Wertstabiler Einsteiger

Chevrolet Cruze 1.6

Chevrolet schickt an dem 16. Mai seine Kompaktlimousine Cruze ins Rennen um Marktanteile. Die Plattform teilt sich das Fahrzeug übrigens mit dem Opel Astra, der erst im Herbst kommt.

Von Frank Mertens

Krise? War da was? Zumindest nicht für Chevrolet Deutschland. Die GM-Tochter legt von Monat zu Monat stetig zu. «Wir haben den besten Jahresstart seit unserem Bestehen erlebt», sagt Geschäftsführer Jürgen Keller. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 10.413 Chevrolets neu zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Zuwachs von 40,8 Prozent.

17.000 Auftragseingänge

Der Blick auf die Auftragseingänge erklärt, weshalb Keller derzeit voller Selbstbewusstsein durch die Gänge im Adam Opel-Haus in Rüsselsheim marschiert. So konnte er in den ersten vier Monaten des Jahres 17.000 Auftragseingänge verbuchen. Das Vorjahresergebnis von insgesamt 22.000 Fahrzeugen wird Chevrolet Deutschland damit deutlich übertreffen. Der Grund für den Boom liegt in der Abwrackprämie. «Mit dem Matiz und dem Aveo haben wir genau die Fahrzeuge im Angebot, nach denen die Kunden derzeit verlangen.»

Ansprechender Innenraum Foto: Chevrolet

Seinen Expansionskurs will Chevrolet nicht nur mit dem Kleinwagen Spark fortschreiben, der im kommenden Jahr auf den Markt kommt, sondern auch mit seiner Kompaktlimousine Cruze. Sie steht ab dem 16. Mai bei den Händlern. Die Einstiegsversion ist ein 1.6 Liter-Benziner mit 113 PS. Daneben gibt es noch einen 1.8 Liter-Benziner mit 141 PS (19.690 Euro) und einen 2.0 Liter Diesel mit 150 PS (21.290 Euro). Bei allem Selbstbewusstsein angesichts des Zahlenwerks zeigt sich Keller mit Blick auf die Absatzerwartung für den Cruze zurückhaltend.

Verhaltene Prognose

«Ich rechne in diesem Jahr noch mit 1000 Verkäufen», sagt Keller. Tiefstapelei ist eigentlich nicht seine Sache. Doch beim Cruze darf man ihm die ohne Weiteres unterstellen. Denn dieses Auto hat das Zeug, einen Überraschungserfolg zu landen. Das weiß auch Keller. Aber lieber stapelt man jetzt etwas tiefer, um sich dann später umso mehr über die gute Performance zu freuen - und sich feiern zu lassen.

Allein schon der Einstiegspreis von 14.990 Euro ist eine Ansage. Er soll die Kunden in die Autohäuser locken. Und was sie da zu sehen bekommen, dürfte viele überraschen. Das Design sieht ansprechend, fast schon schnittig aus. Dieser erste gute Eindruck setzt sich im Innenraum fort. Die Zeiten des Plastikcharmes sind endlich vorbei. Die Materialien sehen und fühlen sich gut an. Nein, Premium sieht anders auch, aber das erwartet man im Kompaktsegment auch nicht. Wer den Innenraum des Opel Insignia kennt, hat im Cruze übrigens einen Wiedererkennungswert. Die Mittelkonsole und das Lenkrad ähneln doch stark dem Senkrechtstarter von Opel. Aber so ist es eben, wenn man zu einem global agierenden Unternehmen wie GM gehört. Da bedient man sich eben im Konzernregal. Das hat viele Vorteile - das sieht man an diesem Cruze.

Plattform wie der Astra

Der Ecotec-Motor im Chevrolet Cruze Foto: Chevrolet

Schön aussehen ist indes das eine, gut fahren das andere. Doch auch hier hat das neuste Modell von Chevrolet einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht. Kein Wunder, teilt es sich doch die Plattform mit dem erst im Herbst auf den Markt kommenden Opel Astra. Bei der Fahrwerksabstimmung haben die Ingenieure bewusst eine «europäische Auslegung» (Keller) gewählt. Sprich: Das Fahrwerk kommt ausgesprochen straff daher. So abgestimmt, lässt sich der Cruze bei den Probefahrten im Testzentrum in Dudenhofen für eine Kompaktlimousine fast schon sportlich durch den Slalomparcours bewegen. Gut, das Heck neigt bei sportlicher Fahrweise zum Ausbrechen, lässt sich mit kleinen gezielten Lenkbefehlen schnell wieder einfangen. Allerdings: Im normalen Straßenverkehr kommt der Cruze auch nicht in solch eine Situation.

Im Alltag fährt er sich ohne Beanstandungen. Das Fahrwerk ist zwar straff, schluckt schlechte Straßenverhältnisse aber souverän weg. Auch das Geräuschniveau hält sich in Grenzen, zumindest wenn man mit dem manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe unterwegs ist.

Laute Automatik

Chevrolet Cruze Foto: Chevrolet

Anders sieht es da schon aus, wenn man mit der Sechsgang-Automatik fährt, die beim Beschleunigen doch arg laut ist. Wer nicht gerade eine tiefgepflegte Antipathie gegen manuelles Schalten hat, sollte von der 1400 Euro teuren Automatik die Finger lassen, die es ohnehin nur für den 1.8 Liter Benziner gibt. Und, wie schaut es mit den Fahrleistungen aus? Sind sind okay, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Einstiegsbenziner mit seinen 113 PS ist kein Ausbund an Sportlichkeit. Das merkt man deutlich, wenn man vom zweiten in den dritten Gang schaltet und möglichst schnell beschleunigen will. Gefühlt dauert es eine Ewigkeit, bis der Cruze Tempo 100 erreicht hat. In der Realität sind es indes nur 12,5 Sekunden.

Doch wer ein Auto braucht, mit dem er bequem von A nach B kommen will, der braucht nicht mehr. Die Beschleunigungswerte sind ebenso okay wie die Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h. Der Durchschnittsverbrauch soll laut Hersteller bei 6,8 Litern liegen. Der Motor erfüllt übrigens bereits die Abgasnorm Euro5.

Das Heck des Chevrolet Cruze Foto: Chevrolet

Der Cruze ist zwar kein emotionalisierendes Auto (doch welches Auto in der Kompaktklasse ist das schon?), doch eines, dessen Preis-Leistungsverhältnis sich mehr als sehen lassen kann. Vor allem aber wartet es mit einem guten Restwert auf. Nach einer aktuellen Erhebung soll der Cruze nach drei Jahren bei einer Gesamtlaufleistung von 60.000 Kilometer noch über einen Restwert von 46 Prozent verfügen. Damit liegt er gleichauf mit einem Skoda Octavia. Keine schlechten Voraussetzungen, um die Kunden zum Kauf zu verlocken.

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