Leichtes Spiel

Jaguar XF 3.0 L V6D 600

Mit dem XF hat Jaguar eine neue Designlinie eröffnet. Die Luxuslimousine erweist sich als kraft- und prachtvolle Alternative zur deutschen Oberklasse.

Von Thomas Flehmer

Die Frage wiederholt sich ständig: «Wo ist denn die Kühlerfigur abgeblieben?», hieß es gleich nach dem ersten Blickkontakt. Tja, die Bronzefigur der athletischen Raubkatze ist den Design-Veränderungen zum Opfer gefallen. Doch auch so bloßgestellt kann die Luxuslimousine ihre Krallen zeigen, auch wenn man diese Drohgebärden auf den ersten Blick nicht sieht. Denn zunächst fällt die geschwungene Form von der neuen Front bis zum fast fünf Meter entfernten Heck auf, die sportlich und anmutig zugleich verläuft. Der Wagen wirkt edel, aber nicht protzig.

Luxuriöser Innenraum

Luxuriös geht es im Innenraum weiter. Leder, Holz und Aluminium verzaubern die bis zu fünf Insassen, die fast wie in einem englischen Clubsessel bequem sitzend die Atmosphäre genießen können. Leichtes Spiel hat der XF. Das Staunen geht weiter, soweit der Start-Knopf gedrückt wird. Dann fährt der Drehknopf des Jaguar Drive Selectors aus der Mittelkonsole nach oben, mit dem das Sechsgang-Automatikgetriebe bedient wird. Und auch die Blenden der Lüftungsklappen fahren herunter.

Zugleich geht natürlich auch der Motor an, dessen Geräuschkulisse aber höchstens am Rande wahrgenommen wird. Denn fast geräuschlos fährt der 1,8 Tonner an. Auch wenn das Auto dabei seine Katzenhaftigkeit ablegt und in den unteren Drehzahlbereichen trotz eines Doppelturbos etwas behäbig wirkt, hat der XF leichtes Spiel, da die sänftenartige Leichtigkeit nicht abhanden geht.

Sanftes Drücken in die Sessel

Edles Interieur Foto: Jaguar

Und spätestens bei 1800 Touren greift die Limousine zu, wenn der Motor aus der Peugeot-Ford-Kooperation die 275 PS und das Drehmoment von 600 Newtonmetern einsetzt. Sanft werden die Insassen in die Sessel gedrückt. 6,4 Sekunden dauert es, bis die 100 Stundenkilometer erreicht sind.

Die Automatik schaltet dabei fast ohne Zugkraftunterbrechung ähnlich wie ein Doppelkupplungsgetriebe. Die Geschwindigkeit im Innenraum wird dabei kaum bemerkt. Selbst bei Tempo 200 und darüber lässt es sich äußerst angenehm reisen, ohne dass Schweißflecken unter den Achseln das äußere Erscheinungsbild jedes Einzelnen trüben. Bei 250 km/h endet dann das Vergnügen, wenn die Elektronik eingreift.

Angenehmes Reisetempo bei 200 km/h

Entspannt auch bei hohem Tempo unterwegs Foto: Jaguar

Der Eingriff hat auch seine Vorzüge, schont er doch auch den Geldbeutel. Denn nur bei Tempo 130, 140 km/h kann der Durst in Grenzen gehalten werden. Darüber hinaus ist auch der neue 3,0 Liter große Selbstzünder, der zwar schon sparsamer agiert als sein 2,7 Liter großer Vorgänger, machtlos. Verbräuche im zweistelligen Bereich sollten nicht überraschen.

Auch im Stadtverkehr nähert man sich den zehn Litern an. Eine Start-Stopp-Automatik wie sie bei der Konkurrenz schon verbaut wird, ist leider nicht an Bord - und auch der blendende cw-Wert von 0,29 hilft da wenig. Immerhin reduziert die fehlende Kühlerfigur das Gesamtgewicht. Doch auch ohne die im Sprung begriffene Raubkatze und trotz fehlender Spritsparmaßnahmen hat der Jaguar leichtes Spiel.

Harte Konkurrenz

Eindrucksvoller Auftritt Foto: AG/Flehmer

Und auch bei den Preisen kann der Jaguar gut mithalten. Bei 54.400 Euro startet die S-Version mit den 275 PS, die 30 PS schwächere Variante geht 3000 Euro früher ins Rennen. Und dann ist schon mehr an Bord als bei der deutschen Premiumkonkurrenz von E-Klasse bis Audi A6. In diesem Kreis hat der Jaguar allerdings kein leichtes Spiel.

Dabei könnte man mit dem Briten aus der Masse herausragen ohne Einbußen zu erleben. Doch scheint das Image von Jaguar preislich in ganz anderen Kategorien angesiedelt zu sein. Wenn der potenzielle Interessent in diesem Segment Preise und Ausstattung miteinander vergleichen würde, hätte der Jaguar wieder leichtes Spiel.

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