Chevrolet Nubira Kombi: Für kühle Rechner

Der Nubira Kombi von Chevrolet bietet solide Hausmannskost zu äußerst attraktiven Preisen. Nun lockt als Alternative zur Benziner-Version mit Autogas auch noch ein kräftiger Dieselmotor.

Von Sebastian Viehmann

In Amerika war der Kombi einmal das Schlüsselsymbol für glückliche Familien. Von den 50ern bis in die 70er Jahre war der geräumige «Station Wagon» aus keiner Garagenauffahrt amerikanischer Vorstädte wegzudenken. Erst in den 80ern verdrängte der Minivan mehr und mehr die alten Pampers-Bomber, und heute fahren viele Amis am liebsten mit SUVs oder Pickups um den Block. Auch Europa ist dem Minivan- und Geländewagen-Trend brav hinterher gehechelt. Doch der gute alte Kombi ist in unseren Breitengraden nicht totzukriegen. Bezeichnend dafür ist, dass VW endlich dem Bitten und Betteln seiner Kunden nachgibt und den Golf wieder als Variant herausbringt. Nicht jeder wird eben mit dem Touran glücklich oder braucht die Lagerhallen-Ausmaße eines Passat Variant.

Preisbrecher

Mit 4,58 Metern ist der Chevrolet Nubira Kombi nur einen Hauch länger als der Kombi-Golf. Mit maximal 1410 Litern Kofferraumvolumen (bei umgeklappten Sitzen) schluckt der Chevy allerdings etwas weniger Gepäck als der Rucksack-Golf (1550 Liter). Dafür ist der Nubira rund 3000 Euro billiger als ein Golf Variant oder Skoda Octavia Kombi mit vergleichbarem Motor.

Gerade einmal 20.940 Euro kostet Chevys Lastesel, ist reichhaltig ausgestattet und bringt einen Dieselmotor mit 121 PS und Partikelfilter mit. Und einen Namen, mit dem keiner etwas anfangen kann. Auch optisch weiß man nicht so recht, was man vom Nubira halten soll. Ist dieses Auto aufregend? Sicher nicht. Ist es langweilig? Eigentlich auch nicht. Macht es einen soliden Eindruck? Das auf jeden Fall. Im Innenraum kann der Chevrolet dafür nicht ganz mit der Materialanmutung und dem Qualitätseindruck von VW oder Skoda mithalten. Schalter und Kunststoff-Oberflächen wirken eher billig, das klobige Lenkrad gewinnt keinen Schönheitspreis, die fummelige Spiegelverstellung an der A-Säule ist etwas wackelig.

Reichlich Platz

Für ordentlich Stauraum ist gesorgt Foto: Press-Inform

Dafür gibt es reichlich Platz, selbst große Mitreisende bekommen auf der Rückbank keinerlei Beklemmungsgefühle. Der Kofferraum ist zwar nicht der größte im Klassenvergleich, bietet aber ordentlichen Stauraum. Unter der Abdeckung und an den Seiten verbergen sich weitere Staufächer. Auch das Passagierabteil ist mit Ablagen und praktischen Becherhaltern reichlich gesegnet. Im Handschuhfach hält ein integriertes Kühlfach die Limo-Dose auf Erfrischungs-Temperatur. Die Serienausstattung des Nubira ist nahezu komplett: Klimaanlage, Lederlenkrad, Lendenwirbelstütze für den Fahrersitz, elektrische Fensterheber, Regensensor, CD- und Kassettenradio, Fernbedienungstasten am Lenkrad, Tempomat - alles serienmäßig an Bord. Dazu kommen Front- und Seitenairbags, Leichtmetallfelgen, Nebelscheinwerfer und eine Dachreling. Nach ESP sucht man allerdings vergeblich. Es ist auch gegen Aufpreis nicht zu haben.

Sechster Gang schmerzlichst vermisst

Der 2.0-Liter Diesel kommt außer im Nubira noch im Captiva, Epica und Lacetti zum Einsatz. Der Turbolader des 121 PS starken Nubira-Aggregats muss ohne variable Schaufelgeometrie auskommen, die gibt es nur in der auf 150 PS gepushten Version für den Captiva und Epica. Trotzdem reagiert der Diesel spontan aufs Gas und überrascht mit einem ausgezeichneten Durchzug. Zwar kann er die Kraft nicht über ein breites Drehzahlband halten und wird auch ziemlich laut, doch mit entsprechender Schaltarbeit ist man mit dem Selbstzünder richtig schnell unterwegs. Die Fahrleistungen können sich erwartungsgemäß sehen lassen: Von 0 auf 100 beschleunigt der Nubira in 9,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 186 Km/h. Den Durchschnittsverbrauch gibt Chevrolet mit sechs Litern an. Ein dicker Minuspunkt ist das Getriebe. Die Schaltung ist etwas zu leichtgängig, lässt aber vor allem den sechsten Gang schmerzlich vermissen. Den könnte der Diesel-Nubira bei der gebotenen Leistung nämlich locker vertragen. Das Fahrwerk des Nubira verdient keine besondere Erwähnung - es ist eher bequem als straff, aber auch nicht zu weich abgestimmt. Ein Kurven-Jäger ist der Chevy mit seiner leichtgängigen Lenkung nicht, aber stets gutmütig unterwegs.

Rechenspiele

Kraftvoll ist der neue Diesel jedenfalls Foto: Press-Inform

Bleibt noch die Frage, ob sich der Dieselmotor bei kühlen Rechnern gegenüber dem Autogas durchsetzen kann. Der Aufpreis für beide Sparmöglichkeiten ist praktisch derselbe: Der 2.0 CDX Diesel (121 PS) kostet 2350 Euro mehr als der 1.8 CDX Benziner (ebenfalls 121 PS). Die Umrüstung des Benziners auf einen kombinierten Benzin/Autogas-Betrieb schlägt mit 2410 Euro zu Buche. Schon rund 10 Prozent aller Chevrolet-Modelle werden vom Hersteller mit einer Flüssiggasanlage nachgerüstet. Beim Nubira sind es sogar rund 40 Prozent.

Ob man langfristig besser mit Diesel oder Autogas spart, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Tendenziell lässt sich aber sagen, dass sich eine Autogas-Nachrüstung früher amortisiert als ein Diesel. Als Beispiel soll der 1.8 CDX Benziner dienen, ein Berechnungszeitraum von 60 Monaten und die Annahme folgender Spritpreise: Benzin 1,30 Euro, Diesel 1,10 Euro und Autogas 0,64 Euro pro Liter. Legt man zugrunde, dass man mit Autogas etwa 15 Prozent mehr und mit Diesel etwa 25 Prozent weniger verbraucht als mit dem Benziner und berücksichtigt den Steueraufschlag für den Diesel, rechnet sich der Gasumbau bei einer Jahreslaufleistung von 20000 Kilometern nach etwa drei Jahren, der Diesel erst nach 4,5 Jahren. Ab einer Jahresleistung von 30.000 Kilometern sinkt die Zeitspanne für Autogas auf 2,2 und Diesel auf 2,7 Jahre.

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