Abschied von der Latzhose

Citroen C3 Picasso

Citroen hat den C4 Picasso geschrumpft. Aber auch als kleinerer Vertreter stellt der C3 Picasso mit einem großen Innenraum seine Klasse als Familienkutsche und Lastesel unter Beweis.

Von Thomas Flehmer

Schon längere Zeit ist Citroen auf dem Trip der kleinen Vans. So wurde der Berlingo überarbeitet, ein Nemo erschien auf der Bildfläche - beide sollten vor allem größtmöglichen praktikablen Nutzen bieten. Nun kommt ein weiterer Kastenwagen aus französischer Produktion, allerdings mit einem anderen, viel größeren Anspruch. «Der C3 Picasso soll sich von den 'Latzhosenautos' absetzen. Unter den kleinen Vans soll unser ein Großer sein. Ein bisschen mehr als nur eine praktische Kiste», sagt Thomas Albrecht, Pressesprecher von Citroen Deutschland, und legt damit die Messlatte sehr hoch.

Vorbild Opel Meriva

Der Optimismus wird durch den großen Bruder, den C4 Picasso gestützt, der mit rund 22 Prozent Marktanteil die Nummer eins im wichtigen Markt Westeuropa ist. Um mit der kleineren Ausgabe ähnliche Ziele zu erreichen, wurde der Opel Meriva zum Vorbild genommen, der in der Mini-Van-Klasse den aktuellen Platzhirschen markiert und der natürlich seine Spitzenposition demnächst an den ab dem 14. Februar erhältlichen C3 Picasso abgeben soll.

Dafür wurde dem Mobil eine Citroen-typische Individual-Note verpasst. Mit einer Höhe von 1,63 Meter und einer Breite von 1,76 Meter wäre die Kiste eigentlich perfekt. Durch stilvolle Rundungen wurde aber der Karton-Charakter vermieden, um dem Namenszusatz gerecht zu werden. Dass der kleine Picasso aber trotzdem kompakt daher kommt, ist den lediglich 4,08 Metern Länge geschuldet.

Sonnenbrand fast garantiert

Sonnenschein garantiert Foto: Citroen

Das große Aha-Erlebnis findet aber spätestens im Innenraum statt, der dem größeren C4 Picasso sehr stark ähnelt. So flutet dank einer Panorama-Frontscheibe und der sehr dünnen A-Säule extrem viel Licht durch das Cockpit. Wird für 600 Euro Aufpreis noch das Panorama-Glasdach geordert, wird die Angst vor einem Sonnenbrand selbst im Winter weiter verstärkt. Den Instrumenten auf dem Dashboard macht das nichts aus. Sie sind trotz Sonnen-Einstrahlung gut ablesbar, auch wenn sie eher mittig angebracht sind.

Auch beim Fahren kann die Geschwindigkeit gut abgelesen werden ohne die Konzentration für das Verkehrsgeschehen mindern zu müssen. So können sich Fahrer und Beifahrer genussvoll in die Sitze zurücklehnen, die genügend Seitenhalt bieten. Ebenso viel Platzkomfort bietet die Rückbank, die um 15 Zentimeter verschoben werden kann. Dann wächst das Kofferraumvolumen von 385 auf 500 Liter. Die Personen auf der Rückbank sollten dann aber das Fahrzeug verlassen haben, da der Sitzkomfort - und hier insbesondere die Beinfreiheit - eingeschränkt ist und man nicht mehr als eine kürzere Wegstrecke hinten verbringen möchte. Aber auch in normaler Position der Rückbank ist der C3 Picasso mit zahlreichen pfiffigen Ablagen und Stauraum gesegnet.

Sechster Gang fehlt

Trotz schwammiger Lenkung keine Sicherheitsbedenken Foto: Citroen

Ein wenig mehr Konzentration muss dagegen für die Lenkung eingeplant werden, die sehr schwammig agiert. Auch ein sechster Gang, der zum Marktstart sowohl in den beiden Benzinern als auch in dem Diesel fehlt, wäre wünschenswert - gerade in Zeiten, in denen Spritsparen groß geschrieben wird. So aber werden für die 70 kW/95 PS und der 88 kW/120 PS starken Benziner 6,9 Liter Super für die 100 Kilometer notiert, der Selbstzünder mit 80 kW/110 PS kommt auf 4,9 Liter Diesel.

Dass der Fahrspaß mit dem Diesel, ein kleineres 95 PS starkes Triebwerk folgt 2010, am höchsten ist, muss nicht betont werden. Doch auch mit den beiden Benzinern ist ein zügiges Vorankommen auf gerader Strecke keine Schwierigkeit, an Steigungen und in höheren Geschwindigkeitsbereichen ist ein bisschen mehr Geduld von Vorteil, auch wenn der große Benziner immerhin eine Geschwindigkeit von 188 km/h erreicht. Doch Rekorde sind des kleinen Künstlers Metier ebenso wenig wie die Kurvenhatz. Dass das runde Viereck den Slalomkurs etwas geruhsamer angehen sollte, ist der Physis des Picasso geschuldet. Unsicher fühlt man sich in Kurven aber nicht. Insgesamt aber scheint der C3 Picasso für die Übernahme der Spitzenposition gerüstet.

Vorsichtige Zielvorgaben

Der Innenraum ähnelt stark dem großen Bruder C4 Foto: Citroen

Ob die hohen Ansprüche aber eingehalten werden können, entscheiden letztendlich die Kunden. Angesichts der schwierigen Zeiten ist man bei den Franzosen vorsichtig mit Zielvorgaben - etwas mehr als 3000 verkaufte Einheiten würden zufrieden stellen.

Vom Meriva wurden allerdings allein im Januar 944 Einheiten in Deutschland neu zugelassen. Die Segmentführerschaft wird also in Deutschland noch etwas auf sich warten lassen - zumal im Hintergrund auch noch der ebenfalls neue Kia Soul mit einem ähnlichen Auftritt lauert.

Hohe Preissteigerungen

Rabatte sind stets dabei Foto: Citroen

So werden - wie nicht nur bei Citroen üblich - zahlreiche Rabatte den Weg im Kampf um Marktanteile ebnen. Mit 14.900 Euro geht der C3 Picasso an den Start und unterscheidet sich dabei nur unwesentlich von den Mitbewerbern Meriva, Soul oder Daihatsu Materia, die mit ihren Basismodellen alle knapp unter 15.000 Euro beginnen und ebenso ein starke Steigerung zum nächst höheren Modell innehaben.

So ist der große Benziner erst ab 18.000 Euro erhältlich, der Diesel startet gar erst bei 20.000 Euro. Und spätestens da werden einige Interessenten bemerken, dass die alte Latzhose immer noch passt.

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