Ford Ranger: Abenteuer-Spielplatz auf Rädern

Lastesel mit Pkw-Qualitäten

Ford Ranger: Abenteuer-Spielplatz auf Rädern
Der Ford Ranger weckt Abenteuer-Phantasien. © AG/Flehmer

Der Ford Ranger weckt Abenteuer-Phantasien. In der Realität aber müssen Verwendungszwecke für den gut zu fahrenden Pickup vorhanden sein, damit die Träume nicht zerplatzen.

Von Thomas Flehmer

Es ist kaum vorstellbar, aber wahr. In den USA ist die F-Baureihe von Ford der erfolgreichste Pickup. Kein Wunder, dass die neuste Generation des Weltautos Ranger optische Anleihen beim großen Bruder annimmt und die Verwandtschaft herausstellt. Doch während in den Staaten das Pickup-Segment die Herzen höher schlagen lässt, bleibt der Einsatz in unseren Breitengeraden zumeist Jägern, Fischern und Sammlern vorbehalten – oder den Fans, die auf gewaltige Fahrzeuge stehen.

Ford Ranger mit Pkw-Atmosphäre im Innenraum

Denn der 5,35 Meter lange und 1,82 Meter hohe Ford Ranger entführt einen schon beim ersten Anblick in die Welt der Trucker auf den unzähligen Highways der Welt, ein Abenteuer-Spielplatz auf Rädern. Bullig wurde die Doppelkabine auf den 17 Zoll großen Leichtmetallrädern verbaut, sodass die – aufgrund der Doppelkabine - lediglich 1,56 Meter lange Ladefläche im Hintergrund bleibt und nur durch die verchromten Sportbügel ein wenig mehr Aufmerksamkeit erheischt.

Der Innenraum dagegen ist ganz nach Pkw-Ansprüchen geformt worden. Wer nur die Doppelkabine für sich nimmt, hat kaum den Eindruck, in einem Lastesel zu sitzen. Die verwendeten Materialien sind genauso wertig wie in einem normalen Personenkraftwagen, die zahlreichen Ablageflächen deuten hingegen auf ein Nutzfahrzeug hin, werden aber gern benutzt. Die Sitze sind gut geschnitten, sodass längere Fahrten – auch für die hinten sitzenden Personen – keine Probleme darstellen.

Fernstraßenromantik im Ford Ranger

Der Ford Ranger verfügt über einen bulligen Auftritt.
Der Ford Ranger ist gut gedämmt AG/Flehmer

Doch mit dem Drehen des Zündschlüssels kommt sehr schnell die Fernstraßenromantik auf. Der 2,2 Liter große Diesel röhrt standesgemäß. Allerdings muss das Fenster offen sein, damit die Geräusche hineindringen können, da der Ford ansonsten sehr gut gedämmt ist – auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn, die bis 170 km/h ausfallen können.

Weitere Lastwagengefühle vermittelt die Gangschaltung. Sie fällt besonders beim Wechsel vom ersten in den zweiten Gang etwas hakelig aus, doch für Pickup-Fans wird so die Abenteuerromantik nur vergrößert. Und auch der Vortrieb des mit 110 kW/150 PS bestückten Ranger ist etwas zäher. Aber die knapp 2,2 Tonnen müssen halt auch erst einmal in Bewegung kommen. Dann geht es reibungsloser voran, auch durch Kurven. Diese werden vorsichtiger als beim Pkw genommen, aber das sollte aufgrund der Statur selbstverständlich sein.

Fünf Sterne für den Ford Ranger

Der Ford Ranger verfügt über einen bulligen Auftritt.
Auf der Ladefläche können auch andere Dinge als Schnee transportiert werden. AG/Flehmer

Apropos Statur: Die Parkplatzsuche kann sich für den Großstadtindianer etwas hinziehen, um die 5,35 Meter zu verstauen. Dann müssen noch ein paar Tropfen Diesel mehr investiert werden. 9,5 Liter sind es in der City im Durchschnitt bei einem hohen Stadtautobahnanteil. Auf den Fernstraßen müssen zehn Liter dann eingerechnet werden, wenn die Geschwindigkeit von 130 km/h konstant gehalten wird. Wird das gute Reisetempo von 150 km/h gewählt, müssen weitere zwei Liter hinzugerechnet werden – und das, ohne die beladene Ladefläche. Anlässe, diese vollzupacken, gab es in zwei Wochen Testzeitraum nicht. Dafür diente sie, um die Abenteuerphantasien des Nachwuchses anzufeuern. Klettern und auf der Ladefläche zu sitzen – was gibt es Schöneres?

Zwischenzeitlich aber taugte die Ladefläche als Aufbewahrungsort für Schneemassen, die einen weiteren Vor- und Nachteil aufdeckten. Zum einen fehlt Stauraum bei feuchtem Wetter, wenn kein Verdeck bereitsteht. Zum anderen verleiht der Ford Ranger dank zuschaltbarem Allradantrieb enorm viel Sicherheit auf rutschigem Untergrund. Gepaart mit einem gut einsetzbaren ESP rollte der Ranger gut über den Schnee – eine vorsichtige Fahrweise muss aber trotzdem gegeben sein, auch wenn der Ranger als bisher bester Pickup beim EuroNCAP mit der Höchstwertung von fünf Sternen abschnitt.

Ford Ranger als treuer Helfer

So unterstrich der Ranger seinen Nutzwert im Testzeitraum. Für Jäger, Fischer und Sammler ein treuer Helfer abseits befestigter Straßen oder halt für Pickup-Fans die für den mit Navi, Alarmanlage, Anhängevorrichtung und Metallic-Lackierung immerhin 39.140 Euro ausgeben müssen, ehe der Abenteuerspielplatz betreten werden kann.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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