Lifestyle aus Transsylvanien

Dacia Sandero Stepway

Dacia verlässt den Weg der reinen Zweckmäßigkeit. Mit dem Sandero Stepway soll ein neues Klientel angesprochen werden.

Von Thomas Flehmer

Die Zeit des Einlebens ist vorbei. Als vor vier Jahren der Dacia Logan auf den Markt kam, war das Geschrei groß: Ein Billigauto ohne jegliche Emotionen, dafür mit Stufenheck und lediglich mit Nutzen für den Alltag kann in Deutschland keine Chance haben. Vier Jahre später kommt mit dem Sandero Stepway bereits das fünfte Modell aus rumänischer Produktion. Und mit dem Ableger des Erfolgsmodells Sandero schlägt die Renault-Tochter auch einen neuen Weg ein, weg vom Image des Günstigen und lediglich Zweckmäßigen.

Vorbild Cross Polo

Einen Schönheitspreis gewinnt der Stepway nicht, aber der Crossover ist ja auch der erste Schritt auf dem Weg, wenn man den Namen zur Hilfe nimmt. Aufgrund seiner äußeren Erscheinung nimmt das neue Modell den gleichen Part ein wie der Cross Polo zum VW Polo.

Ausgestattet mit 20 Millimeter mehr Bodenfreiheit, robusten Stoßfängern sowie einer besseren Serienausstattung gegenüber dem normalen Sandero mit einer Dachreling, attraktiveren Stoßfängern sowie Nebelscheinwerfern, Metallic-Lackierung und Alu-Felgen sollen diejenigen angestachelt werden, die knapp 2500 Euro mehr aufbieten können als beim 7500 Euro teuren Sandero.

Solides Fortkommen

Im Innenraum bleibt alles aufs Nötigste beschränkt Foto: Renault/Mainx

Dafür steht dann mit dem 1.6 MPI mit 87 PS der einzig verfügbare Benziner ab 9900 Euro zur Verfügung. 1300 Euro mehr müssen investiert werden, wenn der 1.5 dCi mit 86 PS geordert wird. Ampelsprints gewinnt man mit beiden nicht. Der aus dem Renault-Regal stammende Selbstzünder benötigt 16,7 Sekunden, ehe der dreistellige km/h-Bereich erreicht ist. Zwar soll das maximale Drehmoment von 160 Newtonmetern bereits bei 1700 Umdrehungen pro Minuten zum Tragen kommen, doch scheint die volle Kraft erst rund 400 Kurbelwellenumdrehungen später wirklich richtig zu fassen.

Dabei agiert der Commonrail-Diesel nicht ganz ruhig, ohne dabei störend zu wirken. Und auch auf der Autobahn sind bei Tempo 140 km/h Gespräche möglich ohne sich anschreien zu müssen. Soweit sitzt man auch gar nicht auseinander. Denn die Maße und der Innenraum sind deckungsgleich mit dem Sandero. Alles ist aufs Funktionale beschränkt. Das Armaturenbrett aus einem Guss und somit praktisch unkaputtbar, die Sitzfläche weiterhin etwas zu kurz, die Sitzhöhe gleich, nur die Bezüge sind anders gestaltet. Hier ist Dacia keinen Schritt weitergegangen, sondern hat lediglich das Alltagskonzept übertragen.

Kein Start-Stopp-System

Solide Fahreigenschaften Foto: Renault/Mainx

Kein Anlass zum Murren geben die Fahreigenschaften. Der Stepway fährt solide, auch in den Kurven, die Lenkung ist straff, die Gänge lassen sich gut einlegen. Ein sechster Gang wäre trotzdem wünschenswert.

Zwar ist der angegebene Verbrauch mit 5,3 Litern (140 Gramm CO2 pro Kilometer) für den 1,2 Tonner nicht schlecht, doch können hier noch weitere Schritte gemacht werden, da auch Sparmaßnahmen wie Start-Stopp noch außen vor bleiben, ebenso wie ein ESP, das serienmäßig erst aufgenommen wird, wenn das Gesetz es fordert.

Anteil bis 20 Prozent

Bis zu 20 Prozent aller Sandero-Kunden entscheiden sich für den Stepway Foto: AG/Flehmer

Und auch die Euro 5-Norm, die ab 1. September jede neue Baureihe einhalten muss, kann der Stepway nicht aufweisen, braucht er auch nicht. Zwar kommt das Crossover-Modell erst nach der IAA Ende September auf dem Markt, gehört aber zur Sandero-Familie, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde und somit nur Euro 4 erfüllen muss. Das ist kein Trick aus Rumänien, sondern in der Autoindustrie weit verbreitet, weil Neuerungen auch immer Geld kosten.

So werden weitere Schritte erst in ein paar Jahren folgen, wenn die Baureihe erneuert wird. Denn der Blick auf die Kosten ist trotz der Emotionalisierung geblieben. Und bisher setzten Dacia-Kunden wenig auf Emotionen. Wohl kein anderes Einstiegsmodell fand prozentual mehr Käufer als der 7500 Euro teure Sandero. So rechnet Renault mit einem Stepway-Anteil von zehn bis 20 Prozent aller Sandero-Modelle. Doch dass sich der Käuferstamm auch in seinen Interessen verändern kann, beweist das Einstiegsmodell mit Stufenheck, das so gut wie gar nicht mehr gefragt ist. Und da hat Dacia schon mal einen gewaltigen Schritt getan. ein weiterer Schritt folgt in der ersten Hälfte des kommenden Jahres, wenn Dacia ein SUV auf den Markt bringt und weitere Kunden gewinnen will, für die Auto und Emotionen zusammen gehören.

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