Der Einschüchterer

BMW 750 Li

Das Design des neuen 7ers von BMW verschlägt einem nicht die gerade die Sprache: Doch wenn man mit ihm erste einmal unterwegs ist, geraten selbst erfahrene Tester ins Schwärmen

Von Stefan Grundhoff

Er macht bereits im Stehen mächtig Eindruck. Sicher, etwas mutiger hätte man das Gesicht des neuen 7ers zeichnen können. Doch das Designerteam rund um Chris Bangle und Adrian van Hooydonk war nach den nicht enden wollenden Diskussionen des Vorgängermodells geläutert und wollte nichts riskieren.

Beeindruckender Anblick

Die stattliche Doppelniere, die kräftige Schulterkante und das prächtige Heck beeindrucken insbesondere auf den zweiten Blick. Dabei ist sich der neue Siebener seiner Stärken bewusst wie kein anderer. Er spielt wie der FC Bayern -lässig, stark, versnobt und wenn nötig schnell, aggressiv und gefährlich.

Die Konkurrenz ahnt bereits seit langem, was auf sie zukommt. Wenn es darum geht, starke Gegner zu besiegen, setzen die Bayern bekanntlich auf ihren Luxussturm mit Luca Toni und Miroslav Klose. Dem kann man wenig entgegensetzen, denn wenn es sein muss, zischt der 750i Dank aktiver Hinterachse und perfekter Gewichtsverteilung selbst als Langversion um Kurven, dass erfahrenen Piloten hören und sehen vergeht.

50 Kilo leichter

Die Seitenlinie des neuen 7ers von BMW Foto: Press-Inform

Er ist rund 50 Kilogramm leichter und stärker als sein Vorgänger. Das komplett vernetzte Hightech-Fahrwerk hilft beim Einparken ebenso wie beim Kurvenparcours auf der Landstraße. Leider gibt es die integrale Hinterachslenkung nicht serienmäßig. Sie kostet 1750 Euro Aufpreis.

Wankstabilisierung, Doppelquerlenker-Vorderachse, elektronische Dämpfer und besonders die fahraktive Hinterachse vollbringen zwischen Slalompylonen wahre Wunder. Kein Nicken, kein Wanken und schon gar kein Gedanke daran, in einem 1,9 Tonnen und über fünf Meter langen Viertürer zu sitzen. Vom neu entwickelten Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung hört man rein gar nichts - außer man lässt den 300 kW / 407 PS freien Lauf. 0 auf 100 km/h in kaum mehr als fünf Sekunden, 600 Nm maximales Drehmoment zwischen 1.750 und 4.500 U/min und 250 km/h abgeregelte Spitze sind die Maßstäbe, die es für die Konkurrenz ab November zu schlagen gilt.

Nightvision erkennt im BMW 7er Fußgänger auch bei Nacht Foto: BMW

Natürlich kommt auch Zwölfzylinder. «Aber nur, weil die Hauptmärkte in Asien und den USA diesen als Prestigeobjekt verlangen», so BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger. In Europa wäre der entbehrlich gewesen, denn die Fahrleistungen des neuen BMW 750 Li liegen deutlich über denen des alten 760 Li - bei einer Verbrauchsersparnis von rund 15 Prozent: das heißt durchschnittlich immer noch 11,4 Liter.

Der Turbo hängt mit seinen 4,4 Litern Hubraum bissig und willig am Gas und prescht auf Pedaldruck grandios nach vorn. Wenn man will und über den Taster links vom Automatikhebel den Comfort-Modus wählt, mimt er jedoch den coolen Cruiser und schmiegt die Insassen gerade in der um 14 Zentimeter verlängerten Langversion «Li» lässig nach Hause.

Wer sparen will, wählt sowieso den 730d, der sich mit seinen drei Litern Hubraum, 180 kW / 245 PS, 540 Nm Drehmoment und 245 km/h Spitze ungemein unspektakulär anhört, jedoch trotz üppiger Dimensionen gerade einmal 7,2 Litern Diesel pro 100 Kilometern verbrauchen soll. In dieser Fahrzeugklasse ein bisher unerreichter Wert. Aus den Slogan «Efficient Dynamicis» wurde beim neuen Siebener «Efficient Luxury».

Dynamisch - der BMW 7er Foto: BMW

Intelligenter Leichtbau, entkoppelte Nebenaggregate und ein regeneratives Bremssystem machen es möglich. In rund zwei Jahren ist mit der dann folgenden Achtgang-Automatik und Start-Stopp-Automatik noch mehr drin. Doch die Meßlatte für den im nächsten Jahr folgenden Audi A8 und die modellgepflegte S-Klasse von Mercedes liegt höher denn je.

Hybrid kommt später

Das eigentlich beeindruckende ist die Kombination aus Motor, Fahrwerk und Getriebe. Technische Finessen wie das Nachtsichtgerät Nightvision, eine Verkehrszeichenerkennung und das exzellente Platzangebot machen es Interessierten leicht, sich für das neue bayrische Aushängeschild der Luxusklasse zu begeistern. Beim Thema Hybrid hat BMW jedoch geschlafen. Eine Hybridversion wird kommen, doch wohl frühestens in rund eineinhalb Jahren.

Spät, sehr spät insbesondere für die trommelden Märkte in Japan und den USA. So lange kann man sich jedoch an der deutlich verbesserten Bedienung es neuen Siebeners erfreuen. Schalter, Bedienelemente und das ehemals hart kritisierte iDrive setzen Maßstäbe - nicht nur wegen des 10,2 Zoll großen Multifunktionsbildschirms. Ab sofort hat das iDrive der dritten Generation ordentlichen Direktwahltasten.

Bessers Navi

Das Heck des neuen BMW 7ers Foto: Press-Inform

Die gibt es ab Herbst übrigens auch im überarbeiteten Dreier. Weitere Modelle sollen zeitnah folgen. Ohne die beim alten Modell eingeführte Windrosen-Navigation lassen sich Telefon, Navigation, Soundsystem mit 80 GB großer Festplatte und zahllose Fahrzeugeinstellung nahezu intuitiv bedienen - zumindest wenn man dem heimischen Computer nicht abgeneigt ist. Besonders praktisch bei der Routensuche: Während man links die Liste mit dem Städten abscrollt, erscheint rechts die Stadt oder Ortschaft auf einer Landkarte. Praktisch, wenn es wie bei «Neustadt» zahllose Städte mit dem gleichen Namen gibt. Die Preisskala für den Siebener beginnt mit dem 730d bei 69.500 Euro. Der 750i kostet mindestens 7er ab 90.000 Euro. Mit zahlreichen Hightech-Extras und Luxusausstattungen lassen sich die Preise in wohl bekannte Höhen katapultieren.

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