Ford Focus CC: Kölner Spätstarter

Nach VW und Opel bringt Ford als letzter der großen deutschen Markenhersteller ein Klappdach-Cabrio auf den Markt. Die Kölner setzen dabei auf ein zweigeteiltes Dach – und einen günstigen Basispreis.

Von Jürgen Wolff

Wenn es um den richtigen Zeitpunkt geht, wird Jürgen Stackmann poetisch: «Wir machen es wie die Rosenzüchter», sagt der Marketingchef von Ford Deutschland. Die besonders passionierten pflanzen das Gewächs fürs nächste Jahr schon im Herbst: «Die Wurzeln können besser anwachsen und die Rosen haben damit einen kleinen Wachstumsvorsprung im Frühling.»

Kleiner Wachstumsvorsprung

Genau das sei auch der Grund, warum Ford sein Cabrio erst zum Ende des Sommers vorstellt und im November zu den Händlern bringt: «Wir stellen es jetzt vor, damit wir im Frühjahr einen kleinen Wachstumsvorsprung haben.» Sieht man mal von den systembedingten Nickeligkeiten ab (weit in den Fahrgastraum gezogene Frontscheibe, fülliges Heck), so ist Ford mit dem Focus Coupé-Cabriolet insgesamt ein stimmiges Paket gelungen.

Der Nachfolger des Escort Cabrio basiert auf der Unterbodenkonstruktion der viertürigen Focus-Limousine und ist in Zusammenarbeit mit Pininfarina zunächst als Coupé entwickelt worden. Erst als das schon ziemlich fertig da stand, gingen die Ingenieure daran, das Dach zu falten. Anders als VW mit dem Eos und die Konzernschwester Volvo mit dem C70 wählte man bei Ford eine nur zweiteilige Klappdachkonstruktion.

Größere Einzelteile

Die Dachkonstruktion des Focus CC Foto: Werk

Nachteil: Die Einzelteile, die unter der Heckklappe verstaut werden müssen, fallen größer aus. Das Heck gerät schnell üppig proportioniert. Um die bewegten Dachteile nicht zu groß werden zu lassen, ragt der Rahmen der Frontscheibe anders als bei einem Stoffdach-Cabrio noch ein gutes Stück in den Luftraum über den Frontpassagieren.

Das nervt Cabrio-Puristen. Wer ideologiefrei einfach nur Spaß am offenen Fahren haben will, der wird sich daran wenig stören. Immerhin bekommt er für die paar Zentimeter Himmel weniger ein volltaugliches Ganzjahresauto. Und so mancher wird gar positiv vermerken, dass sich durch die längere Windschutz-Scheibe Verwirbelungen im Innenraum verringern. Auch beim Problem mit dem Heck hat Ford die Not zur Tugend gemacht: Mit 534 Litern Laderaum bietet der Focus CC geschlossen acht Liter mehr Stauraum als die Limousine. Und selbst offen sind im Focus noch relativ üppige 248 Liter Platz vorhanden.

Ein weiterer Vorteil der zweiteiligen Dachkonstruktion: Sie sollte auch auf Dauer weniger anfällig sein, als wohl die komplizierten, bis zu fünffachen Schachtelungen der Konkurrenz. Auch so ist die Dachmechanik, die auf Knopfdruck binnen müden 29 Sekunden einen freien Blick nach Oben schafft, noch komplex genug: Fünf Hydraulikzylinder, drei Elektromotoren und elf Sensoren arbeiten zusammen. Innen geht es gediegen zu. Die Materialien vermitteln einen hochwertigen und gut verarbeiteten Eindruck.

Nicht wirklich bequem

So sieht das Heck geschlossen aus Foto: Werk

Nur die Plastikabdeckung rund um (Sony-)Radio und Klimaanlage wirken eher billig. Auch wenn Ford den Focus CC als 4-Sitzer anpreist: Die hinteren beiden Sitze sind nicht wirklich bequem. 2+2 wäre die ehrlichere Formel. Immerhin finden hinten gut und bequem Taschen und Kindersitze Platz. Mehr als zwei dürften in dem Focus CC ohnehin nur selten unterwegs sein: Als Zielgruppe definiert Stackmann vor allem Singles und Doppelverdiener eher gehobenen Alters - «Empty Nesters», wie sie bei Ford in schönstem Marketing-Denglisch heißen.

Kleine Zitrone am Rande: Ab Tempo 100 flattern bei offenem Dach die hinteren Sicherheitsgurte kräftig im Wind und sorgen für ein nervendes Stakkato. Da sollte Ford noch Abhilfe schaffen. Zum Start bietet Ford den Focus CC mit drei Motoren zur Wahl an: zwei Benziner und ein Diesel. Der 1,6-Liter-Benziner dürfte dabei eher als Alibi fungieren. Mit seinen 100 PS lässt sich der Focus CC zwar bewegen, aber nicht wirklich mit Fahrspaß. Besser unterwegs ist man mit einem der beiden 2,0-Liter-Motoren. Der 2,0-Liter-Duratec Benziner leistet 107 kW/145 PS. Zusammen mit der serienmäßigen 5-Gang-Handschaltung ist man damit flott unterwegs. Egal ob entspanntes Cruisen auf der Autobahn oder schnelles Überholen auf der Landstrasse.

Diesel gefällt

Der Durateche-Motor im Ford Focus CC Foto: Werk

Noch besser hat uns der CC mit dem Diesel gefallen. Seine Kennzahlen: 100 kW/136 PS und ein Drehmoment von 320 Nm bei 2000 U/min. Mit der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,3 Sek. liegt der Diesel gleichauf mit dem 2,0-Benziner, in der Höchstgeschwindigkeit mit 205 km/h nur drei Stundenkilometer darunter.

Dafür gibt sich der Diesel laut Ford mit einem Verbrauch von 5,9 Liter auf 100 km zufrieden (der Benziner braucht 7,5 Liter Super). Wie erwartet punktet das Focus Coupé Cabriolet auch in Sachen Fahrwerk. Schon der normale Focus glänzt da mit guten Werten - der CC setzt noch einmal eins drauf und nutzt eine modifizierte Version des ST-Fahrwerkes. Modifiziert heißt: Sportlich straff, aber nicht Bandscheiben schädigend. Die Federung ist so abgestimmt, dass sie auch raue Straßen gelassen schluckt, ohne viel davon an die Passagiere weiter zu geben. Auf schlechten Straßen zeigt sich auch, dass die Karosserie dank zusätzlicher Verstrebungen sehr verwindungssteif ist.

Wie ein Brett liegt der CC auch in flott gefahrenen Kurven auf der Straße und ist kaum aus der Ruhe zu bringen. Nur in Extremfällen neigt er zum leichten und gutmütigen Untersteuern. Notfalls regelt die Elektronik rechtzeitig ein. Die Lenkung ist direkt und gibt dem Fahrer gute Rückmeldung über die Straße. Obwohl der Focus CC erst am 10. November zu den Händlern kommt, ist er zusammen mit einem Schnellstarterpaket, das Ford seit Mai anbietet, schon 300 Mal geordert worden. Insgesamt will Ford in Deutschland rund 7000 Stück pro Jahr verkaufen. Mit dazu verhelfen soll ein Kampfpreis: In der Basisversion liegt der Focus CC gut 600 Euro unter einem vergleichbaren Opel Astra TwinTop - und knapp 3000 Euro unter dem preiswertesten VW Eos.

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