Fiat Linea 1.9 Multijet: Klare Ansage

Lausige Zahlen und erschreckende Marktanteile bei Fiat sind seit dem Marktstart des Grande Punto fast vergessen. Jetzt bringen die Italiener unter dem Namen Linea eine ziemlich eigenständige Stufenheckversion auf den Markt.

Von Stefan Grundhoff

Zentraleuropa ist eine Insel. Das hat weder mit Dürreperioden noch munterer Plattentektonik zu tun. Es geht vielmehr um den Automobilmarkt. Während in Deutschland und seinem multilateralen Speckgürtel Kompakt- und Mittelklasse-Limousinen seit vielen Jahren auf dem absteigenden Ast ihr Dasein fristen, sind die Stufenheckmodelle auf dem amerikanischen Kontinent, in Asien oder Osteuropa begehrter denn je. Gut nachvollziehbar, dass Fiat seinem Erfolgsmodell in der mächtig erwachsen gewordenen Kleinwagenklasse einen sehenswerten Bruder zur Seite gestellt hat. Technisch basiert der Anfang Juni auf den Markt kommende Linea zu weiten Teilen auf dem großen Punto. Mit einer Gesamtlänge von 4,56 Metern greift er mit einem Kampfpreis ab 13.000 Euro so ziemlich alles zwischen VW Polo und Opel Vectra an. Dabei ist der neue Fiat kaum weniger sehenswert als sein Schrägheckbruder Grande Punto - im Gegenteil.

Eigenständiges Modell

Die klaren Formen der Front sind das eine, doch besonders das Hinterteil präsentiert sich keinesfalls als zusammengeschusterte Rucksack-Version, sondern als ungewöhnlich eigenständiges Modell. Die lange Jahre schwächelnden Nord-Italiener haben derzeit einen Lauf. Grande Punto und der noch junge Golf-Konkurrent Bravo sind dabei nur das eine Blatt. In diesem Jahr setzt man zudem auf Linea und den kleinen Hoffnungsträger Fiat 500, der im Herbst neue Kunden locken soll. Weltweit hat das Stufenheckmodell Linea für die kommenden eine gewaltige Bedeutung. Besonders die Märkte in Südamerika, Osteuropa und Asien warten auf den neuen Alleskönner, der im Innenraum das hohe Design-Niveau der Außenhaut jedoch deutlich verfehlt.

Liebloses Interieur

Das Innendesign ist wenig ansehnlich Foto: Werk

So elegant und schmuck sich die Limousine von vorn, hinten und der Seite präsentiert, so müde und wenig ansehnlich zeigt sich das Interieur. Lieblose Schalter, überladene Lenkstockhebel und eine allenfalls mittelprächtige Haptik zeigen, wie der Fiat Linea auf Kundenfang gehen soll. Der günstige Preis soll die Musik machen. Die Sitze bieten wenig Beinauflage und kaum Seitenhalt. Sitzverstellung und Ergonomie sind ebenfalls nur mittelprächtig. Nichts auszusetzen gibt es dagegen am Platzangebot. Die vier Türen öffnen weit und es gibt mehr als genug Platz für vier bis fünf Passagiere. Der Kofferraum fasst eindrucksvolle 500 Liter. Wird die Rückbank umgeklappt, kann man bis zu 1175 Liter nutzen.

Träger Motor

Der Motor wirkt müde und unwillig Foto: Press-Inform

Der günstige Preis soll dabei sogar Billigheimern wie Dacia Logan oder dem Vierplatz-Dreigestirn Peugeot 107, Toyota Aygo und Citroen C1 Zornesfalten auf die Stirn zaubern. Das 57 kW/77 PS starke Einstiegsmodell dürfte allenfalls die Sparfüchse locken. Denn bereits der neu entwickelte Multijet-Diesel mit 1,3 Litern Hubraum und 66 kW/90 PS ist alles andere als ein Kraftprotz. Angesichts eines Leergewichts von knapp 1,2 Tonnen und moderner Commonrail-Einspritztechnik hätte man sich hinter dem Steuer der im türkischen Bursa gebauten Fiat-Limousine deutlich mehr versprochen. Der Motor und laut, bisweilen sogar aufdringlich und wirkt über das gesamte Drehzahlband müde und unwillig. Nicht, dass man mit so einem Motor nicht unterwegs sein könnte, aber bei 90-Diesel-PS muss nun einmal mehr drin sein als 200 Nm Drehmoment, eine Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 13,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Immerhin hält sich der Verbrauch mit 4,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern angenehm und zurück und ein 45 Liter großer Tank ermöglichst Reichweiten bis an die 1.000-Kilometer-Liga. Der CO2-Ausstoß liegt bei 129 g/km. Topmodell wird ein 1,4 Liter großer Turbomotor mit 88 kW / 120 PS sein.

ESP nur gegen Aufpreis

Das Fahrwerk kann dagegen durchaus überzeugen. Auch schlechte Straßen dringen nicht über Gebühr in den Innenraum des Linea ein. Der 2,60 Meter lange Radstand bringt ebenfalls Ruhe in die Karosserie. An der Vorderachse sind die Räder nach McPherson-Prinzip einzeln aufgehängt, an der Hinterachse arbeitet eine Halb-Verbundlenkerachse mit Drehachskörper. ESP wird es in Deutschland jedoch nur gegen Aufpreis bzw. in den Topversionen serienmäßig geben.

Zunächst werden drei Motoren mit Leistungen von 77, 90 und 120 PS sowie die drei bekannten Ausstattungsvarianten Active, Dynamic und Emotion verfügbar sein. Optional stehen Extras wie zum Beispiel, Klimaautomatik, ESP, Infotelematik-System mit USB-Port, Soundsystem, Tempomat oder Einparkhilfe auf der Liste. Front-, Kopf- und Seitenairbags sind ebenso serienmäßig wie ABS und ein Bremsassistent.

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