BMW M6 Cabriolet: Potentes Trostpflaster

BMW M6 Cabriolet: Potentes Trostpflaster
BMW M6 Cabrio © Foto: press-inform

Viele Liebhaber der sportlichen M-Marke von BMW hatten eine neue 3er-Version erwartet. Mit dem M6 Cabriolet ist das Trostpflaster aber recht üppig ausgefallen.

Von Stefan Grundhoff

Die Münchner Muckibude namens M-GmbH hat wieder zugeschlagen. Hatten viele bereits auf den neuen M3 gehofft, so muss man sich noch bis nächsten Herbst gedulden. Das Trostpflaster kann sich sehen lassen. Frisch zur Wintersaison kommt der M6 auch als Cabriolet - in strahlendem schneeweiß.

Hauptmarkt Kalifornien

Wem der M5 zu familiär, der M3 zu knapp und der M6 zu unspektakulär ist, kann sich freuen - voraussetzt er wohnt im Sonnenstaat Kaliforniern. Hier wird wohl der Hauptmarkt für den wild grollende Cabrio-Kraftmeier sein. Auch in Deutschland kommt die offene Versuchung Ende Oktober auf den Markt - mindestens 116.300 Euro teuer und mit einem Auftritt der die sportliche Konkurrenz aus Jaguar XKR, Porsche 911 Turbo und Mercedes SL 55 AMG erzittern lässt.

Zumindest nominell, denn der aus dem M5 bekannte Zehnzylinder ist auch im offenen Bayern eine herausragende Besetzung. 373 kW / 507 PS - da kann allenfalls noch ein 63er AMG mithalten. Dazu das SMG-Sportgetriebe der dritten Generation und eindrucksvolle Hochgeschwindigkeitsreifen. Trotzdem muss der über zwei Tonnen schwere Hecktriebler auf der Autobahn die Konkurrenz links vorbeiziehen lassen. Die elektronische 250er-Abriegelung wird nur gegen einen Aufpreis von 2.350 Euro aufgehoben. Dafür gibt es immerhin Tempo 305 und ein Rennstreckentraining, faktisch der Waffenschein für den 2+2-Sitzer.

Langsame Betätigung des Stoffverdecks

BMW M6 Cabrio Foto: press-inform

0 auf 100 km/h in 4,8 Sekunden sind beeindruckend, doch 520 Nm Maximaldrehmoment können in Zeiten von Power-Dieseln keinen mehr aus dem Sitz reißen. Das gilt jedoch für den Verbrauch. Die versprochenen 15,2 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer sind wohl nur bei stetem Landstraßentempo zu realisieren. Wer sich vom Sex des Zehnzylinders in den Bann ziehen lässt und dem kraftvollen Klang über 6.000 Touren lauscht, der darf im Schnitt mit gut und gerne mehr als 20 Litern pro 100 Kilometern kalkulieren.

Der Aufpreis zum prächtigen 650i Cabriolet liegt bei mindestens 30.000 Euro. Und bekanntlich muss man sich auch mit dem nicht verstecken. Etwas von der Motorleistung hätte man durchaus für das vollelektrische Stoffverdeck abzweigen können. Öffnen und Schließen der Mütze geschehen im Zeitlupentempo - zumindest auch bei langsamer Fahrt von bis zu 30 km/h.

Abstriche bei der Automatik

Eleganter Innenraum Foto: press-inform

Neben dem aus dem Rennsport abgeleiteten Zehnzylinder gibt es 19 Zoll große Schmiedefelgen, Xenonlicht, das SMG-Getriebe und Sportsitze von denen man sich angesichts des Potentials noch etwas mehr Seitenhalt wünschen würde. Aggregat, Bremsen, Fahrwerk und Lenkung sind über jeden Zweifel erhaben und setzen unter den offenen Sportcoupes Maßstäbe.

Nicht ganz überzeugen kann jedoch das siebenstufige Sportgetriebe SMG, das gerade im Automatikmodus nicht so recht zu einem 500-PS-Spaßmacher passen will. Hier läuft der 4,87 Meter lange Bolide allzu untertourig und erscheint so zumindest subjektiv allzu unwillig. Ein Drück auf das Gaspedal und alle Zweifel über eine vermutete Unlust des Bajuwaren sind verflogen. Fahrer und Passagiere werden in die Sitze gepresst, dass es selbst einem Nasa-Piloten Angst und Bange werden würde. Der M6 - egal ob offen oder geschlossen - liebt Drehzahlorgien, aus denen er gar nicht mehr herunterklettern möchte.

Elf Fahrkonfigurationen

Elf Fahrkonfigurationen Foto: press-inform

Der Blick ist dabei immer wieder auf die gut ablesbaren Instrumente und das griffige Steuer gerichtet. Wer will kann jederzeit über Lenkradpaddel in die Schaltvorgänge eingreifen. Über einen Schalter am Mitteltunnel lässt sich sogar die Schnelligkeit des Gangwechsels justieren. Braucht abgesehen von der Rennstrecke kein Mensch, aber immer wieder nett seinen Mitfahrern zu erklären, wofür die vielen Schalter rund um den SMG-Knüppel sind. Insgesamt stehen elf Fahr-Konfigurationen zur Verfügung. Das reicht für einen Abend bester Unterhaltung und staunender Gesichter.

Damit es beim M6 Cabriolet auch mit dem schönen Wetter klappt, hat BMW seinen Online-Service aufgebohrt. Für 175 Euro pro Jahr hat man Zugriff auf zahlreiche Informationsquellen. Unter anderen kann man direkt aus dem Bordmenü abrufen, ob es trocken bleibt, oder man das dunkle Stoffdach tunlichst verschließen sollte. Dann kann beim nächsten heißen Ritt auf dem wilden Viersitzer ja nichts mehr falsch gehen. Achtung - Suchtpotenzial. Gerade oben ohne.

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