Chevrolet Captiva 3.2 LT: Hoch hinaus

Chevrolet setzt große Hoffnungen in den Captiva. Was der Geländewagen zu bieten hat, zeigt unser Test mit dem Topmodell der Baureihe, dem 3.2 LT. Er ist ab November auch mit Gasantrieb zu haben.

Von Stefan Grundhoff

Keine Frage - die meisten werden sich beim neuen Captiva für den Dieselmotor entscheiden. Schließlich stellt der 2,4 Liter große Benziner nur müde Fahrleistungen parat. Doch wie steht es mit dem bekannten 3,2 Liter-Triebwerk aus dem Hause GM? Gerade mit dem bei Chevrolet so heiß propagierten Gasantrieb könnte auch der große Captiva eine interessante Wahl sein. Nicht alle wollen schließlich einen Diesel durch die Gegend chauffieren. Von außen ist das Captiva-Topmodell außer den serienmäßigen 18-Zöllern nicht zu erkennen.

Gelungenes Design

Das Design des 4,63 Meter langen Chevrolets ist gelungen, stimmig - fraglos ein großer Wurf, auch wenn man die Sportlichkeit der Studie S3X nicht ganz in die Serie retten konnte. Im Innenraum kann der Captiva das hohe Niveau der Außenhaut nicht ganz halten. Juvenil anmutende Instrumente treffen auf gelungen platzierte Bedienelemente. Nicht nur hier bietet der Koreaner Licht und Schatten. Im Topmodell gibt es bequeme Ledersitze mit zu wenig Seitenhalt. Nur auf der Fahrerseite elektrisch zu verstellen. Auf der Beifahrerseite gibt es nicht einmal eine Sitzhöhenverstellung.

Eine gewisse Lieblosigkeit lässt sich auch an einzelnen Materialien, der einstufigen Sitzheizung und einem fehlenden Navigationssystem erkennen. Obwohl ein großer Doppelschacht existiert, ist ein Routenfinder erst in Planung, eine Radionavigation Dank des überbreiten Moduls nicht möglich. Hier arbeitet man ebenfalls mit Hochdruck an einer Lösung. Wohl nur wenige Kunden in der Topklasse werden sich mit einer Saugnapf-Lösung arrangieren können. Das Platzangebot ist dagegen sehr ordentlich. Das gilt auch für die zweite Reihe, in der auch groß gewachsene Personen genügend Freiheit für Beine, Kopf und Schultern genießen.

Auch als Siebensitzer erhältlich

Blick in den Innenraum Foto: Werk

Im Gegensatz zum Opel Antara ist der Chevrolet Captiva auch als Siebensitzer zu bekommen. «Wir rechnen mit einem Siebensitzeranteil von rund einem Drittel», so Chevrolet-Sprecherin Kirsten Lattewitz. Damit läge der Asienimport deutlich über dem Klassendurchschnitt. Bislang entscheiden sich in den SUV-Klassen nur wenige Kunden für eine dritte Sitzreihe. Sie muss man auch beim Captiva tapfer erklettern und fühlt sich schließlich sehr eingeengt.

Für Kinder bis 1,50 Meter sind die Notsitze akzeptabel, sonst eine Mogelpackung. Der Kofferraum bietet zwischen 465 und 930 Litern - nicht gerade üppig, aber allemal ausreichend. Die Verarbeitung kann ebenso überzeugen wie die zahlreichen Ablagemöglichkeiten.

Der 3,2 Liter große Sechszylinder hat - leicht modifiziert - vor Jahren bereits die Autobahnpolizei in ihren Opel Omegas bei der Verbrecherjagd unterstützt. Im Captiva kommt er nun zu Allradehren. Der Motor läuft ruhig und vibrationsarm und ist schon deshalb eine Alternative zu der Armada der Dieselversionen. Doch bei einem Leergewicht von knapp zwei Tonnen hat auch der 169 kW / 230 PS starke Sechszylinder alle Hände voll zu tun. Doch die Abstimmung mit der Fünfgang-Automatik ist gelungen, wenn auch ein gutes Stück der Leistung im Wandler verpufft. Doch das maximale Drehmoment von 297 Nm bei 3.200 U/min liegt fast auf Niveau des Commonrail-Diesels und die Geräuschkulisse ist geradezu als sonor zu bezeichnen. 0 auf 100 km/h in unter neun Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h lassen einem in jedem Fahrzustand die nötigen Reserven.

Auch mit Gasantrieb

Die Rückansicht des Chevrolet Captiva Foto: Press-Inform

Chevrolet verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 11,5 Litern Super auf 100 Kilometern. Ab November wird es den Captiva 3.2 V6 LT auch mit Gasantrieb geben. Der Tank wird im Unterboden des Hecks befestigt und schränkt die Nutzung des Innenraums nicht ein.

So lassen sich die Kraftstoffkosten deutlich senken. Durchaus eine Alternative für Benzin-Fans. Auf der Landstraße präsentiert sich das Fahrwerk des asiatischen Allradlers ausgewogen. Spürbare Wankbewegungen und eine zu indirekte Lenkung werden nicht nur den fahrdynamisch ambitionierten Piloten unangenehm auffallen. Auch die Bremse könnte sich etwas bissiger präsentieren. Doch Dank der Kombination aus McPherson-Federbeinen vorn und der Mehrlenkerachse hinten kann man gerade längere Touren - auch bei schlechter Straße - ungestört genießen. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist überaus komfortabel, jedoch nicht zu weich.

Die Kraftverteilung ist - ähnlich wie beim Volvo XC 90 - zu frontlastig. Bei normaler Fahrt werden 95 Prozent der Kraft an die Vorderräder übertragen. Die hintere Mitlaufachse tritt nur bei Schlupf an den vorderen Reifen in Aktion. Dadurch untersteuert der Captiva im Grenzbereich spürbar, wird bei Bedarf durch das serienmäßige ESP sicher eingebremst. Maximal können 50 Prozent der Kraft nach hinten transferiert werden. Ebenfalls Serie: eine Bergabfahrthilfe. Für weitere Sicherheit sorgen neben ESP und ABS, sehr Airbags, Bremsassistent sowie ein Überschlagschutz.

Wer zum Topmodell Captiva 3.2 V6 LT greift, muss sich Schnäppchengelüsten in der 25.000-Euro-Liga verabschieden. Der souveräne Benzinervortrieb hat seinen Preis: mindestens 34.990 Euro. Wer sich bei entsprechender Laufleistung für einen Gasantrieb entscheidet, legt nochmals 2.890 Euro drauf. Die Serienausstattung ist umfangreich, die Liste der Extras super-kurz. Hier fehlen insbesondere jedoch Xenonlicht und das Navigationssystem.

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