Aus dem Windschatten heraus

BMW 520d Touring

Die neu kreierte 5er Limousine und der GT von BMW haben sich kurz nach dem Marktstart bereits ein wenig Vorsprung erarbeitet. Doch jeder zweite 5er Kunde will sich mit einem Kombi belohnen – zu Recht.

Von Thomas Flehmer

Tradition wird groß geschrieben bei BMW. Mit der Fünfer-Baureihe wird gerade die traditionsreichste Modellreihe der Marke erneuert. Die Limousine ging bereits im März in die sechste Generation, die das neue Derivat GT zuvor eingeläutet hatte. 13.000 Limousinen wurden in drei Monaten bereits abgesetzt, drei Monate beträgt die Wartezeit für einen Fünfer, der die neue Unternehmensterminologie eingeführt hatte. "Die 5er Limousine und der GT haben Rückenwind", beschreibt Wolfgang Stadler, Leiter des BMW-Werkes Dingolfing, den Erfolg der neuen Generation.

Runde Linien statt kantige Ecken

Nicht ganz so traditionell kommt am 18. September die bei BMW Touring genannte Kombiversion auf den Markt, hier ist es erst die vierte Generation. Im Gegensatz zum etwas kantigen Vorgänger erfreut das neue Modell mit runden Linien. Bis zur B-Säule noch identisch mit der Limousine, bleibt die Dachlinie ab den Fondsitzen noch recht flach und fällt erst später ab. Man muss sagen sehr viel später als bei den Mitbewerbern, bei denen die abfallende Linie fast direkt hinter der Säule eine gewisse Coupé-Form erheischen will.

Doch auch ohne Coupé-Ansatz ist der hintere Teil sehr ansehnlich kreiert worden. Die Heckscheinwerfer winden sich um die Ecke bis zur Heckklappe, die zweifach geöffnet werden kann. Zum einen kann lediglich die Heckscheibe samt Rollo auf Knopfdruck den Weg zum Kofferraum freigeben, zum anderen schwingt auch die Klappe elektrisch auf. Nichts Neues, aber immer wieder schick.

Pfiffige Rückbank-Teilung

Gutes Platzangebot Foto: BMW

Hinter der Klappe befinden sich anfangs 560 Liter Stauraum, die auf 1670 Liter erweitert werden können. Hier liegt der 5er im Kombivergleich der Premiumanbieter aus Stuttgart und Ingolstadt knapp hinten. Pfiffig ist die Rückbankteilung, bei der auf Tradition verzichtet wurde. Anstatt 60:40 teilbar, können drei Elemente im Verhältnis 40:20:40 umgeklappt werden, sodass lange Gegenstände einfach in der Mitte durchgeschoben werden können und trotzdem zwei Sitzplätze im Fond erhalten bleiben.

Die Personen haben genügend Kniefreiheit, aber auch nicht unbedingt komfortable Platzverhältnisse. Dank des lediglich flach abfallenden Daches brauchen selbst Sitzriesen keine Angst vor Beulen durch Kopfstöße am Dachhimmel haben. Solche Befürchtungen stellen sich den Insassen auf den vorderen Sitzen nicht. Hier ist alles auf den Fahrer zugeschnitten. Traditionell verwöhnen viele Innovationen und Assistenten angefangen vom Achtgang-Automatikgetriebe über die Dynamische Dämpferkontrolle und Sportfahrwerk bis hin zur aktiven Geschwindigkeitsregelung und Night Vision mit Personenerkennung den Fahrer.

60.000 Euro locker machbar

Formschöne Heckpartie Foto: BMW

Traditionell treiben diese Komfort-Elemente den Anfangspreis von 42.600 Euro in luftige Höhen. Die Automatik kostet 2200 Euro extra, das nicht unbedingt stark bemerkbare Adaptive Drive mit Wankausgleich und Dämpferkontrolle gleich 3000 Euro.

Ledersitze beginnen bei 2010 Euro, die Klimaautomatik bei 400 Euro, das Panorama-Glasdach ist bei 1650 Euro angesiedelt, ein Innovationspaket mit Headup-Display und Kurvenlicht bei 2950 Euro. 60.000 Euro als Endpreis sind nicht aus der Luft gegriffen für den, der es mag und der es sich leisten kann.

Mix aus Fahrspaß und Sparspaß

Gut dabei, aber kein Sportler Foto: BMW

Doch auch ohne elektronische Assistenz bleibt der 520d ein komfortables Auto, das sich gut chauffieren lässt. Die 135 kW/184 PS reichen vollkommen aus, um stressfrei über Land zu fahren. Allerdings merkt man schon, dass der Zweiliter große Vierzylinder kräftig arbeiten muss, damit der knapp 1,8 Tonnen schwere Münchner in Fahrt kommt. Es artet aber nicht in schweißtreibende Arbeit aus bis der Wagen mit dem richtigen Drehmoment über den Asphalt prescht.

Vor allem merkt man nicht, dass man in dem Fahrzeug sitzt, dass über die besten Verbrauchswerte im Segment verfügt. 5,1 Liter gibt BMW an. Das sind für diese Klasse hervorragende 135 Gramm CO2 pro Kilometer. So macht es gar Freude, im vierten Gang bei 1200 U/min und Tempo 45 km/h ohne stotternde Motorengeräusche durch kleinere Ortschaften zu kutschieren; einmal mehr bei BMW dank des immer weiter wachsenden Efficient Dynamics-Paketes ein mittlerweile schon traditioneller Mix aus Fahrspaß und Sparspaß.

Jeder Zweite wählt den Touring

Bis zur B-Säule keine Unterschiede zur Limousine Foto: BMW

Und so wird der Kombi den Rückenwind vornehmlich von der Limousine nutzen, um aus dem Windschatten heraus ab dem 18. September die interne Spitze der Baureihe zu erklimmen. Denn jeder zweite Kunde hat bisher auf einen Touring zurückgegriffen. Man muss kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, dass sich das auch fortsetzen wird, denn Tradition wird groß geschrieben bei BMW.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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