Hyundai Sonata: Gegenwind für Passat

Wer meint, dass der Passat nur aus Wolfsburg kommen kann, irrt. Besonders aus Korea entfacht Hyundai mit dem Sonata einen immer stärkeren Gegenwind.

Von Stefan Grundhoff

Der VW Passat gilt seit den 70er Jahren als beständiger Wind aus Wolfsburg. Sierra, Vectra, Ascona, Accord oder 407 - niemand konnte an dem steten Luftfluss bisher wackeln. Auch wenn sich die aktuelle Passat-Generation prächtig verkauft, für viele hat sich der Wolfsburger preislich zu weit nach oben verabschiedet. In diese Lücke stößt der Hyundai Sonata. Denn die aktuelle Generation will gerade auf dem europäischen Mittelklassemarkt glänzen.

Modern und unauffällig

Beim Design präsentiert sich der 4,80 Meter lange Sonata weitgehend unauffällig. Gerade in diesem Segment ein Mittel zum Erfolg. Denn die Kundschaft aus beruflichen Kilometerfressern und soliden Mittelstandsfamilien will in den seltensten Fällen ein Fahrzeug, mit dem man an jeder Ecke auffällt wie ein bunter Hund.

Der Hyundai Sonata sieht modern und betont international aus. Kein Wunder, er soll weltweit punkten. Pseudo-barocke Formen wie bei Sonata- oder Santa-Fe-Generationen vergangener Jahre hat Hyundai angeschnitten. Die Fahrzeuge sind längst viel mehr als billig, sondern gelten gerade für die europäischen Volumenhersteller als gefährliche Konkurrenz.

Erfolg auf dem Heimatmarkt

Die Rückansicht Foto: press-inform

In seinem Heimatland Korea ist der Sonata seit seiner Markteinführung das meistverkaufte Fahrzeug in der Mittelklasse. Gebaut wird er übrigens nicht nur in Asien, sondern in einem eigens errichteten Produktionswerk im US-Bundesstaat Alabama. Das Außendesign ist voll auf internationaler Höhe und auch die Triebwerke sind längst in Europa angekommen.

Benziner sind nach wie vor wichtig, doch ohne Diesel geht in dieser Klasse hierzulande überhaupt nichts mehr. Angesichts der Benzinalternativen mit 2,4- oder 3,3-Litern-Hubraum fällt der Griff zur Dieselversion Sonata 2.0 CRDi ungemein leicht. Der Commonrail-Diesel ist sorgsam gekapselt und leistet 103 kW / 140 PS. Auch wenn viele Konkurrenzmodelle in den vergangenen Monaten auf 170 PS aufgebohrt haben, ist man mit dieser Leistung und den daraus resultierenden 305 Nm Drehmoment ab 1.800 U/min trotz 1,7 Tonnen Leergewicht gut unterwegs.

Kleine Anfahrtschwäche

Der Motor des Sonata Foto: press-inform

Der asiatische Fronttriebler kann eine kleine Anfahrschwäche nicht überspielen und die lange Abstufung des manuellen Sechsgang-Getriebes wird Fahrdynamiker kaum beeindrucken können. Doch wer braucht schon mehr als ein Spurtvermögen 0 auf 100 km/h in 10,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h? Die Schaltwege sind lang, aber so lässt man die rechte Hand eben am Steuer. Auch aus dem Drehzahlkeller geht es munter hoch bis aufs gewünschte Tempo.

Bei nasser Fahrbahn nervt das Drehmoment, das bei der Lenkarbeit allzu sehr mitmischen will. Der Sonata 2.0 CRDi verfügt gemäß Klassenstandard über Euro4 und einen Partikelfilter. Er könnte jedoch etwas sparsamer unterwegs sein. Im Praxistest lag die Werksabgabe mit 6,1 Litern Diesel auf 100 Kilometer in weiter Ferne. Durchschnittlich liefen mindestens sieben Liter durch die Hochdruck-Einspitzdüsen. Mit 70 Litern Tankvolumen ist die nächste Bundes-Durchquerung jedoch kein Problem.

Platz im Überfluss

Bequeme Ledersitze Foto: press-inform

Zur Aufenthaltsqualität auf längeren Strecken trägt die komplette Serienausstattung bei. Auch wenn sich der Sonata bemüht - der Unterschied zur europäischen und gerade deutschen Konkurrenz ist immer noch deutlich. Die Verstellbereiche von Sitzen, Kopfstützen, Gurten und Lenkrad sorgen gerade bei groß gewachsenen Personen für Abstriche. Die vollelektrischen Ledersitze sind bequem, eine Spur zu weich und etwas mehr Seitenhalt erfreut nicht nur bei der Kurvenhatz, die in dieser Klasse sowieso keine Rolle spielt.

Leider kann die Haptik von Kunstoffen und Leder nicht überzeugen. Die Instrumente lassen sich tagsüber und bei Dunkelheit dagegen sehr gut ablesen, wirken ebenso wie die anderen Schalter und Bedienelemente jedoch lieblos. Dafür genießt man Platz im Überfluss. Der Radstand von 2,73 Metern sorgt dafür, dass auch Erwachsene an diesem Fond ihre helle Freude haben - vorausgesetzt sie können sich mit den viel zu kurzen Kopfstützen arrangieren.

Großer Wendekreis

Großer Kofferraum Foto: press-inform

Der mächtige Kofferraum schluckt beeindruckende 523 Liter. In diesen Dimensionen war man früher nur mit einem Passat unterwegs. Komfort heißen nicht nur Ledersitze, abblendbare Spiegel und ein Soundsystem, sondern auch Klimaautomatik, Pollenfilter und elektrische Spiegel. Sicherheitstechnisch ist der Koreaner mit ABS, ESP, Nebelscheinwerfern, sechs Airbags und Isofix-Halterungen ausgestattet.

Fahrzeugsicherheit und Komfortgefühl sind direkt von der Straßenlage abhängig. Es wird nach wenigen Kilometern klar, dass der Sonata den Reisekomfort über alles stellt. Das Fahrwerk sorgt für eine gute Straßenlage, die Federung bügelt Unebenheiten souverän glatt und selbst die früher oft zu bemängelnde Schwammigkeit ist dahin. Allein das Steuer lässt nicht nur ein paar Bedienknöpfe für Bordcomputer und Radiobedienung vermissen, sondern vermittelt nicht genügend Kontakt zur Fahrbahn. In der City würde man sich zudem etwas mehr Wendigkeit wünschen. Der Wendekreis hatte bei Tests einen Durchmesser von über zwölf Metern - das spürt man nicht nur in engen Gassen.

Einstieg ab 26.290 Euro

Den Einstieg in die Dieselwelt des Hyundai Sonata 2.0 CRDi GLS gibt es ab 26.290 Euro. Auch ein Anzeichen dafür, dass billige Koreaner längst der Vergangenheit angehören. Für Qualität und Ausstattung muss man längst seinen - wenn auch - fairen Preis zahlen. Eine gute Wahl ist das Komfortpaket, das für 2.050 Euro elektrische Ledersitze, Sitzheizung und Einparkhilfe kombiniert.

Fehlen noch mindestens zwei Details, die in keiner Aufpreisliste mehr fehlen sollten. Weder Xenonlicht noch ein Navigationssystem sind ab Werk verfügbar. Kann der Händler die fehlende Routenführung noch mit einer Nachrüstlösung ausgleichen, bleibt das längst etablierte Xenonlicht außen vor.

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