Chevrolet stellt Gewissensfrage

Mit der Einführung von Dieselmodellen hat Chevrolet neues Terrain betreten. Der bisherige Spezialist von Autogas stellt seine Kunden nun vor die Qual der Wahl. Unser Vergleichstest soll bei der Entscheidung helfen.

Von Thomas Flehmer

Chevrolet stellt seine Kunden vor schwierige Aufgaben. Der Importeur aus Südamerika, seit 2005 unter dem Dach von General Motors, bietet nun auch Modelle mit Dieselmotoren an. Bisher galt Chevrolet als Spezialist für Autogas. Seit dem vergangenen Jahr ist der SUV Captiva in beiden Versionen erhältlich. Wir fuhren sowohl einen 2.4 LT mit Autogas als auch einen 2.0 LT mit Dieselantrieb.

Maße unverändert

Dass der Captiva vom Design her sehr ansprechend bleibt natürlich beiden Modellen vorenthalten. Auch die 4,64 Meter Länge, 1,85 Meter Breite und 1,72 Höhe bleiben unverändert. Ebenso bleibt im Innenraum fast alles gleich. Eine Ausnahme gibt es: Beim 2.4 LT ist eine kleine Anzeige an der Mittelkonsole angebracht, die den Füllzustand des Gastanks, der in der Reserveradmulde untergebracht ist, anzeigt. Leuchten alle Dioden grün, ist der Tank voll, die Reise kann losgehen.

Natürlich besitzt das Gasmodell auch noch einen Benzintank, denn immerhin wird der fossile Stoff gebraucht, um den SUV in Gang zu bringen. Je nach Wetterlage dauert es bis zu 90 Sekunden, ehe der Captiva mit dem alternativen Brennstoff läuft. Während bei früheren Modellen der Wechsel durch einen kleinen Ruck vollzogen wurde, merkt man beim Captiva die Umstellung von Benzin auf Gas überhaupt nicht.

Ruhige Motoren

Auch bei der Leistung muss man keine Abstriche machen. Im Gasmodus behält der Captiva die Kraft der 100 kW/136 PS, die einen in 11,5 Sekunden die 100 km/h-Grenze passieren lassen. Der 110 kW/150 PS-starke Selbstzünder, ausgestattet mit einem Drehmoment von 320 Nm, die bei 2000 U/min anliegen, schafft die Marke in 10,6 Sekunden. Für beide Modelle ist bei 178 km/h Schluss.

Doch so schnell ist man mit einem SUV selten unterwegs. Hier macht mehr das Cruisen Spaß. Dabei arbeiten beide Aggregate sehr ruhig, in den Innenraum dringen vornehmlich Windgeräusche hinein. Während man es bei einem Benziner erwartet, agiert auch der von VM Motori in Italien konzipierte und in Südkorea produzierte Diesel selbst bei schnelleren Geschwindigkeiten zwischen 150 und 160 km/h noch angenehm ruhig.

Diesel kraftvoller

Das Heck des Captiva Foto: AG/Flehmer

Dass der Selbstzünder dabei einen kraftvolleren Auftritt hat als der Ottomotor liegt in der Natur des Motorenkonzeptes. So darf der Diesel auch eine Anhängelast von 2000 Kilogramm mit sich ziehen. Hier müssen die Benziner kleine Abstriche machen, für sie ist bei 1500 Kilogramm Schluss.

Dafür wünscht man sich im Diesel einen sechsten Gang mehr als im Benziner. Dieser würde auch dem Verbrauch zu Gute kommen. Für den Diesel gibt Chevrolet 7,6 Liter im Drittelmix an, beim Benziner sollen es 9,3 sein. Mit Autogas kam der Captiva aber immer über die zehn Kilogramm-Marke.

Niedrigere Betriebskosten mit Gas

Gut Platz im Kofferraum Foto: AG/Flehmer

Dafür sind die Betriebskosten natürlich niedriger. Je nach Region kostet der Liter Autogas, das an über 2200 Tankstellen in Deutschland erhältlich ist, um die 70 Cent. Bei den Testfahrten musste aber immer eine Wasserpumpenzange mitgenommen werden, um den Adapter beim Gastank wieder abzuschrauben.

Chevrolet-Pressesprecher Uwe Rowold meint, dass das an einer falschen Anschraubtechnik liege. Laut Rowold müsse der Adapter nicht ganz fest angeschraubt werden. Um die 40 Cent mehr kostet der Liter Benzin. Bei einem Tankvolumen von 65 Litern geht der Autogas mit einem Zettel über 45 Euro zur Kasse, der Diesel-Kunde zahlt rund 26 Euro pro Tankfüllung mehr.

Amortisierung nach zweieinhalb Jahren

Dafür sind die Anfangskosten für den Gaskunden höher. 2760 Euro müssen für die Umrüstung hingeblättert werden, die sich dann nach rund 120 Tankfüllungen amortisiert haben. Die Anschaffungskosten sind fast identisch. Der Captiva LT mit beginnt bei 30.390 Euro - hinzu kommen die Kosten für die Umrüstung. Der 2.0 LT ist ab 32.790 Euro zu haben. Insgesamt ist also der 2.4 LT 450 Euro teurer in der Anschaffung. Je nach Tankverhalten muss man zwischen zwei und zweieinhalb Jahren rechnen, bis die Amortisierung eintritt.

Dafür tut man dann etwas mehr für die Umwelt. 197 Gramm CO2 stößt der Diesel pro Kilometer aus. Im reinen Benzinmodus sind es beim 2.4 LT 222 Gramm CO2 pro Kilometer, im Autogasmodus werden nur noch etwa 182 Gramm durch den Auspuff gejagt.

Geringe Unterschiede

Unter dem Strich sind die Unterschiede sehr gering und entwickeln sich zur Glaubensfrage. Unter Umweltgesichtspunkten sollte dem Autogas der Vorzug gegeben werden. Fährt man lieber kraftvoller, ist der Diesel die bessere Wahl.

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