Fiat 500L: Auf den Spuren des Mini

Marktstart im Oktober

Fiat 500L: Auf den Spuren des Mini
Der Fiat 500L kommt am 20. Oktober auf den Markt. © Fiat

Die BMW-Tochter Mini hat es vorgemacht, wie viele Varianten man aus eine Grundmodell herausholen kann. Fiat geht nun den gleichen Weg und bringt nun einen Langversion vom Cinquecento auf den Markt.

Von Elfriede Munsch

Was BMW mit dem Mini kann, sollte doch Fiat auch mit seinem Kultauto Cinquecento gelingen. Aus einem Grundmodell entstehen daher immer weitere Ableger. Nachdem die Italiener bereits die Limousine, die Cabrio-Version sowie die schnellen Abarth-Varianten erfolgreich vermarktet haben, steht ab 20. Oktober der 500L bei den Händlern. Wie viel er genau in Deutschland kostet wird, ist noch nicht abschließend geklärt. In Italien startet die kleine Stretch-Limo zu Preisen ab 15.550 Euro. Hier zu Lande dürften sie mit mindestens 500 Euro mehr zu Buche schlagen, ESP inklusive.

Fiat 500L basiert auf Punto

Der neue Fiat 500L ist eigentlich eine Mogelpackung. Wer glaubt, dass Fiat den Cinquecento auf die Streckbank gelegt und ihn um 60 Zentimeter in die Länge gezogen hat, der irrt. Die auf 4,15 Meter gestreckte Ausgabe trägt zwar den Namen des italienischen Verkaufsschlagers, ist aber kein waschechter Fiat 500. Wo dieser noch auf der Plattform des alten Pandas zurückgreift, nutzt der 500L den nun modifizierten, das heißt verlängerten und verbreiterten Unterbau des Punto.

Beim Thema Design hielten sich die Macher ebenfalls nicht ausschließlich an den stilistischen Vorgaben des kleinen Kultautos. Stilelemente vom neuen Panda und natürlich vom Namensgeber prägen das Ex- und Interieur. In der Seitenansicht ist er mehr ein neuer Panda, dafür erinnert die Frontgestaltung eher an den Fiat 500. Die große Windschutzscheibe und das Heck zitieren den glücklosen Neuzeit-Multipla. Und nicht zu vergessen: Ein Schuss Mini Countryman ist auch dabei. Die bunte Mischung tut der Attraktivität jedoch keinen Abbruch.

Der L wirkt stimmig. Dazu trägt auch die Zweifahrlackierung bei. Es gibt über 333 Möglichkeiten, die drei angebotenen Dachfarben, elf Außenlackierungen, die verschiedenen Felgen und Innenraum- sowie Polstervarianten zu kombinieren.

Beim Innenraum auch beim Panda bedient

Das Cockpit des Fiat 500L.
Das Cockpit des Fiat 500L Fiat

Beim Interieur haben sich die Designer ebenfalls aus den Regalen von Fiat 500 und Panda bedient. Das kleine handliche Lenkrad stammt zum Beispiel vom Bärchen, das Armaturenbrett hat man so ähnlich schon im Cinquecento gesehen. Ein wenig zu viel kratzempfindliches Hartplastik in den Türverkleidungen stört den guten Gesamteindruck.

Wen wundert´s, dass das Raumangebot nicht nur im Vergleich zum 500 deutlich verbessert wurde. Auch der nur acht Zentimeter kürzere Punto hat in dieser Hinsicht Nachsehen. Der 500L wird auch durch seine zusätzlichen Zentimeter in Höhe (plus 29 Zentimeter) und Breite (plus 15 Zentimeter) zum alltagstauglichen Familienbegleiter. Im Zusammenspiel mit der deutlich eckigerer Karosserieform ermöglicht dies gute Platzverhältnisse. Wenn auch nicht die in der Werbung versprochenen fünf 2-Meter-Männer hineinpassen: Vieren könnte es gelingen, ohne dass es zu Wehklagen kommt.

Der große bis zu 1.310 Liter fassende Kofferraum kann sich sehen und beladen lassen. Schon in der Grundstellung fasst er 400 Liter, die Rückbank ist um 15 Zentimeter in Längsrichtung zugunsten von mehr Kniefreiheit oder Ladevolumen verschiebbar. Der Beifahrersitz lässt sich umklappen, so dass bis zu 2,40 lange Gegenstände geladen werden können. Apropos Umklappen: Mit einem Handgriff kann man nicht nur die im Verhältnis 60:40 geteilten Rücksitzlehnen umlegen, sondern falls gewünscht nach vorne falten. Die Mechaniken sind sehr leichtgängig.

Bequemer Einstieg in den Fond

Praktisch sind natürlich die hinteren Türen. Sie ermöglichen einen bequemen Ein- und Ausstieg. Aber nicht nur im Fond geht es kommod zu. Der Fahrer sitzt leicht erhöht und genießt die gute Rundumsicht. Hat er das optionale, 1,5 Quadratmeter große Panoramaglasdach geordert, kann der Blick auch die oberen Aussichten genießen. Fiat spendiert seinem Neuem ebenfalls einen neuen Motor. Der 0,9-Liter-Turbo erhält eine weitere Ausbaustufe und leistet nun 77 kW/105 PS.

Der Zweizylinder, der an ein Sechsgang-Getriebe gekoppelt ist, lässt es flott angehen. Zunächst noch kernig laut zeigte das Motörchen bei ersten Testfahrten, wie viel Temperament in ihm steckt. Einmal auf Touren – schnurrte es wie eine Nähmaschine. Mit ihm machen schnelle Kurvenfahrten Spaß, das Fahrwerk ist gutmütig abgestimmt, das klassische Mini-Fahrgefühl wird hier indes nicht vermittelt.

Der Normwert von 4,8 Litern (112 g/km) dürfte aber nur mit zurückhaltender Fahrweise zu realisieren sein. Eine Start-Stopp-Automatik soll zum sparsamen Umgang mit Treibstoff beitragen. Aber trotz seines rassigen Temperaments wird er sich wohl hinter dem bekannten 1,4-Liter Benziner in der Beliebtheitsskala einordnen müssen. Der bringt immerhin 70 kW/95 PS ins Spiel. Der 63 kW/85 PS starke Diesel spricht die Vielfahrer unter den Käufern an.

Preise steht noch nicht fest

Der Fiat 500L
Das Heck der Langversion des Fiat 500L Fiat

Bei Fragen zur Preisgestaltung hält man sich noch zurück. Der Basispreis von rund 16.000 Euro dürfte mit ein wenig Ausstattung schnell überschritten werden. Mit Klimaanlage, schicken 17-Zöllern, Zweifarben-Lackierung und anderen Annehmlichkeiten dürfte sich der Preis für den 1,4-Benziner bei 18.000 Euro bewegen. Damit unterbietet er immer noch die Konkurrenz aus München.

Natürlich kann der 500L mit allerlei technischen Spielereien von Premium-Audioanlage bis zur Internetanbindung mittels Smartphone aufgerüstet werden. Die Fiat-Verantwortlichen haben allerdings auch an die älteren Semester gedacht und offerieren optional eine kleine Kaffeemaschine, die in einer Docking-Station ihren festen Halt findet. Der 500L wird in den nächsten Jahren wohl zu einem der wichtigsten Fahrzeuge in der Fiat-Modellpalette. Daher fahren bereits 2013 zwei weitere, nun direkte Abkömmlinge vor.

Ein Crossover-SUV ersetzt den schon betagten Sedici. Damit nicht genug, strecken die Italiener den 500L um 30 Zentimeter und rüsten ihn als Siebensitzer auf. (SP-X)

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