, die Grüne gehorcht wie ein Schoßhündchen dem leichtesten Impuls des Fahrers. Die gerade mal 169 Kilogramm biegen zielgenau und präzise ein, pflügen stabil durch die Radien und lassen sich auch bei Topspeed auf der Autobahn nicht aus der Ruhe bringen.

Moderate Reifengröße

Die Verkleidung der Kawasaki 250 R bietet einen guten Windschutz Foto: Kawasaki

Das liegt neben den sehr moderaten Reifengrößen vor allem am konventionell ausgeführten Fahrwerk, das mit einem Brückenrahmen aus Stahl, einer herkömmlichen, nicht einstellbaren Gabel und einem simplen Federbein eher unspektakulär daher kommt. Doch es müssen nicht immer High- und Low-Speed-Dämpfungsteile sein, wenn sie wie die Federelemente der Ninja alle notwendigen Ansprüche erfüllen. Okay, zum Zeitenfeilen auf der Rennstrecke sind Federbein und vor allem die Gabel zu soft ausgelegt, aber wer würde ernsthaft mit der zweieinhalber Ninja den Nürburgring aufmischen wollen?

Nicht auf letzter Rille

Selbst wenn die beiden Scheiben im aufregenden Wabe-Design diesen Einsatzzweck optisch nahelegen - ihre Wirkung geht in Ordnung, doch für den Einsatz im Alltagsverkehr hat Kawasaki darauf verzichtet, ihnen den letzten Biss einzuhauchen. Ähnliches gilt für die Gummis des Herstellers IRC: Die Road Winder taugen eher als Longlife-Pneus denn als Hochleistungsreifen für den Ritt auf der letzten Rille.

Das Rücklicht der Kawasaki 250R sieht schick aus Foto: Kawasaki

Somit darf festgehalten werden, dass die giftgrüne Sportschale zwar die supersportlichen Ambitionen der Ninja-Baureihe glaubhaft transportiert, sich darunter aber ein eher alltagstaugliches Gerät versteckt. Was nicht als Kritik zu verstehen ist - die Ninja 250 R macht auch ohne Hochkonzentration Spaß und gefällt sich in der Rolle des unkomplizierten 125er Vernichters. Im Winkelwerk zeigt die knapp 4345 Euro teure Kawa so manch mehr als doppelt so teurem Supersportler sogar ihr wohlgeformtes Heck.

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