BMW X3: Sportlicher US-Bayer

BMW X3

Die Fußstapfen, die der BMW X3 seinem Nachfolger hinterlässt, sind riesig. Trotzdem kann die zweite Generation alles besser. Der Erfolg scheint programmiert.

Von Stefan Grundhoff

Die BMW-Verantwortlichen in München können in diesem Herbst überaus zufrieden sein. Gerade die Fahrzeuge der größeren Baureihen laufen ausgezeichnet und die weltweiten Werke kommen mit den Produktionen fast nicht nach. Bei den X-Modellen sieht es kaum anders aus. Hier wird aktuell die Zwei-Millionen-Grenze angepeilt. Einer der Hauptdarsteller ist die zweite Auflage des BMW X3, die Ende November in den Handel kommt.

Weiterhin Messlatte in der Klasse

Mittlerweile ist der X3 jedoch nicht mehr allein auf dem Markt, wie noch bei seiner Erstauflage im Jahre 2003. Trotzdem dürfte er die Messlatte für die gängigen Mittelklasse-SUVs sein. "Wir haben uns bei dem Fahrwerk viel vorgenommen und wollten nicht nur hierbei in diesem Segment das beste Angebot machen", erläutert X3-Projektleiter Dr. Markus Braunsberger, "es ging um mehr als Fahrdynamik."

614.000 Fahrzeuge der ersten Generation hinterlassen Erwartungen, die von dem Neuling erst einmal erfüllt werden müssen. In Sachen Fahrdynamik setzte die erste X3-Generation bereits Maßstäbe, konnte im Bereich Komfort jedoch gerade an der Hinterachse nicht überzeugen. Wer einmal im alten X3-Fond Platz genommen hatte, fühlte schnell, wie hart eine mobile Schulbank werden konnte.

Deutlich komfortabler und feinfühliger

Drei Fahrmodi zur Auswahl Foto: BMW

Kein Vergleich dazu ist das Nachfolgemodell. Die Abstimmung von Federn und Dämpfern ist deutlich komfortabler und feinfühliger geworden. Wer es straffer möchte, kann mit der nur gegen Aufpreis erhältlichen dynamischen Dämpferkontrolle auf Knopfdruck nach- oder entschärfen. Bei den drei Fahrmodi "Normal", "Sport" und "Sport Plus" ist für jeden das rechte Programm dabei.

Neben der Dämpfereinstellung macht sich ein Knopfdruck auf die Taste links neben dem Getriebe auch bei Gasannahme und der neu entwickelten elektromechanischen Servolenkung bemerkbar. So sportlich und direkt wie der neue BMW fährt sich kein anderes Mittelklasse-SUV. Endlich gibt es den Komfort, den Insassen gerade bei schlechter Fahrbahn oder auf langen Strecken von einem Geländecruiser erwarten.

Kein weichgespültes SUV

Nur mit Allradantrieb Foto: BMW

Ist der X3 des Modelljahres 2011 dynamisch unterwegs, machen sich nicht nur die bessere Dämpferabstimmung, sondern auch eine breitere Spur und der niedrigere Schwerpunkt angenehm bemerkbar. Anders als beim kleinen Bruder BMW X1 ist der X3 dabei kein weich gespültes SUV. Eine wenig standesgemäße Einstiegsversion allein mit Hinterradantrieb bleibt außen vor.

Der Allradantrieb ist elementarer Bestandteil der exzellenten Fahrdynamik. Die Motorleistung wird variabel zwischen den Achsen verteilt, damit der Fahrer jederzeit Herr der Lage ist. Nicht nur das Herausbeschleunigen aus engen Kurven meistert der US-Bayer engagiert.

Guter Einstiegsdiesel

Bis zu 1600 Liter Kofferraumvolumen Foto: BMW

Bereits der schwächste Dieselmotor des BMW X3 macht einen guten Eindruck. Die 136 kW/184 PS und 380 Nm maximales Drehmoment sorgen trotz des üppigen Leergewichts von über 1,7 Tonnen für einen dynamischen Vortrieb - vorausgesetzt, man hat 2000 U/min hinter sich gelassen. Denn unter der magischen 2000er-Marke geht beim Einstiegsdiesel nicht viel. Darüber hängt der aufgeladene Commonrail-Diesel dagegen munter am Gas und läuft trotz seiner vier Brennkammern überaus vibrationsarm und leise. Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h schafft er in beachtlichen 8,5 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h kratzt ebenfalls bereits an einem kleinen Sechszylinder-Diesel, der auch bei der zweiten X3-Generation außen vor bleiben wird.

Trotz der munteren Fahrleistungen soll sich der Allradler mit 5,6 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden geben. Wer nicht schalten möchte: Alle Motoren lassen sich für 2300 Euro mit einer achtstufigen Getriebeautomatik kombinieren, die ebenso wie die Handschalter mit einem regenerativen Bremssystem, Schaltpunktanzeige und Start-Stopp-Automatik kombiniert ist.

Maßstäbe im Innenraum

Markentypischer Innenraum Foto: BMW

Maßstäbe setzt der BMW X3 im Innenraum. Das Plus an Länge und Breite kommt dabei in erster Linie den Passagieren der zweiten Reihe zugute. Vorne könnte es durchaus geräumiger sein und der Sitzkomfort im Fond hat nach wie vor Verbesserungspotenzial. Anzeigen und Bedienelemente kennt man aus den Modellen der 7er- und 5er-Reihe.

Gewachsen ist auch der Laderaum. Die 550 Liter im Normalzustand lassen sich durch Umlegen der Rücksitze im Verhältnis 40:20:40 auf 1600 Liter erweitern. Optional gibt es eine empfehlenswerte elektrische Heckklappe. Überraschend dünn ist das Angebot des BMW X3 jedoch bei Fahrerassistenzsystemen. Annehmlichkeiten wie Abstandstempomat, Spurhalte- oder Totwinkelassistent sucht der Interessent in der überlangen Aufpreisliste vergeblich. Immerhin sind mittlerweile Head-up-Display, ein gutes Navigationssystem und eine Rückfahrkamera zu bekommen.

Neue Motoren Mitte kommenden Jahres

Einstieg ab 39.100 Euro Foto: BMW

Produziert wird der Neue nicht mehr bei Magna in Graz, sondern im BMW-Werk Spartanburg, wo bereits die größeren Allradversionen X5 und X6 vom Band laufen. Marktstart für die Versionen X3 xDrive 20d, die ab 39.100 Euro kostet und den 225 kW/306 PS starken X3 xDrive 35i für mindestens 51.850 Euro ist am 20. November.

Bis Mitte kommenden Jahres wird die X3-Modellpalette um einen Vierzylinder-Diesel mit zwei Litern Hubraum, doppelter Turboaufladung und knapp 210 PS, einen Sechszylinder-Diesel und einen Dreiliter-Benziner mit rund 250 PS erweitert. Ebenfalls im nächsten Jahr soll auch die neue Generation von Vierzylinder-Benzinern mit Turboaufladung neue Kunden locken. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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