Reisen auf hohem Niveau im BMW 5er GT

BMW 530d GT

Über zwei Tonnen wiegt der BMW 5er GT mit dem gewöhnungsbedürftigen Heck. Der Sportlichkeit tut das ebenso keinen Abbruch. Und im Innenraum verwöhnt der gehobene Komfort die Insassen.

Von Christian Schmidt

Durch seine gewagte Karosserieform passt der BMW 5er GT eigentlich in keine Fahrzeugkategorie. Sein bulliges Blechkleid wirkt beinahe schon schwerfällig. Dennoch fährt sich die Großraum-Limousine sportlich-dynamisch, wie man es von BMW kennt. Und das gilt schon für das 55.200 Euro kostende Einstiegsmodell, den 530d GT.

Entspanntes Reiseerlebnis

Der vergleichsweise leise schnurrende Reihensechszylinder-Diesel mit 180 kW/245 PS beschleunigt den Gran Turismo aus dem Stand in knapp unter sieben Sekunden auf die Landstraßenreisegeschwindigkeit von 100 km/h. Dass der fünf Meter lange Wagen über zwei Tonnen wiegt, fällt dabei nicht ins Gewicht.

Zügig schwimmt er durch den Verkehr. Auch die nicht wahrnehmbaren Gangwechsel des achtstufigen ZF-Automatikgetriebes machen selbst das Fahren im nervenaufreibenden "Stopp-and-Go-Verkehr" der Großstadt zu einem entspannten Reiseerlebnis. Der vergrößerte BMW 5er fühlt sich auf den durch das Siebengebirge sich schlängelnden Nebenstraßen genauso wohl wie auf der Autobahn.

7,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern

Trotz des hohen Gewichts sehr dynamisch Foto: BMW

Wird die 3000 Euro kostende elektronisch verstellbare Dämpferkontrolle "Adaptive Drive" geordert, kann der Fahrer zwischen den Modi "Normal", "Comfort", "Sport" und "Sport+" wählen. Im Komfort-Modus schaukelt der schwere BMW in schnellen Kurven zwar ein wenig. Im normalen Fahr-Modus und in den Sportprogrammen zeigt sich der Wagen mit seinem rund 7,8 Liter Diesel-Verbrauchende - angegebener Normverbrauch 6,5 Liter - hingegen äußerst stabil und reagiert auf jedes Kommando sehr direkt. Dies wird durch die Integral-Lenkung, bei der sich alle vier Räder an den Lenkwinkel anpassen, unterstützt. Diese Lenkung steht für 1750 Euro in der Aufpreisliste.

Ein weiteres aufpreispflichtiges Extra ist der für rund 1550 Euro angebotene aktive Tempomat. Neben der Geschwindigkeit hält der wuchtig auftretende GT mit diesem Fahrassistenten sogar selbstständig Abstand zum vorausfahrenden Verkehr und verzögert automatisch das Tempo. So weit die Theorie.

Zügiges Bremsverhalten

Das Heck reizt nicht jeden Foto: BMW

Auf der Autobahn sorgt der Regelassistent in der Praxis etwas für Unmut beim Fahrer. Ist die Geschwindigkeit auf 150 km/h eingestellt und wird ausreichend Abstand zum Vorausfahrenden gehalten, geschieht meist Folgendes: Oft schneidet in die Lücke ein anderer Verkehrsteilnehmer, um sich mit etwa 160 km/h direkt vor den 5er zu setzen. Und wie reagiert der BMW? Er bremst zügig ab und verringert dabei das Tempo um gefühlte 50 km/h. Sobald der "Lücken-Besetzer" wieder im Autobahnverkehr einen Wagen weiter "gesprungen" ist, beschleunigt der 5er mit seinem Drehmomentmaximum von 540 Nm auf seine eingespeicherte Reise-Geschwindigkeit zurück.

Selbst beim "Autopilot" hängt der 3,0-Liter-Diesel spontan am Gas. Neben dem Puls des Fahrers treiben diese Manieren auch den Verbrauch nach oben. Im Stadtverkehr funktioniert der Abstands- und Tempoassistent dagegen tadellos. Wobei die 1,90 Meter breite Limousine ob ihrer schieren Größe behutsam durch die engen Seitenstraßen in der Stadt bewegt werden will.

Großzügiges Raumangebot

Der Innenraum verzückt die Sinne Foto: BMW

Die schicke Coupé-Linie des Viertürers geht dabei auf Kosten der Übersichtlichkeit. Beim Einparken kann man sich nur auf seine Parksensoren verlassen. Diese sind zum Glück Serie und können noch mit einer Rückfahrkamera erweitert werden. Im farbigen Bildschirm werden dann auch Hilfslinien für den perfekten Lenkeinschlag beim Parken vorgeschlagen. Im Innenraum überzeugt der GT mit seinem 3,07 Meter langen Radstand durch sein großzügiges Raumangebot. Auf allen Sitzen fühlt man sich wie in der Business-Class einer renommierten Airline. Sogar auf den beiden Fondsitzen herrscht in alle Richtungen ein enormes Platzgefühl.

Der BMW-Crossover ist damit ein Wagen für die große Reise, allerdings ohne Gepäck. Denn in den von der geräumigen Fahrgastzelle abgetrennten Gepäckraum passt nicht viel. 440 Liter Volumen laden eher zu einem Wochenende am Golfplatz ein als in den Familienurlaub mit Kind und Kegel. Bleibt der Nachwuchs zu Hause und ist der nächste Designerladen das Ziel, lässt sich der Kofferraum durch die verschieb- und umklappbaren Rücksitze schnell auf bis zu 1700 Liter erweitern und die Einkäufe lassen sich durch die zweigeteilte Heckklappe unkompliziert verstauen. Aber zum Einkaufen fährt man eigentlich nicht mit dem gehobenen Luxus-Cruiser. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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