Jeep Wrangler 3.8 V6: Ohne Kompromisse

Er ist 65 Jahre alt und kein bisschen müde. Im Frühjahr kommt der neue Jeep Wrangler zu uns. Optisch ganz der alte, aber in den entscheidenden Disziplinen ein gutes Stück besser als bisher.

Von Stefan Grundhoff

Die wichtigste Nachricht: der Jeep Wrangler ist auch in der neuen Generation kein Weichspüler, sondern ein echter Naturbursche, der einen im härtesten Geländeeinsatz nicht im Stich lässt. Zukünftig ist er auch in Europa mit zwei Radständen zu bekommen. Der lange trägt den Namen „Unlimited“ und hat erstmals vier Türen.

Besseres Hardtop

Obwohl die einzelnen Elemente nahezu gleich geblieben sind, hat sich das Gesicht am deutlichsten verändert. Selbstbewusster als bisher schiebt der Wrangler seine Unterlippe nach vorn. Hier finden Kennzeichen und die weit nach außen versetzten Nebelleuchten Platz. Die Motorhaube wird nach wie vor von Gummiklammern gehalten, die recht kantige Tür trägt ihre Scharniere selbstbewusst nach außen und ab sofort gibt es vernünftige Türgriffe. Spürbar sind die Veränderungen vor allem bei der Dachkonstruktion.

Das Hardtop, zuvor nur von einer Armada Helfern zu montieren, lässt sich nun in mehreren Teilen abnehmen und wird so zum Freund aller Alleinreisenden. Optimisten sollte das nach wie vor fummelige Flatterdach reichen. Das hat sich kaum verbessert, jedoch dringen bei beiden Kapuzen weniger Windgeräusche an die Ohren der Mitreisenden.

Mit Dieselmotor unterwegs

Der Diesel im Wrangler 3.8 V6 Foto: Press-Inform

Was wäre ein neuer Wrangler ohne neue Motoren? Der Naturbursche ist nicht nur der erste seiner Art mit vier Türen, sondern auch der erste, der mit einem Dieselmotor unterwegs ist. Neben einem 2,8-Liter großen Commonrail-Diesel von VM löst ein Aluminium-V6 den alten Vierliter-Benziner ab. Der 3.8 V6-Motor leistet 146 kW / 199 PS und ein maximales Drehmoment von 315 Nm. Der Durchschnittsverbrauch soll bei 11,5 Litern Normalbleifrei pro 100 Kilometern liegen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 174 km/h.

Der Benziner ist selbst in Verbindung mit der neuen Sechsgang-Handschaltung recht müde unterwegs. Da fällt es einem leicht, zum 2,8 Liter großen Commonrail-Diesel von VM zu greifen. Der ist zwar alles andere als ein Flüsterdiesel, doch 130 kW / 177 PS und 410 Nm Drehmoment ab 2000 Touren machen sich im Gelände ebenso souverän wie auf amerikanischen Highways und lassen selbst die träge Fünfgang-Automatik noch ordentlich dastehen. Bei der Höchstgeschwindigkeit schafft er immerhin Tempo 160. Der Durst soll knapp unter der Zehn-Liter-Marke liegen.

Nach wie vor rustikal, aber in einem völlig neuen Licht präsentiert sich der Innenraum. Neue Instrumente, neue Sitze und viel zu viel preiswertes Plastik schmücken den im nordamerikanischen Toledo produzierten Wrangler. Das griffige Steuer lässt sich nur in der Höhe verstellen, schafft aber Vertrauen im Gelände. Die wenigen, mittelprächtig übersichtlichen Bedienelemente können nur echten Allradfreaks hochwertig erscheinen.

Spiegel nicht von innen zu bedienen

Die Seitenansicht des Wrangler Foto: Werk

Wir feiern den Einzug von elektrischen Fensterhebern, einer Fernbedienung für die Zentralverriegelung und wundern uns darüber, dass die Spiegel nach wie vor nicht von innen zu bedienen sind. Kaum gewonnen haben die Sitze des neuen Wrangler. Sie sind ungewöhnlich weich und lassen sich nur unzureichend verstellen. Die nun verstellbaren Kopfstüzen sind aus lieblosem Hartplastik. Immerhin gibt es nun auch hinten Dreipunktgurte und dieselben wenig anheimelnden Nackensicherungen. Wer sich für die verlängerte Unlimited-Version entscheidet, bekommt zwei Hecktüren, die das Erklimmen des Fondabteils deutlich erleichtern und eine vertretbare Beinfreiheit. Der kurze Standard-Wrangler sollte nach wie vor nur von zwei Personen bewegt werden.

Das Lieblingsterrain eines Wrangler sind unbefestigte Wege, steile Anstiege und steinige Wasserdurchfahrten. Seine traditionelle Achskonstruktion und die kurzen Überhänge hat sich der Nordamerikaner bewahrt. Dank eines überarbeiteten Allradantriebs und mehr Bodenfreiheit ist ab sofort noch mehr drin. Auf dem martialischen Rubicon-Trail musste der 1,9 Tonnen schwere 4x4-König zeigen, was er kann und schaffte alle Übungen mit Bravour.

Szene-Gänger

Das Hardtop des Jeep Wrangler ist besser zu bedienen Foto: Werk

Doch auch Jeep-Piloten sind nicht nur in Wald und Flur unterwegs. Schließlich gilt der Wrangler spätestens seit den 70er Jahren als Szene-Gänger. Im Gelände ein Segen, kann der Fahrer aufgrund der historischen Fahrwerkskonstruktion bei Bodenwellen oder flott durchschnittenen Kurven schon einmal nasse Hände bekommen. Unsicher wird es jedoch nie, denn ab sofort ist auch ein elektronisches Stabilitätsprogramm an Bord. Zudem tut gerade dem längeren Wrangler Unlimited das Plus an Radstand sehr gut und bringt Ruhe in die Karosserie.

Die Preise für den deutschen Markt stehen bis dato noch nicht fest. In den USA hat der neue Jeep Wrangler 3.8 V6 Sahara einen Basispreis von sparsamen 22870 US-Dollar, der viertürige Unlimited Sahara liegt mit dem gleichen 202 PS starken Sechszylinder bei 26075 Dollar.

Keine Beiträge vorhanden