Wo Widerspruch zwecklos ist

BMW M3 Cabrio

Das BMW M3 Cabrio bietet eine grandiose Leistungsentfaltung. Getrübt wird der Fahrspaß in diesem Viersitzer allerdings vom Verbrauch. 17 Liter in der Stadt sind eine Ansage.

Von Frank Mertens

Ach, warum ist denn schon Herbst? Warum konnte dieser Testwagen nicht schon einige Monate eher kommen? Natürlich gibt es Leute, die ein Cabrio auch dann benutzen, wenn die Temperaturen schon im einstelligen Bereich angekommen sind. Ich gebe zu: Sie sind wahrscheinlich die einzig wahren Cabriofahrer. Für diesen Personenkreis sind Leute wie ich, die nur bei wohligen Außentemperaturen das Verdeck öffnen, nun ja, nichts anderes als Weicheier. Mit diesem Stigma muss ich leben. Doch ich habe Glück Denn dem BMW M3 Cabrio sieht man dank seines Hardtops nicht sofort an, dass es ein Cabrio ist.

Offen in 22 Sekunden

Entsprechend muss ich bei Ampelstopps auch nicht sofort ein schlechtes Gewissen haben, dass ich vormittags bei fröstelnden 12 Grad im Gegensatz zu dem mir haltenden Fahrer eines Saab 9-3 Cabrio (ja, es gibt die Marke glücklicherweise noch) das Verdeck geschlossen habe. Doch wenn ich wollte, könnte ich. Und das schneller als die meisten anderen Offenfahrer.

In gerade einmal 22 Sekunden könnte ich mit Hilfe eines kleinen Knopfdrucks das Hardtop im Heck verschwinden lassen. Das ist flott, wirklich. Eine rote Ampel reicht aus, schon kann man sich den Fahrtwind durchs Haar wehen lassen. Die Öffnung vollzieht sich nicht nur flott, sondern dank des ausgeklügelten Klappmechanismus auch rechjt elegant.

Die Sportsitze im BMW M3 Cabrio bieten einen guten Seitenhalt Foto: BMW

Ohnehin ist diese Sportversion des 3er Cabrios ein Hingucker. Dafür sorgt bereits die für die M-Versionen typische Wölbung auf der Motorhaube, von BMW Powerdome genannt. Und was sich unter die Motorhaube verbirgt, hat es sich dann auch in sich: Das V8-Hochleistungstriebwerk stellt 420 PS zur Verfügung. Das tut es allerdings nicht dezent, sondern so, wie man es von einem Sportwagen erwartet: nämlich ausgesprochen ausdrucksstark, und das bereits im Stand. Hier haben die Sounddesigner für ihre Klientel einen prima Job geleistet, die bereits beim Starten zeigen wollen, in was für einem Renner sie unterwegs sind. Der V8 faucht aggressiv vor sich hin, selbst wenn man noch keinen Meter mit ihm zurückgelegt hat. Die einen mögen das, die anderen - wie meine Frau - finden es nur prollig. Die Geschmäcker sind halt unterschiedlich.

Sparsam sieht anders aus

Die Rückbank im BMW M3 Cabrio Foto: BMW

Sie findet übrigens auch, dass ein Spitverbrauch, der in der Stadt laut Bordcomputer bei 17,1 Litern liegt, anachronistisch ist. Da hilft es auch nichts, dass ich erkläre, dass es sich beim BMW M3 um einen Sportwagen und eben kein Spritsparmodell handelt. Versöhnlich kann es sie auch nicht stimmen, wenn der Bordcomputer auf der Landstraße einen Verbrauch von 11,2 Liter, bei wohlgemerkt betulicher Fahrweise.

Der V8-Motor im BMW M3 Cabrio leistet 420 PS Foto: BMW

Entsprechend strafend schaut sie mich an, als ich während der Fahrt etwas zu stark aufs Gaspedal trete und wir nachhaltig in die schmal, aber komfortabel geformten Sitze gedrückt werden. Die Kraftentfaltung ist faszinierend und geschieht dank des hervorragend arbeitenden Siebengang-Automatikgetriebes fast verzögerungsfrei und treibt einen ein Lächeln aufs Gesicht, wenn man so etwas denn zu schätzen weiß. Wer will kann natürlich auch die Schaltpaddels am Lenkrad dafür benutzen, wenn ihm die Automatik zu bieder erscheint.

Das M3-Logo am Heck des BMW Foto: BMW

Die Beschleunigungsswerte des M3 sprechen eine klare Sprache: In 5,1 Sekunden (5,3 Sekunden mit dem Handschalter) katapultiert er einen auf Tempo 100. Das Ende der Glückseligkeit ist (abgeregelt) bei 250 Stundenkilometer erreicht, auch wenn der Tacho bis 330 km/h reicht. Mehr Schein als Sein muss halt erlaubt sein. Wobei, seien wir ehrlich, wo kann man im öffentlichen Straßenverkehr so schnell eigentlich fahren?

Klasse für sich

Die Seitenansicht des BMW M3 Cabrio Foto: BMW

Die Fahrdynamik ist eine Klasse für sich. Das M3 Cabrio liegt satt auf der Straße, ermöglicht dank des Hinterradantriebes eine sportbetone Fahrweise. Wem der Normalzustand noch nicht reicht, dem ermöglicht die Dynamische Stabilitäts Kontrolle (DSC) im so genannten M Dynamic Mode die Möglichkeit, mehr Schlupf bei der Längs- und Querdynamik zu erzielen. Das ist nicht schlecht, aber im Alltag nicht wirklich nötig.

Das Heck des BMW M3 Cabrio Foto: BMW

Das M3 Cabrio wird von BMW übrigens als Viersitzer bezeichnet. Doch so richtig bequem sitzt man im Fond nicht. Das Platznehmen dort ist nur Personen unter 1,80 Meter zu empfehlen. Längere Strecken mag man Erwachsenen dort auch nicht zumuten, aber das ist zu verschmerzen: Der M3 wird wohl eher als Zweitwagen gekauft, von einer exklusiven Klientel übrigens.

Das BMW M3 Cabrio mit geschlossenem Verdeck Foto: BMW

Denn für das Cabrio werden mindestens 75.250 Euro fällig. Spätestens damit ist klar, dass dieses Auto kein Volumenmodell ist und entsprechend nur eine kleine Zielgruppe anspricht. Besser werde der Verbrauch und die CO2-Emission von 293 Gramm pro Kilometer dadurch allerdings auch nicht - sagt meine Frau. Erwiderung zwecklos.

Keine Beiträge vorhanden