Kampfschwein im Gelände

Dacia Duster

Dacia dringt mit dem Duster ins SUV-Segment. Der kompakte Geländewagen wird mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis den Markt gehörig aufmischen.

Von Thomas Flehmer

Das SUV-Segment besteht seit einigen Jahren. Zunächst waren es schwere Spritschleudern, die diese Klasse prägten. Kleckerweise wurden die Fahrzeuge kompakter, kleiner und sparsamer von den Herstellern gestaltet. Doch auch in dem mittlerweile eingefahrenen Segment kommt nun frischer Wind auf - vor allem über einen absoluten Kampfpreis.

Geräuschlose Einfügung

Mit gerade mal 11.900 Euro betritt Dacia nun auch das Gelände weit entfernt von den Einstiegsangeboten der Mitbewerber. Die rumänische Renault-Tochter, die sich innerhalb von fünf Jahren vom Billig-Importeur zum seriösen Anbieter günstiger Pkw und kleiner Nutzfahrzeuge gemausert hat, verwirklicht ihre Strategie somit auch abseits asphaltierter Straßen. "Wir wollen in jedem Segment das günstigste Angebot haben", sagt Achim Schaible, Chef von Renault Deutschland und auch für Dacia zuständig.

Besonders der Logan Kombi und der Sandero haben das Terrain für den Duster gelegt. Sie sind günstig beim Einstieg und haben zahlreiche Langzeittests mit Bravour bestanden. Auch dem Duster scheint genau dieses Schicksal beschieden zu sein. Vorbei sind die Zeiten des hässlichen Entleins, der Stufenhecklimousine Logan LPI, die an Unattraktivität kaum zu überbieten war. Der Duster fügt sich in die Menge der Mitbewerber von Skoda Yeti über Ford Kuga bis zum VW Tiguan geräuschlos ein.

Gier nach dem Gelände

Gefällige Erscheinung Foto: Dacia

Auf einer Breite von 1,82 Metern sind mit robusten Stoßfängern, ausgestellten Radhäusern, die 16 Zöller beherbergen, kurzen Überhängen mit Unterfahrschutz sowie dem kraftvollen Kühlergrill typische SUV-Merkmale integriert. Ab der Ausstattungsvariante Ambiance kommt sogar noch eine Dachreling serienmäßig hinzu. Die derzeitige Trendfarbe Braun unterstreicht die Gier nach dem Gelände.

Der Innenraum des auf der Plattform von Logan, Sandero sowie Renault Clio und Modus stehenden SUV unterscheidet sich nicht großartig von den Geschwistermodellen. Hier ist Einfachheit Trumpf - angesichts des Preises verständlich. Dafür wird man nicht mit einer Vielzahl von Knöpfen überbordet. Umso unverständlicher ist es, dass der Schalter für die elektrische Einstellung der Außenspiegel unterhalb der Handbremse angebracht ist. Auch sinnvolle Ablagen fehlen dem Dacia, Platz genug wäre auch hier vorhanden. Denn weder vorn noch hinten kommt Angst vor fehlender Freiheit auf. Die Insassen auf der Rücksitzbank können mehr Kniefreiheit als in manchen Oberklassemodellen genießen. Und auch der Kofferraum mit einem Volumen zwischen 408 bis 1639 Litern kann genügend Gepäck für die Urlaubsreise aufnehmen.

Keine Schwierigkeiten im Gelände

Einfach gehaltener Innenraum Foto: Dacia

Diese kann im Duster zum einen mit dem 77 kW/105 PS starken 1,6 Liter großen Benziner, zum anderen mit den beiden Selbstzündern 1.5 dCi 85 mit 63 kW/86 PS oder mit dem Topdiesel dCi 110 FAP mit 81 kW/110 PS unternommen werden. Wermutstropfen bei den bekannten Aggregaten aus dem Renault- und Nissan-Regal wird der Verbrauch sein, der je nach Motor zwischen mit 5,1 und 8,0 Litern angegeben wird. Im Alltag erwiesen sich die Modelle nicht unbedingt als Sparschweine.

Für 1800 Euro Aufpreis steht voraussichtlich ab Juni für den Benziner und den großen Selbstzünder jeweils Allradantrieb aus dem Nissan-Regal zur Verfügung, der den Duster somit vollauf geländetauglich macht. Dank einer Bodenfreiheit zwischen 205 und 210 Millimetern sowie Böschungswinkeln zwischen 30 und 36 Grad gibt es offroad kaum Schwierigkeiten, die nicht gemeistert werden können - auch ohne weitere Assistenztenten wie Bergan- oder Bergaabfahrhilfen etc. Der Duster wühlt sich mit eigener Kraft ehrlich durch den Staub wie weiland Marc Wilmots von Schalke 04 den Rasen während eines Fußballspiels umpflügte und deshalb den Titel "Kampfschwein" erhielt.

Die Leichtigkeit des Seins

Foto: Dacia Mit 1,2 Tonnen ein Leichtgewicht

Doch auch die Nicht-Jäger unter den potenziellen Kunden haben onroad ihren Spaß. Zwar drücken die PS-Zahlen nicht gerade Geschwindigkeitspotenz aus, doch der Duster ist recht flott unterwegs. Zwischen 11,5 Sekunden und 13,9 dauert es bei den einzelnen Motoren und Antriebsarten, bis Tempo 100 km/h erreicht wird. Die Höchstgeschwindigkeit pendelt sich um die 170 km/h ein. Der Grund dafür liegt beim geringen Gewicht, das zwischen 1235 und 1369 Kilogramm beträgt. Damit ist der Duster rund 300 Kilogramm leichter als der Platzhirsch Tiguan.

Abstriche beim Fahrkomfort müssen deshalb nicht gemacht werden. Der Duster lässt sich sowohl als Benziner als auch als Diesel gut steuern und schalten. Die Winterschäden auf den Straßen bei den ersten Testfahrten in Marokko bügelte der Duster glänzend aus, sodass ein Gewalt-Ritt über Stock und Stein den Insassen nichts ausmacht. Der kleine Benziner, dessen Preisspanne je nach Ausstattungsvariante bis 14.400 Euro in der Top-Version Prestige reicht, prädestiniert den Duster gar zum Kampfschwein im Gelände, das zwischen den Mitbewerbern wühlt. Dank des günstigen Preises begründet der Duster ein eigenes Segment innerhalb eines Segmentes, dass die Kunden, die bisher den Einstieg in die Welt der Kompakt-SUV gemieden haben, ab dem 17. April stark anziehen wird wie Trüffel.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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