Chevrolet Epica Diesel: Gelungener Antrieb

Chevrolet Epica Diesel: Gelungener Antrieb
Chevrolet Epica © Foto: press-inform

Eine Chevy-Limousine mit Selbstzünder unter der Haube? Dem amerikanischen Kunden würden sich wahrscheinlich die Nackenhaare hochstellen, wenn der Verkäufer mit so einer Zumutung käme. Dabei leistet das Dieselaggregat in der Limousine Epica durchaus ordentliche Dienste.

Von Andreas Kessler

In den USA erinnert man sich noch allzu gut an jene unsäglichen Diesel-V8-Motoren, mit denen General Motors in den frühen 80ern des letzten Jahrhunderts erste Gehversuche auf diesem Gebiet unternahm. Bei Temperaturen unter 5 Grad sprangen die 5,7 Liter-Boliden nicht mehr an. Wenn sie dann zum Leben erwachten, mussten alle anderen Autos die Scheinwerfer bemühen, um den Verlauf der Straße noch erkennen zu können.

Doch Chevrolet hat das Diesel-Thema wieder aufgegriffen, und diesmal packt man die Sache ganz anders an. Anstatt einen vorhandenen Motor nachträglich mit wenig Aufwand zu verdieseln, wurde ein ganz neues Aggregat mit zeitgemäßem Konzept auf die Beine gestellt. Unmittelbar nach dem Einstieg von GM setzten sich die Daewoo-Ingenieure mit den Diesel-Spezialisten von VM-Motori aus Italien zusammen und konstruierten einen Zweiliter-Common-Rail-Diesel, der ab sofort in den größeren Modellen der europäischen Chevrolet-Modellpalette für zeitgemäßen Vortrieb sorgen soll. Gebaut werden die Diesel in Korea in einem nagelneuen Motorenwerk, aus dem künftig alle Selbstzünder der Marke kommen sollen.

Turbolader mit 150 PS

Neben dem SUV Captiva wird der neue Diesel im Lacetti, im Nubira Kombi und in der klassischen Limousine Epica eingesetzt. Letztere und der Captiva erhalten eine Variante des Motors, die mit einem Turbolader mit variabler Schaufelgeometrie 150 PS leistet. Die kleineren Modelle müssen sich mit einem einfacheren Lader begnügen und leisten 121 PS. Erste Fahrversuche im Nubira Kombi ergaben einen erfreulichen Durchzug aus dem Drehzahlkeller, der allerdings bei 3500 U/min schon sein Ende findet. Immerhin sind beide Motoren mit einem serienmäßigen Rußpartikelfilter ausgerüstet. Eine Klasse für sich ist der Chevrolet Epica, der schon als Benziner durch sein Motorenkonzept aus der Masse der direkten Wettbewerber heraus sticht: Welcher Hersteller bietet sonst noch in dieser Preisklasse Reihensechszylinder an, die noch dazu laufen wie Samt in Seide?

Starke Automatikvariante

Chevrolet Epica Foto: press-inform

Über die Fahrleistungen dieser Varianten kann man allerdings geteilter Meinung sein. Und genau hier punktet der Diesel-Epica mit dem 150 PS-Triebwerk: Nominal etwa gleich stark wie seine Benzin-Brüder zeigt er vor allem in der Automatikvariante auf der Straße echte Souveränität. Wo die Benziner schon mal angestrengt wirken, zieht der Diesel einfach durch. Die vom Hersteller genannten Fahrleistungen des Dieselmotors bewegen sich dabei kurz unter oder sogar kurz über den Werten der 2,5-Liter-Sechszylinder-Maschine des Benzin-Epica. Erhebliche Abstriche müssen naturgemäß bei den Motorgeräuschen gemacht werden. Von außen lässt sich das Arbeitsprinzip des Motors zu keiner Zeit verleugnen, im Innenraum würde man die Geräuschkulisse wohl am treffendsten mit einem „vertrauten Grummeln“ bezeichnen. Aber da gibt es Autos anderer berühmter Marken, die das auch nicht besser können.

Durchschnittsverbrauch 6,1 Liter

Alles in allem ist der Chevrolet Epica Diesel ein gelungenes Auto. Es wäre auch schlecht, wenn das nicht geklappt hätte. Zu wichtig sind die Dieselvarianten in diesem Segment, in dem die Wettbewerber des 4,8m langen Chevrolet 5er BMW, E-Klasse und Audi A6 heißen. Die technischen Daten des Diesel-Epica müssen sich im Vergleich nicht verstecken, bilden aber das Schlusslicht: Das Bosch-Einspritzsystem der zweiten Common-Rail-Generation holt aus den zwei Litern Hubraum nur 150 PS (bei 4000 U/min) und 320 Nm (bei 2000 U/min) heraus, die aber über ein weites Drehzahlband „erfahrbar“ sind. Der Verbrauch liegt dabei bei 6,1 l / 100 km, das entspricht 169 g/km an CO2. Mit seinen beiden Ausgleichswellen enthält sich der Motor unangenehmer Schwingungen, bleibt aber spürbar. Von der Anfahrschwäche des Captiva war beim Epica, obwohl gleich motorisiert, nichts zu spüren. Das mag am deutlich niedrigeren Gewicht der Limousine oder an einer besseren Getriebeabstimmung liegen.

Die neue Diesel-Limousine von Chevrolet wird ab 24.190 Euro angeboten und angesichts der ersten Eindrücke dürfte ein Preis in dieser Größenordnung auch realistisch sein. Chevrolet Deutschland will mit dem Dieselmodell den Epica-Absatz um 20 Prozent steigern und geht geht davon aus, dass rund 40 Prozent der Epica-Limousinen auf deutschen Straßen mit einem Dieselantrieb unterwegs sein werden.

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