Starspieler für Europa

Hyundai ix 35

Schon länger verabschiedet sich Hyundai von dem Billig-Image aus Korea. Mit dem Tucson-Nachfolger ix35 geht der Hersteller weiter auf außerasiatische Bedürfnisse ein.

Von Thomas Flehmer

Seit der Einführung des neuen Santa Fe vor vier Jahren vollzieht Hyundai stetig den Wechsel weg vom Billig-Produkt aus Südkorea hin zu einer seriösen Marke mit Anspruch. So wurde der ix35, der dieser Tage bei den Händlern steht, "komplett für Europa entwickelt", sagt Werner Frey. Angesichts der bevorstehenden WM in Südafrika - Hyundai gehört zum Premium-Sponsoren-Pool des Fußball-Weltverbandes Fifa - betitelte der Geschäftsführer von Hyundai Deutschland den Tucson-Nachfolger als Hyundais "Starspieler des Jahres". Anlagen, diese hohen Ambitionen auch zu erfüllen, besitzt der ix35 dabei durchaus.

Rund statt eckig

Zum einen ist der kantige Auftritt einem abgerundeten Design gewichen. Zuwächse in der Länge und Breite sowie eine Minderung um fünf Zentimeter in der Höhe ziehen den als dynamischen Cityroader angepriesenen ix35 schon fast in die Nähe von gewöhnlichen Kombis - jedenfalls von der Seitenansicht. Der Kühlergrill des in Rüsselsheim konzipierten Hyundai gliedert sich in die Marken-DNA ein, anders als zu Zeiten, in denen fast jedes Modell aus Südkorea auch verschiedene Fronten besaß.

Und auch das Heck mit den langgezogenen Leuchten hat sich den europäischen Ansprüchen angepasst. Von den eher kantigeren Platzhirschen VW Tiguan, Toyota RAV4 oder einem Ford Kuga, mit denen sich der ix35 messen wird, setzt sich das Design ab.

Elegante Ledersitze

Ledersitze als Blickfang Foto: Hyundai

Im Innenraum gefällt auf dem ersten Blick die Einrichtung sehr gut. Dass die Plastikumrandung der Mittelkonsole noch nicht ganz einher geht mit den europäischen Modellen tritt erst später zutage, was sich nicht unbedingt negativ auswirkt. Die in den Topversionen enthaltenen Ledersitze geben nicht nur genug Seitenhalt, sondern wirken auch sehr elegant. Die erhöhte Sitzposition ist selbstverständlich.

Und auch in der zweiten Reihe bleibt genug Platz für die Passagiere. Dagegen wirkt der Kofferraum relativ überschaubar, selbst wenn dort 460 Liter untergebracht werden können.

Start-Stopp kommt später

Einheitliche Markenfront Foto: Hyundai

Überschaubar ist auch der Durchzug des 120 kW/163 PS starken 2.0 Liter großen Benziners. Der knapp 1,5 tonnen schwere ix35 benötigt 10,4 Sekunden für den Spurt aus dem Stand bis Tempo 100 km/h. Doch auch die geltenden Abgasbestimmungen rauben dem City-SUV ein paar Pferdestärken, sodass die 160 PS nicht erfahrbar sind. Dafür läuft das Zusammenspiel zwischen Fahrwerk und Lenkung gut, das Einlegen der Gänge bereitet keine Schwierigkeiten, doch die Wege sind halt länger als bei einem Sportwagen.

Ob nun unbedingt Allrad sein muss, das mit 1700 Aufpreis in allen Versionen zu Buche schlägt, muss jeder für sich beantworten. Während beim Tucson 80 Prozent den Frontantrieb wählten sollen beim ix35 von den angepeilten 6000 Verkäufen in diesem Jahr rund 30 Prozent auf die Kraft aller vier Räder vertrauen. Dann muss mit einem Verbrauch von 7,9 Litern gerechnet werden, beim 2WD sollen es 0,3 Liter weniger sein. Ein Verbrauch minderndes Start-Stopp-System folgt mit den dann auf den Markt kommenden Einstiegsmotoren mit 140 PS beim Benziner und 115 beim Diesel. Der 1.7 CRDi kommt dann auf einen CO2-Ausstoß von 139 Gramm pro Kilometer.

Eco-Taste mit Übersetzungsfehler

Dynamisch anmutendes Heck Foto: Hyundai

Während dem Ottomotor einige Pferdestärken zu fehlen scheinen, präsentiert der völlig neu entwickelte Commonrail-Topdiesel 2.0 CRDi 4WD mit 135 kW/184 PS seine volle Stärke, selbst mit der Sechsgang-Automatik. Auch wenn der Spurt lediglich sechs Zehntel kürzer dauern soll als beim Benziner, wirkt die Kraft des Selbstzünders doch viel potenter und bereitet viel Freude am Fahren, auch wenn der Selbstzünder im Vergleich zu den Mitbewerbern rau arbeitet.

Irritierend wirkt die Eco-Taste, die am Instrumenten-Board grün aufleuchtet und laut Benutzerhandbuch erlöschen soll, wenn der Fahrer nicht unbedingt sparsam unterwegs ist. Während der ersten Testfahrt aber leuchtete das Lämpchen selbst bei einem Kickdown. Als Übersetzungsfehler bezeichnete Hyundai-Sprecher Thomas Rauh die Anweisungen des Benutzerhandbuchs, das Eco-System arbeite unbemerkt vom Fahrer und spart zusätzlichen Kraftstoff, wenn der Fahrer nicht auf die Tube drückt und den angegebenen Verbrauch von 7,2 Litern Diesel auf diese Weise im Land der Fabeln belässt.

Verlängerte Aufpreisliste

Den europäischen Ansprüchen nähert sich Hyundai aber auch bei der Aufstellung der Aufpreisliste. Waren die früheren asiatischen Fahrzeuge zumeist fast komplett ausgestattet, sei die Liste laut Frey "nun etwas länger geworden", auch wenn von vornherein neben ESP, airbag und ABS auch Bremsassistent und Berganfahrhilfe an Bord sind. Das Automatikgetriebe kostet 1450 Euro, eine Geschwindigkeitsregelanlage ist nur in der Topausstattung Premium Serie, in den Varianten Comfort und Style müssen 190 Euro investiert werden. Ein Panoramadach ist für weitere 1100 Euro zu haben, der automatische Einparkmodus, der vor Jahren den VW Touran als ersten in die Parklücke chauffierte kostet 820 Euro.

Dafür ist für alle Modelle eine Fünfjahres-Garantie mit dabei, die auch die in diesem Zeitraum anfallenden Wartungen enthält und somit ebenso Anreize liefert wie auch der Einstiegspreis von 20.990 Euro für den Benziner. 3200 Euro mehr kostet der Einstieg in die Dieselwelt mit dem 100 kW/136 PS starken 2.0 CRDi 2WD. Die echten Qualitäten eines Starspielers beweist aber erst der Topdiesel, für den in der Style-Version 28.490 Euro ausgegeben werden müssen. Aber Starspieler haben auch im Fußball ihren Preis.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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