Dacia Logan: Der Vernunft verpflichtet

Die Renault-Tocher Dacia kommt immer besser in Fahrt. Entsprechend haben die Verantwortlichen ihre Absatzerwartungen nach oben korrigiert. Der Logan bietet als Diesel akzeptable Leistungen.

Von Frank Mertens

Der Dacia Logan befindet sich im Aufwind. Nachdem der Markstart der Limousine vor elf Monaten durch Negativmeldungen um schlechte Fahrdynamik, einen zu langen Bremsweg oder bedenkliches Crashverhalten begleitet war, können die Verantwortlichen optimistisch nach vorn schauen.

Absatzerwartungen korrigiert

«Wir haben unsere Absatzerwartung in diesem Jahr von 4000 auf 6000 Fahrzeuge in Deutschland erhöht. Die Nachfrage nach dem Logan ist stark gestiegen», sagte Renault-Sprecher Thomas May-Englert in Grevenbroich. Der zu Renault gehörende rumänische Autobauer hatte ins dortige Fahrsicherheitszentrum des ADAC geladen.

Der Ort der Veranstaltung war mit Bedacht gewählt. Schließlich konnte man auf dem abgesperrten Areal unter Beweis stellen, dass der Logan in Sachen Fahrdynamik und Bremsleistung mehr zu bieten hat, als es Tests verschiedener Fachpublikationen zum Marktstart im Juni des zurückliegenden Jahres suggerierten.

Damals verschreckten Meldungen über schlechte Fahreigenschaften und Bremswege bis zu 58 Meter die Kunden. Entsprechend konnte Dacia im zurückliegenden Jahr nur 2400 der eigentlich geplanten 3000 Einheiten vom Logan absetzen.

Marke entdeckt

Das Heck des Logan Foto: Werk

Doch die Zeiten haben sich geändert. «Die Kunden haben die Marke für sich entdeckt und sehen, dass sie für ihr Geld ein gutes Preis-Leistungsverhältnis erhalten», sagt May-Englert.

«Für eine Marke wie Dacia war es natürlich ein schwieriges Unterfangen, sich zu positionieren, wenn der Marktstart von Negativmeldungen begleitet wurde. Nach fast einem Jahr hat es sich jedoch herumgesprochen, dass die Kunden Vertrauen ins Fahrzeug haben können», ergänzt Produktmanagerin Petra Ruthenschröer.

Aufgrund dieser positiven Entwicklung hätte man seine Absatzerwartung auch erhöhen können, fügt Rüthenschröer hinzu. Bereits in den ersten vier Monaten konnten 1600 Logans abgesetzt werden - und damit es noch mehr werden, dafür soll auch der 1.5 dCi sorgen.

Diesel von Renault

Die Bremsleistung ist auch auf Nässe gut Foto: Werk

Das Diesel-Aggregat aus dem Renault-Regal leistet 68 PS. Sein maximales Drehmoment von 160 Nm erreicht der Reihenvierzylinder bei 1700 Umdrehungen pro Minute. Seine Spitzengeschwindigkeit liegt bei 158 km/h, der Verbrauch bei 4,7 Litern. Der Diesel ist unter den drei Motorisierungen (1.4 MPI/75 PS/7200 Euro) und dem 1.6 MPI (87 PS/8900 Euro) mit einem Einstiegspreis von 9650 Euro zugleich auch der teuerste Logan.

Seine Sache macht der Diesel - der fast bis zu einem Drittel der Verkäufe ausmachen soll, aber ausgesprochen gut. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt bei beschaulichen 15,0 Sekunden, das Fünfganggetriebe lässt sich ausgesprochen ordentlich betätigen. Das Aggregat ist lauffruhig, so wie man es von Renault kennt.

Doch was leistet der Logan in Hinsicht auf Fahrdynamik und Bremskraft? Gut, er ist kein Sportwagen, will er auch nicht sein. Doch auf dem Parcours des Fahrsicherheitszentrums Grevenbroich macht der Logan auf dem Handlingkurs eine gute Figur. Selbst ohne dass nicht erhältliche Stabilitätsprogramm ESP lässt sich der Logan so durch die Kurven jagen, dass man kein Gefühl der Unsicherheit hat. Selbst den so genannten «Elchtest» besteht der Logan ohne Tadel. Einen höheren Anspruch kann und sollte man an ein Auto dieser Preisklasse mit Blick auf die Fahrdynamik auch nicht haben.

Schlechter Seitenhalt

Hebt beim Ausweichen mit dem Hinterrad leicht ab: der Dacia Logan Foto: Werk

Dass die Sitze bei schnell genommenen Kurven - bei denen eines der Hinterräder auch gern mal die Bodenhaftung verliert - nur einen äußerst schlechten Seitenhalt bieten, dürfte nur den stören, der zu hohe Erwartungen in den Logan setzt. Der Logan verrichtet auf dem Test-Parcours einen grundsoliden Job: nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Und die Bremsen - beim Diesel und Fahrzeugen mit Klimaanlage kommen innenbelüftete Scheibenbremsen zum Einsatz - machen das, was man von ihnen erwartet: Sie bringen das Auto gut zum Stillstand - wenn man denn auch wirklich voll in die Eisen steigt. Selbst auf nasser Strecke bleibt der Logan ohne Gegenlenken sicher in der Spur. Der Bremsweg soll sich nach den jüngsten Messungen ausgehend von 100 km/h bei warmen Bremsen auf 39,4 Meter belaufen - ein akzeptabler Wert.

107-PS-Maschine kommt

Schneller Spurwechsel mit dem Logan Foto: Werk

Noch in diesem Jahr soll der Logan eine weitere Motorisierung erhalten, einen 1.6 Liter mit 107 PS. Einen weiteren Absatzschub erhoffen sich die Produktverantwortlichen vom Kombi. Im Herkunftsland Rumänien wird er Ende des Jahres auf den Markt kommen, in Deutschland im Frühjahr des kommenden Jahres. Der Preis steht zwar noch nicht fest. Er soll sich jedoch unter 10.000 Euro bewegen.

Wer ein Auto zur reinen Fortbewegung sucht und für den Image beim Kauf eine untergeordnete Bedeutung spielt, ist mit dem Logan bestens bedient. Sein Design lässt einen zwar ebenso wenig in Verzückung geraten wie seine reinen Leistungsdaten, dafür kann man mit ihm bequem von A nach B kommen, und vor allem auch sicher. Besonders mit seinem Kofferraumvolumen von 510 Litern stellt er eine preisgünstige Alternative (der Einstieg in die Logan-Welt beginnt für den 1.4 MPI bei 7200 Euro) für Familien dar, die beim Autokauf besonders aufs Geld achten müssen.

Vor diesem Hintergrund dürften die Absatzerwartungen diesmal in Erfüllung gehen, möglicherweise sogar übertroffen werden. Unverständlich bleibt indes, auch wenn die Dacia-Verantwortlichen es mit der Preissensibilität in diesem Segment erklären, dass der Logan kein ESP hat. Diese 500 Euro wären ein gutes Investment in die Sicherheit.

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