Dacia Lodgy: Geschnitten Brot

Familien-Van zum Preis eines VW Up

Dacia Lodgy: Geschnitten Brot
Der Dacia Lodgy kommt im Juni auf den deutschen Markt © AG/Flehmer

Dacia bringt mit dem Lodgy das siebte Modell an den Start. Der Familien-Van betätigt sich einmal mehr als Preisbrecher der rumänischen Renault-Tochter und hat trotz seiner Einfachheit Überraschungen parat.

Von Thomas Flehmer

Ein Familien-Van zum Preis eines VW Up. Da kann nur Dacia wieder zugeschlagen haben. Der Lodgy ist das mittlerweile siebte Derivat der rumänischen Renault-Tochter und lockt zunächst wieder über den Preis. Doch das in den Anfängen als absolute Billigmarke aufgetretene Unternehmen hat von der Limousine des Dacia Logan bis zur neuesten Baureihe eine gewaltige Entwicklung in Design und Technik hingelegt.

Dacia Lodgy mit eigenständigem Design

Sicher, der Auftritt des 4,50 Meter langen Lodgy unterscheidet sich von den flüssigeren Linien der Mitbewerber. Der Lodgy wirkt noch ein wenig klobiger, ein wenig robuster. Der für den Kompakt-Van entworfene Kühlergrill zeichnet den Lodgy als vollwertiges Dacia-Familienmitglied aus. Das hintere Seitenfenster samt Heck ist als letztes Überbleibsel der Anfänge der nicht gerade als schön zu bewerteten Limousine des Dacia Logan zu bewerten.

Doch gerade den Weg abseits des Mainstreams zeichnet Dacia aus. Und hässlich sieht der Lodgy nun wirklich nicht aus, sondern verleiht dem Einheitsbrei des Segments eine besondere Note, die halt nicht auf absolute Schönheit abzielt.

Weiter entwickelter Innenraum im Dacia Lodgy

Auch der Innenraum verfolgt diese Strategie. Einfach gestaltet wie vor acht Jahren, doch merklich weiterentwickelt. So sind zum Beispiel die Rundinstrumente erneuert worden. Mittlerweile bietet Dacia für unglaubliche 430 Euro ein Navigationssystem mit 7-Zoll-Touchscreen an, einschließlich Bluetooth, Freisprecheinrichtung und USB-Anschluss. Dem großen Bildschirm ist dafür der CD-Player zum Opfer gefallen, sodass die Eltern Benjamin Blümchen und Co. In ein digitales Schema übertragen müssen.

Ansonsten ist das Armaturenbrett traditionell übersichtlich gestaltet, was die Eingewöhnungszeit deutlich verringert. Die Sitze sind ein wenig seicht, aber ausreichend, das Platzangebot dagegen für das Segment überragend. Die Rückbank in der zweiten Reihe bietet drei Personen auch wirklich Platz, auf den beiden Sitzen in der dritten Reihe können– wie schon beim Logan Kombi MCV – auch Erwachsene die Fahrt genießen. Die Knie haben genügend Freiheit, der Kopf sowieso. Und der Einstieg wird durch das Umklappen der zweiten Reihe sehr erleichtert.

Bis zu 2617 Liter Kofferraumvolumen im Dacia Lodgy

Der Dacia Lodgy kommt im Juni auf den deutschen Markt
4,50 Meter ist der Dacia Lodgy lang AG/Flehmer

Sind alle sieben Sitze belegt, verringert sich das Kofferraumvolumen auf 200 Liter, kann aber je nach Konfiguration auf bis zu 2617 Liter erweitert werden. Damit droht bei jedem Ikea-Einkauf die Gefahr, mehr Möbelstücke als nötig einzukaufen. Zahlreiche Ablagen sorgen für Unterbringungsmöglichkeiten kleinerer Sachen.

Weitere Fortschritte vermeldet Dacia beim Thema Sicherheit. ESP ist erstmals serienmäßig mit an Bord, vier Airbags sind auch mit von der Partie. Zum einen gut, zum anderen wird der Einsatz der Sicherheitssysteme beschränkt bleiben. Denn die Fahrt in dem 79 kW/107 PS starken Topdiesel von Renault geht eher gemächlich vonstatten. 11,6 Sekunden benötigt der Lodgy dCi 110 eco bis zum Erreichen der 100 km/h-Marke. 240 Newtonmeter bei 1750 Kurbelwellenumdrehungen halten den knapp 1300 Kilogramm – gemessen am Segment – leichten Lodgy bis zur Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h auch dank eines guten Fahrwerks und einem Radstand von 2,81 Metern souverän in der Spur.

Dacia Lodgy mit verbrauchsärmeren Motoren

Ein weiterer Schritt nach vorn wurde bei den Motoren getan, die die Konzernmutter weiterhin liefert. Nachdem Renault im vergangenen Jahr die eigenen Modelle mit der neuen Motorengeneration ausgestattet hat und weiter ausstattet, kommt auch der Lodgy in den Genuss der neuen Triebwerke und legt damit einen Schwachpunkt ab, der die bisherigen Dacia-Modelle gekennzeichnet hat: Den hohen Verbrauch.

Der Topdiesel soll mit 4,4 Litern auskommen und lediglich 116 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft jagen. Ab Herbst wird ein 85 kW/115 PS starker TCe die Aggregatseite verstärke und soll laut Renault dann zum Volumenmodell aufsteigen, dessen Verbrauch mit 5,8 Litern angegeben wird.

Dacia wieder als Preisbrecher

Der Lodgy ist ein einfaches, aber äußerst alltagstaugliches Familien-Fahrzeug, das – wie die Baureihen-Geschwister – zum Preisbrecher avanciert. Mit 9990 Euro ist der Basis-Lodgy damit gerade mal 140 Euro teurer als der VW Up in der Einstiegsversion. Beiden gemeinsam ist, dass sie zu diesem Preis niemals die Schauräume der Händler verlassen werden.

Renault rechnet damit, dass der TCe 115 und der dCi 110 in den beiden höchsten Stufen Laureate und Prestige geordert werden. Beim Ottomotor werden dann mindestens 13.490 Euro fällig, der dCi kostet dann mindestens 15.290 Euro, die höchste Ausstattungsvariante ist jeweils 1000 Euro teurer und liegt damit in Reichweite der am besten ausgestatteten Linie des VW Up. Mit dem Lodgy hat Dacia das Stigma einer Billigmarke abgelegt ohne sein günstiges Preis-Leistungsverhältnis aufzugeben. Laut Renault werde sich der Familien-Van wie geschnitten Brot verkaufen, die ersten Eindrücke konnten das in keinster Weise widerlegen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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