Die dritte Kraft

Ford macht den Focus kompatibel für das neue Markenimage. Die wichtigsten Veränderungen des Mittelpunkt-Modells der Kölner folgen aber erst im neuen Jahr.

Von Thomas Flehmer

Einigkeit macht stark. Zwei Jahre nach der Einführung der zweiten Focus Generation hat Ford seinem wichtigsten Modell das neue Markengesicht aufgelegt. Mit dem sogenannten Ford Kinetic Design, dass bereits beim Galaxy, S-Max, C-Max und Mondeo die neue Markenrichtung vorgibt, wurde nun auch das Kompaktklasse-Modell verschönert. «Der Focus ist der Mittelpunkt der Marke Ford», sagt Jürgen Stackmann, Geschäftsführer Marketing und Verkauf. Jeder fünfte verkaufte Ford ist ein Focus. Deshalb muss der Kontrahent des VW Golf und des Opel Astra schnellstens die neue Formensprache erhalten, bevor die beiden anderen deutschen Konkurrenten mit ihrer neuen Generation auf den Markt kommen.

Mehr als ein Facelift

Dabei sind die Veränderungen so stark ausgefallen, dass Stackmann gar schon von dem «Beginn der dritten Generation» spricht und das Wort Facelift vermeidet. Wie schon bei den anderen vier Ford-Modellen mit Kinetic Design rückt auch das neue Modell aus dem C-Segment sehr dynamischer in den Fokus.

Der große, umgedrehte Trapezgrill vermittelt in Zusammenarbeit mit den scharf angeschnittenen Scheinwerfern und der neu gestalteten Motorhaube viel Kraft. Die Seitenlinie erhält ihre Dynamik durch eine Sicke, die sich von der Motorhaube bis zur Heckklappe zieht. Die ausgeprägten Kotflügel präsentieren weitere Power.

Geschmacksverirrung im «Ghia»

Die Inneneinrichtung kann bis auf die Variante "Ghia" überzeugen Foto: Ford

Auch das Heck präsentiert sich in einem neuen Gewand. Die Schlussleuchten wurden auf LED-Technologie umgestellt, die Heckklappe neu konturiert, der Stoßfänger passt sich der jeweiligen Farbe des Focus an. Ein angedeuteter Heckdiffusor soll weitere Dynamik vermitteln, kommt sich dabei aber mit dem Heckspoiler ins Gehege. Insgesamt aber kommt der neue Ford sehr viel frischer daher.

Das trifft auch auf den Innenraum zu. Hier wurden höherwertigere Materialien verwendet, um den «Soft Touch», das Wohlgefühl zu verstärken. Während das in den unteren Ausstattungsstufen «Ambiente» und «Style» hervorragend klappte, differenzieren die Geschmäcker bei der Topvariante «Ghia». Liebhaber von Nierentischen der 50er und 60er Jahre werden aber an den Holzapplikationen sowie dem gelb-grünen Lederton Gefallen finden.

Mehr Platz als im Laguna

Der Kofferraum des "Turnier" bietet viel Platz Foto: AG/Flehmer

Gut gelungen sind die neu gestalteten Instrumente, deren rötliche Nachtbeleuchtung einen gewissen Premiumanspruch unterstreichen soll. Dank dreier Hebel am Lenkrad verläuft die Bedienung der Instrumente recht einfach. Das Display des Navigationssystems ist aber der vollen Sonnenausstrahlung ausgesetzt und somit nicht immer ables- und bedienbar.

Die Sitze geben sehr viel Seitenhalt, die Freiheit für alle Insassen ist vollends gegeben, egal ob Limousine oder Kombi, die bei einem Radstand von 2,64 Metern bis zu den Rücksitzen identisch sind. Während die 4,34 Meter lange Limousine ein Kofferraumvolumen zwischen 396 und 1258 Liter aufweist, verfügt der Turnier über 503 Liter, die bis auf 1546 Liter ausgebaut werden können. Bei umgeklappter Rückbank ist mehr Platz vorhanden als beim gut 20 Zentimeter längeren Laguna Grandtour.

Bekanntes Motorenangebot

Die Front im Ford Kinetic Design Foto: AG/Flehmer

Um nicht wirklich die dritte Generation des Focus auszurufen, lässt Ford die ab dem 23. Februar 2008 erhältlichen Limousinen mit drei, vier oder fünf Türen sowie den Kombi «Turnier» mit den bekannten Motoren auflaufen. Die von uns gefahrenen 2,0 Liter Diesel und Benziner mit 100 kW/136 PS bzw. 107 kW/145 PS überzeugten voll und ganz.

Der drehmomentstarke Diesel setzt seine 320 Nm bei 2000 U/min ein und kann somit schon in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen in höheren Gängen gefahren werden. Innerhalb von 9,4 Sekunden ist die 100 km/h-Marke erreicht. Bis 205 km/h kann durchgezogen werden, dann ist aber der von Ford angegebene Verbrauchswert von 5,6 Litern und der damit verbundenen CO2-Emission von 147 Gramm pro Kilometer nicht zu halten.

Nur fünf Gänge im Benziner

Dynamische Seitenlinie Foto: AG/Flehmer

Nicht ganz so dynamisch, aber vollkommen ausreichend stehen im Benziner 185 Nm zur Verfügung. Deren maximale Kraft wird aber erst bei 4500 U/min abgerufen, sodass ein Gefühl von Schnelligkeit erst spät einsetzt.

Zudem verfügt der Benziner lediglich über fünf Gänge. Bis 206 km/h reicht die Kraft beim Ottomotor, der Verbrauch liegt bei 7,1 Litern, was einem CO2-Ausstoß von 169 Gramm pro Kilometer entspricht.

Neuerungen lassen auf sich warten

Die sportlichste Version: Der Focus ST Foto: Ford

Beiden gemeinsam ist das straffe, aber nicht unkomfortable Fahrwerk. Verbunden mit einer ebenso straffen Lenkung ist der absolute Kontakt zur Straße stets gegeben. Auch die Wankbewegungen halten sich in Grenzen, sodass auch Kurven auf der Landstraße zügig angegangen werden können.

Die von Ford angekündigten absoluten Neuerungen lassen aber noch auf sich warten. Weder der Econetic-Motor, der lediglich 115 Gramm CO2 auf einem Kilometer ausstößt, noch das Doppelkupplungsgetriebe, sowie die sparsamen 1,6 Liter-Motoren konnten getestet werden und stehen auch zum Marktstart im Februar noch nicht zur Verfügung. Auch der sportliche ST mit 225 PS kommt später.

Der ewige Dritte

Bereits fix sind die Preise. Mit 15.000 Euro beginnt der kleine 1,4 Benziner mit 59 kW/80 PS in der Basisversion «Ambiente». Die zumeist georderte zweite Ausstattungslinie «Style» kostet jeweils 1500 Euro Aufpreis. Dafür sind dann eine Klimaanlage, ein Audiosystem, Bordcomputer sowie beheizbare Außenspiegel mit an Bord.

Die von uns gefahrenen 2.0er kosten als Benziner mindestens 21.500 Euro, der Diesel beginnt bei 22.750 Euro. Trotz der überzeugenden Performance und dem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt wohl auch der neue Focus im Kampf mit Astra und Golf in Deutschland nur die dritte Kraft.

Keine Beiträge vorhanden