BMW M3: Alltagstaugliche Rennmaschine

BMW feiert im neuen M3 eine Premiere. Erstmals seit 15 Jahren sorgt ein 420 PS starker V8 in der Rennmaschine der Bayern für beeindruckenden Vortrieb.

Von Frank Mertens

Eines ist klar. Doch Gerhard Richter verweist trotzdem gerne darauf. Ein Fahrzeug wie der BMW M3 wird natürlich dort erprobt, wo viele seiner Käufer ihn irgendwann auch einmal bewegen wollen: auf dem legendären Nürburgring nämlich. Dort hat der neue M3 seinen Härtetest erfolgreich bestanden. «Die Zeit, mit der wir ihn über die Strecke gejagt haben, war auf jeden Fall besser als 8:10 Minuten», schmunzelt Richter, der bei der M-GmbH die Geschäfte verantwortet.

Ein Multitalent

Bei allem Hang zur Sportlichkeit, die man von einem Fahrzeug der M-GmbH erwartet, haben es die Entwickler nicht übertrieben. Nein, der neue M3 ist kein reinrassiges Sportgerät. Vielmehr gibt sich der Sportwagen als Multitalent: Ihm ist das Rennstreckenfeeling ebenso wichtig wie die Alltagstauglichkeit. «Darauf legen wir großen Wert», sagt Richter, den man getrost «Mister M» nennen darf. Schließlich ist er seit 20 Jahren dabei, war an jedem neuen Hightech-Produkt der Rennwagen-Schmiede der Münchner beteiligt.

Natürlich wirkt der neue M3 von außen mit seinem Buckel auf der Motorhaube, den vier Auspuffendrohren und den neu gestalteten Außenspiegeln ausgesprochen schnittig, geradezu durchtrainiert. Aber eben nicht protzig - und das macht den Leistungssportler der Münchner so charmant. Doch wenn man den Start-Stopp-Knopf erst einmal gedrückt hat, ist Schluss mit Lustig. Dann wummert der Motor betörend vor sich hin und lässt erahnen, was auf einen zukommt.

V8 hat 420 PS

Der V 8 im BMW M3 hat 420 PS Foto: BMW

Erstmals seit 15 Jahren gibt im aktuellen M3 nämlich nicht mehr ein Sechszylinder, sondern ein 4-Liter-Achtzylinder den Ton an. Und dessen Leistung liegt mit 309 kW/420 PS satte 114 PS über der Topmotorisierung in der aktuellen 3er-Baureihe, dem 3.0 Liter-Reihensechszylinder.

Wie es dem Credo der BMW-Entwickler entspricht, verfügt das neue Aggregat nicht nur über deutlich mehr Leistung als der 343 PS starke Sechszylinder-Motor des Vorgängers, sondern ist mit 202 kg auch gleich noch um 15 kg leichter geworden. «Die Erwartungen unserer Kunden an einen neuen M3 sind halt hoch», sagt Richter. Entsprechend hat der neue M3 nicht nur einen neuen Motor erhalten, sondern auch 80 Prozent Neuteile. «Dieses Auto ist von Grund auf neu.»

Hochdrehzahlkonzept

Das Handling des M3 ist beeindruckend Foto: BMW

Vor allem der V8 sorgt nach dem Hauch einer Berührung aufs Gaspedal für Entzücken. Dafür verantwortlich ist das von den Ingenieuren fast schon auf die Spitze getriebene Hochdrehzahlkonzept. Wer will - und man sollte wollen - kann den V8 bis zur Maximaldrehzahl von 8300 U/min treiben. Überrascht stellt man fest, wie souverän sich die Kraftentfaltung vollzieht. In Zahlen ausgedrückt: Das maximale Drehmoment von 400 Nm ist bei 3900 U/min erreicht, bereits ab 2000 Touren liegen 340 Nm an.

Das sorgt für mächtig Dampf aus dem Drehzahlkeller. Entsprechend kann man auch über die Beschleunigungswerte die Zunge schnalzen: Von 0 auf 100 km/h katapultiert der V8 den trotz einer Vielzahl von Leichtbauteilen 1655 kg schweren Viersitzer in 4,8 Sekunden. Zwar reicht der Tacho bis 330 km/h, doch soweit lässt es BMW nicht kommen. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Die Lenkung des M3 arbeitet ebenso präzise wie das manuelle Sechsganggetriebe.

Physikalische Grenzen

Das Cockpit im BMW M3 Foto: BMW

Der Wagen lässt sich einfach mühelos bewegen. Doch nach den Testfahrten auf den kurvenreichen Strecken rund um Malaga bleibt eines doch auch festzuhalten: 420 PS sind nun einmal 420 PS und bringen einen auch mit einer optimalen Gewichtsverteilung von 50:50 ausgestatten heckgetriebenen M3 an seine physikalischen Grenzen. Dort, wo die Fahrbahn uneben ist, kämpft der M3 merklich mit der Haftung.

Das Heck versucht sich in gelegentlichen Ausreißversuchen. Das alles vollzieht sich jedoch in einem Rahmen, der sportlich orientierten Fahrern ein zusätzliches Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ein Erlebnis ist vor allem das Fahren des M3 auf der Rennstrecke - in diesem Fall dem 5,4 km langen privatem Kurs (13 Links-, 13 Rechtskurven) Ascari, der einem niederländischen Millionär gehört. Seine Kurvengeschwindigkeit ist schlicht beeindruckend.

Satter Verbrauch

Zwei Doppelendrohre sind typisch wie den M3 Foto: Werk

Angeblich soll der M3 übrigens nur 12,4 Liter verbrauchen und damit acht Prozent weniger als der Vorgänger. Der Realität entspricht das nicht. Bei gemächlicher Fahrweise schluckte der V8 mehr als 15 Liter und wer ihn so richtig treibt, darf dann noch mal locker mit vier Litern mehr rechnen. Doch wer 66.650 Euro für ein solches Auto ausgibt, der hat auch Geld für die Tankrechnung. So hoch wie der Verbrauch ist auch der C02-Ausstoß: er liegt bei 295 Gramm pro Kilometer!

Wer meint, dass Fahrer eines M3 ihr Spielzeug nur am Wochenende aus der Garage holen, irrt. Wie eine Umfrage ergab, legt das Gros der M3-Käufer im Jahr mit dem Alltagssportler rund 25.000 km zurück. Beim M5 sind es sogar 65.000 km. Zur Absatzerwartung des neuen M3 wollten die BMW-Verantwortlichen nichts sagen. Doch nachdem sich von der dritten Generation des M3 von 2000 bis 2006 rund 90.000 Kunden für dieses Sportgerät entschieden, sollen es auf keinen Fall weniger werden. In den zurückliegenden 20 Jahren setzte BMW übrigens weltweit 180.000 Fahrzeuge diese Baureihe ab.

Auch wenn sich BMW dazu noch ausschweigt, wird es den neuen M3 auch als Cabrio geben. Wann, steht offiziell indes noch nicht fest. Auch «Mister M» wollte dazu nichts genaueres sagen.

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