Citroën C6 HDi 170: Französische Hausmannskost

Citroën hat seine C6-Palette mit dem Vierzylinder-Diesel mit 170 PS nach unten abgerundet. Leider haben die Franzosen hier ein wenig zu stark auf die Sparbremse getreten.

Von Sebastian Viehmann

Der C6 von Citroën ist ein 5-Sterne-Hotel auf Rädern und kostet voll ausgestattet 56.350 Euro - mit einem 204 PS starken Diesel-V6, einer butterweichen Automatik und einem sänftengleichen Fahrkomfort. Damit ist der Franzosen-Gleiter eine extravagante Alternative zu germanischen Luxus-Karossen. Nun legt Citroën den Spar-Gang ein und bietet den C6 auch mit einem doppelt Turbo-geladenen, 170 PS starken Vierzylinder-Diesel an. Das Aggregat ist bei der Konzernschwester Peugeot schon im 407 und 607 zu haben und sorgt dort für reichlich Fahrspaß bei gleichzeitig geringem Verbrauch. Mit dem neuen Motor ist der C6 rund 5000 Euro günstiger als der 3,0-Liter V6-Diesel. In der Basisausstattung «C6» gibt es den Luxus-Franzosen schon ab 41.120 Euro.

Exklusivität geht verloren

Allerdings lebt der C6 sehr von seiner Exklusivität, und davon ging bei den Sparmaßnahmen leider ein wenig verloren. So wurde der ausfahrbare Heckspoiler im Kofferraumdeckel beim Vierzylinder durch einen fest installierten Bürzel ersetzt. Die Servounterstützung der Lenkung ist nur drehzahl- und nicht geschwindigkeitsabhängig geregelt. Die elektronische Fahrwerksabstimmung wurde ebenfalls verändert und entspricht technisch den stärkeren Varianten des C5. Der Vierzylinder-C6 kann seine Fahrwerksdämpfung nicht so variabel an den Fahrbahnzustand anpassen wie der V6 mit seiner ausgefeilten hydropneumatischen Federung. Den Gangwechsel übernimmt der Fahrer selbst - mit einem manuellen Sechsganggetriebe.

Völlig anderer Charakter

Streng genommen ist der HDi gar kein Bi-Turbo Foto: Press-Inform

Damit bekommt der Vierzylinder-C6 einen völlig anderen Charakter als der V6 mit Automatik. Wie weggeblasen ist das sänftengleiche Fahrgefühl mit dem kaum wahrnehmbaren Wippen, begleitet vom sonoren Brummen des V6. Der handgeschaltete Vierzylinder verlangt nicht nach hohen Drehzahlen, wirkt subjektiv trotz der geringeren Anzahl an Pferdestärken sogar agiler als der Sechszylinder. Beiden Motoren helfen zwei Turbolader auf die Sprünge. Streng genommen ist der HDi 170 zwar kein Bi-Turbo, weil sich der zweite Lader nur bei bestimmten Drehzahlbereichen dazuschaltet. Aber wen stört das schon, wenn die Leistung stimmt. Und in diesem Punkt kann man sich nicht beklagen. Schon bei niedrigen Drehzahlen steht der Motor in Saft und Kraft und lädt zum sportlichen Fahren ein. Die Handschaltung ist etwas schwammig, doch es macht durchaus Spaß, den C6 in ungewohnt forscher Gangart um die Kurven zu pilotieren. So leichtfüßig wie der Peugeot 407 Bi-Turbo lässt sich der C6 freilich nicht bewegen. ESP und Traktionskontrolle werden nie arbeitslos, wenn man dem 1,9 Tonnen schweren Citroën etwas mehr zumutet. Auch die leichtgängige Lenkung vergrätzt mitunter den Fahrspaß.

Fahrwerte nicht gerade überragend

Die Fahrwerte sind nicht überragend Foto: Press-Inform

Das Fahrwerk ist nach wie vor auf Komfort ausgelegt, hält auch in schnellen Kurven keine bösen Überraschungen bereit. Per Knopfdruck kann man vom Komfort- in einen Sportmodus wechseln. Bei den Fahrleistungen muss sich der Vierzylinder nicht hinter seinem großen Bruder verstecken. Er beschleunigt den C6 in 10,3 Sekunden auf 100 Km/h - nur eine Sekunde langsamer als beim V6. Im Oberklassen-Vergleich freilich sind beide Werte nicht gerade üppig. Die Höchstgeschwindigkeit des HDi 170 liegt bei 217 Km/h, beim V6 sind es 230. Seinen größten Vorteil offenbart der kleinere Bi-Turbo an der Tankstelle. Mit durchschnittlich 6,6 Litern Diesel pro 100 Kilometer schluckt er glatte zwei Liter weniger als der V6. Die Freude am Sparen kann allerdings nicht verdecken, dass der V6 vor allem wegen seines guten Automatikgetriebes einfach besser zu einer großen Luxuslimousine passt.

Hausmannskost im Innenraum

Der Innenraum präsentiert sich eher trist Foto: Press-Inform

Während der C6 in der Exclusive-Ausstattung mit feinen Lederpolstern und allerlei technischen Gimmicks glänzt, bietet die Basisversion im Innenraum nur Hausmannskost. Die Passagiere versinken in plüschigen Stoff-Sitzen ohne nennenswerten Seitenhalt. Rundum blickt man auf nüchterne Kunststoff-Flächen. Typisch für Citroën ist der digitale Armaturenträger. Immerhin befindet der sich vor dem Fahrer und nicht wie bei manch anderen französischen Autos in der Mitte des Armaturenbretts. In der Top-Ausstattung bietet der C6 ein Head-Up-Display, mit dem Geschwindigkeit oder Navigationshinweise in die Windschutzscheibe gespiegelt werden.

In der Basisausstattung «C6» kostet der Vierzylinder-Diesel 41.120 Euro. An Bord sind unter anderem Bi-Xenonscheinwerfer, elektrisch verstellbare Sitze, Mehrzonen-Klimaautomatik, Regensensor und CD-Radio. Der teuerste Vierzylinder kostet mit dem umfangreichen «Exclusive»-Paket 50.670 Euro, das sind stolze 2580 Euro mehr als ein Diesel-V6 mit der gleichen Ausstattung.

Starke Konkurrenz

Unterm Strich vermag der abgespeckte C6 mit Schaltgetriebe nicht ganz die Aura und die Exklusivität zu versprühen, die das Besondere der neuen «Göttin» ausmachen. Er ist eher die schickere Alternative zum Peugeot 607. Den gibt es mit dem gleichen Motor allerdings schon deutlich günstiger.

Keine Beiträge vorhanden