Chevrolet Epica 2.0 LPG: Einen Flirt wert

Es gibt Autos, die sind attraktiver als der Chevrolet Epica. Doch die Mittelklasselimousine mit der 2,0 Liter-Maschine sollte man sich auf jeden Fall anschauen. Nicht nur deshalb, weil er mit Autogas betankt werden kann.

Von Stefan Grundhoff

Dass Chevrolet erfolgreich Kleinwagen bauen kann, ist längst bewiesen. Die Marke steht unverändert gut da, wächst und gedeiht. Nach dem Pflichtprogramm mit Matiz, Kalos und Nubira nimmt man sich mit stolz geschwellter Brust nun größere Segmente vor. Gerade die neuen Flaggschiffe Captiva, ein Bruder des Opel-Antara und die Limousine Epica sollen das Markengesicht schärfen und Image bringen. Zudem hat sich Chevrolet durch die Nachrüstung von Gasantrieben einen Namen gemacht. Grund genug, das neue Flaggschiff Epica einmal zu testen.

Epica lässt Evanda vergessen

Dass der Chevrolet Epica auf seinem allenfalls zweitklassigen Vorgänger Evanda basiert, sieht man ihm nicht einmal auf den zweiten Blick an. Allein vom Design trennen die beiden Welten und auch der der Technik wurde kräftig nachgelegt. Das Design ist elegant wie bei keinem anderen Chevrolet. Fließende Formen, markante Leuchten und üppige Dimensionen schinden nicht nur an der Tankstelle mächtig Eindruck. Der Münchner Tankwart hat den Epica noch nie gesehen. „Was ist denn das für einer?“, fragt er deutlich interessiert und blickt auf die Flüssiggaszapfsäule. „Tankt der etwa Gas?“

Nach ein paar Minuten Small-Talk sind die Fakten geklärt, Herr Friesener hat auf allen erdenklichen Positionen im Innenraum Platz genommen und ist durchaus beeindruckt. Einen Chevrolet hätte er trotz großer Logos und des Heckschriftzuges nicht erwartet.

Das Cockpit Foto: Werk

Trotzdem wird es hier nichts mit der Betankung. Die Zapfsäule funktioniert gerade nicht. Hätte er auch früher sagen können; aber er wollte scheinbar den Wagen erst einmal in Augenschein nehmen und die Frühstückspause verlängern. Viel Platz hat der Epica, war dem Tankmeister direkt aufgefallen. Das Platzangebot ist über Mittelklasse-Standard. Die Ellenbogen von Fahrer und Beifahrer kommen sich nicht ins Gehege und hinten haben auch größere Passagiere ausreichend Raum für Kopf und Knie.

Schlechter Seitenhalt

Der Motor im Chevrolet Foto: Press-Inform

Vorne und hinten sitzt man trotz üppiger Dimensionen jedoch nur mittelprächtig. Die Ledersitze sehen zwar gut aus, doch beim Thema Seitenhalt und Beinauflage haben die Koreaner geschlampt. Auch der Verstellbereich der vorderen Sitze ist allenfalls mittelprächtig und die hinteren Kopfstützen genügend gerade einmal für Personen bis 1,60 Meter. Der Kofferraum bietet 480 Liter Stauraum, mehr als bei Audi A4 oder Mercedes C-Klasse.

Bedienelemente und Instrumente sind übersichtlich, wenn auch etwas lieblos zusammengewürfelt. Schlecht sieht es nicht aus. Gerade auch die Haptik stimmt. Wer auch tagsüber mit eingeschaltetem Licht fährt, guckt in die Röhre. Das Radiodisplay kennt man aus Cadillac und Saab, es lässt sich kaum entziffern. Ein vernünftiges Bildschirmnavigationssystem sollte in dieser Fahrzeugklasse ebenfalls in der Optionsliste stehen - Fehlanzeige. Dafür ist der Epica mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Für eine Limousine dieser Dimension passend, im Epica eine glatte Fehlbesetzung.

Müder Antrieb

Die zwei Liter Hubraum haben trotz sechs Zylindern und 105 kW / 144 PS alle Mühe, den Epica flott zu bewegen. Egal ob in der Stadt, auf der Landsraße oder auf der Autobahn - der 24-Ventiler ist eine lahme Gurke. Jeder Hauch von Elastizität wird von der untauglichen Automatik geschluckt. Auch das maximale Drehmoment von 195 Nm bei 4.600 Touren ist kaum zu spüren. Den Spurt 0 auf Tempo 100 erledigt der Fronttriebler in knapp zwölf Sekunden.

Die Automatik Foto: Press-Inform

Wer den Kick-Down der Automatik reizt, bekommt lautes Motorengeheul, sodass man Zweifel hegt, ob unter der dunklen Motorhaube wirklich sechs Brennräume ihre tägliche Arbeit verrichten. Lässt man den Epica dagegen lässig cruisen, säuselt er sanft und zurückhaltend. Über einen unscheinbaren Schalter an der Mittelkonsole kann man die Betriebsart auswählen. Einen Unterschied sucht man vergeblich. Egal ob mit konventionellem Superkraftstoff oder dem günstigen Autogas - der Chevrolet Epica schnurrt wie ein Kätzchen, zumindest wenn man ihn nicht reizt.

Verbrauch zehn Liter

Wer eine Automatik will, sollte sich am besten gleich für den Epica 2.5 entscheiden. Auch der ist mit 116 kW / 156 PS kein Leistungsträger. Aber das Plus an Hubraum ist gerade bei der Automatikversion unvermeidlich. Mit dem kleinen Sechszylinder schafft der Epica eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 Km/h. Der Durchschnittsverbrauch pendelt sich bei knapp zehn Litern auf 100 Kilometern ein.

Wer sich auf die fehlenden Kraftreserven einstellt, kann die Fahrt im Epica genießen. Die Federung ist komfortabel und durchaus ordentlich; die Lenkung jedoch zu unpräzise. In schnell gefahrenen Kurven stören die spürbaren Nick- und Wankbewegungen jedoch zunehmend. Spätestens dann kommen Erinnerungen an den alten Evanda wieder hoch.

Der Chevrolet gewinnt keinen Schönheitspreis Foto: Press-Inform

Sollte man nun mit dem Chevrolet Epica flirten oder ihm gleich einen Korb geben? Eine sehr gut ausgestattete Mittelklasselimousine bekommt man für 20.890 Euro kaum irgendwo anders. Wer die höhere LT-Ausstattungsvariante (ab 22.990 Euro) wählt, freut sich über beheizbar Ledersitze, Klimaautomatik, sechs Airbags und Einparkhilfe. Die 1500 Euro teure Automatik kann man sich getrost sparen. Das standesgemäße ESP ist derzeit ebenso wenig zu haben wie lichtstarke Xenonscheinwerfer. Die optionale Gasanlage kostet 2690 Euro und ist wegen des günstigen Kraftstoffs und der zusätzlichen Reichweite eine gute Wahl, wenn man genügend Zapfsäulen in der Umgebung hat. Das ist immer noch schwieriger als erwartet. Schon deshalb ist ein entsprechend ausgestattetes Navigationssystem mit Infos über die Autogas-Tankstellen unvermeidlich.

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