Lustvoller Sparmeister

BMW 325 d Coupe

Irgendwann steht man vor der schwierigen Entscheidung – Spaß oder Sparen? Das Herz fordert ein Sportcoupe, der Kopf eine sparsame Limousine. Schon einmal das BMW 325 d Coupe gekostet?

Von Stefan Grundhoff

Dass der 3er BMW als sportliches Auto der viel zu teuren Mittelklasse gilt, ist seit Jahr und Tag bekannt. Wer es familiärer will, schielt zum gleichermaßen praktischen wie schmucken Touring und gerade die Vielfahrer lieben die sparsame und dynamische Limousine vom Typ 320d. Doch das interessante Paket in der umfangreichen 3er Reihe ist wohl das Coupe in der sportlichen, aber sparsamen 325er-Diesel-Version.

Dynamik ohne Reue

Die fahrdynamischen Qualitäten des 3er Coupe sind bekannt und ringen nicht nur der Premiumkonkurrenz aus Schweden und Deutschland Applaus und Anerkennung ab. Das 325 d Coupe erlaubt einem Sportlichkeit und Dynamik ohne Reue. Nachdem die 2,5-Liter-Diesel im Hause BMW von deutlich besseren Dreiliterversionen abgelöst worden sind, lachen Geldbeutel und ambitioniere Fahrer um die Wette. So ist der 325 d seit einiger Zeit eine Mogelpackung und holt seine 145 kW/197 PS zwar aus sechs Brennkammern, jedoch aus drei Litern Hubraum und nicht wie zuvor 2,5.

Deutlichste Verbesserung ist nicht der kraftvollere Durchzug, da das maximale Drehmoment von 400 Nm bereits ab 1.300 U/min zur Verfügung steht, sondern die sportlichen Fahrleistungen in Verbindung mit einem extrem sparsamen Verbrauch. Wer ein sportliches Coupe bewegen möchte, sollte sich daher gar nicht erst die Frage stellen, ob es auch die kleinere Version 320 d Coupe tut. Der schlägt sich alles andere als schwachbrüstig und leistet immerhin nur 20 PS weniger, kommt dank seiner vier Zylinder an die Laufruhe und Souveränität des 25ers nie heran. Die Fahrleistungen des 325 d Coupe sprechen für sich. 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden und eine gemessene Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h bringen einen jedoch nicht derart Strahlen, wie der Realverbrauch.

1000 Kilometer mit einer Tankfüllung

Gewohnt elegante Linie Foto: press-inform

Im Praxistest gab sich der immerhin 1,6 Tonnen schwere Hecktriebler mit gerade einmal 6,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden. Die Bayern versprechen sogar 5,9 Liter. Doch wer sportlich unterwegs ist, wird sich über den geringen Mehrverbrauch außerhalb des Labors kaum beklagen. Schließlich muss man bei anderen Coupe-Konkurrenten für ähnliche Fahrleistungen zwei bis drei Liter mehr kalkulieren.

Und eine Reichweite von gut und gerne 1000 Kilometern mit einer Tankfüllung ist bei diesen Fahrleistungen allemal Anerkennung Wert. Und das ohne Start-Stopp-Funktion und Schaltpunktanzeige, die bisher nur den Vierzylindern vorbehalten bleibt.

Keine Doppelkupplung nötig

Wohnliches Ambiente Foto: press-inform

Die Symbiose aus sanft säuselndem Dieseltriebwerk, Verbrauch und Durchzug aus tiefen Drehzahlregionen, ist mächtig. Und auch wenn sich die BMW-Gemeinde nach Einführung der Doppelkupplung im Sportler M3 mittelfristig auf ein ähnliches Getriebe für die breite 3er-Palette freuen kann, so zeigt der 325d welch exzellente Wahl man mit dem manuellen Seriengetriebe getroffen haben kann. Die sechs einzelnen Gänge sind gut abgestuft, präzise und intuitiv zu schalten.

Zudem zeigt der kleinste Dreiliter-Diesel im Hause BMW, dass man keine Doppelkupplung braucht, um sparsam unterwegs zu sein. Wer dennoch die optionale Steptronic bevorzugt, wird ebenfalls auf seine Kosten kommen. Die Fahrleistungen sind kaum schlechter, doch der Aufpreis mit 2.160 Euro mächtig. Überhaupt ist die Preisgestaltung des 3er Coupe das einzige, das neben der etwas zu hohen Sitzposition für Ärgernisse sorgt.

Unanständige Aufpreisliste

Immer ein Hingucker Foto: press-inform

Dabei ist es weniger der Basispreis des 4,58 Meter langen 325 d Coupes, der mit 38.950 Euro nur knapp 3000 Euro über der Vierzylinderversion des 320 d Coupe liegt. Es ist die Aufpreisgestaltung, die den an sich gut eingepreisten Viersitzer zum allzu teuren Vergnügen macht. Extras haben bekanntlich gerade bei den deutschen Premiumherstellern ihren Preis. Doch eine Klimaautomatik (770 Euro) sollte längst ebenso selbstverständlich sein wie ein Multifunktionslenkrad (150 Euro), Sitzheizung (370 Euro), Tempomat (ab 260 Euro) oder Skisack (180 Euro).

Dass man in einem Sportcoupe serienmäßig Sportsitze bekommt, würde niemanden überraschen. Doch BMW verlangt dafür sportliche 620 Euro Aufpreis. Schon sinnvoll, weil die Lehnenbreitenverstellung praktisch und angenehm ist. Doch wer auf längeren wie kürzeren Strecken wirklich gut und komfortabel sitzen möchte, muss tief in die Tasche greifen, selbst wenn man sich nicht für die sinnvollen und in der Coupeliga selbstverständlichen Lederstühle entscheidet.

Fahrspaß ohne Reue

Sportlich und sparsam Foto: press-inform

Geradezu unanständig wird es beim Navigationssystem. Wer dies mit der hilfreichen Kartendarstellung und Bluetooth-Option für ein Mobiltelefon ordert, muss geradezu sagenhafte 3970 Euro berappen. Kein Wunder, dass sich viele 3er-Fahrer für ein Nachrüstsystem entscheiden, das einen Bruchteil kostet und abgesehen von der Optik kaum schlechtere Ergebnisse liefert. Wer zudem noch ein Fernsehmodul, einen Empfang digitaler Radioprogramme und ein Soundsystem bestellt, legt nochmals mindestens 2000 Euro hin. Die bei den meisten Herstellern serienmäßige USB-Schnittstelle kostet weitere 300 Euro und fällt bei einem Entertainment-Gesamtpreis von 6000 Euro kaum ins Gewicht. Da erscheint ein Lederaufpreis von 2190 bis 6120 Euro fast schon günstig und lässt einen vergessen, dass zumindest 17-Zoll-Alufelgen, Klimaanlage und Xenonlicht (ohne Kurvenfunktion) serienmäßig ist.

Dafür kennt der Fahrspaß im 325 d Coupe kaum Grenzen. Das Fahrwerk ist bereits in der Basiskonfiguration straff und das Sportfahrwerk kann man daher getrost in der Aufpreisliste liegen lassen. Die Lenkung informiert den Fahrer vorbildlich über den Zustand der Fahrbahn. Wank- und Nickbewegungen der Karosserie bleiben wegen eines niedrigen Schwerpunktes und der vorbildlichen Gewichtsverteilung außen vor. Groß gewachsene Fahrer werden jedoch leichte Probleme haben, die perfekte Sitzposition zu finden. Gerade für ein Sportcoupe sitzt man nicht nur teuer, sondern auch zu hoch.

50.000 Euro sind drin

Das Knie stößt regelmäßig störend am breiten Mitteltunnel an und auch das Lenkrad dürfte gerne etwas variabler zu justieren sein. Ordentlich sind dagegen die Ablagen, die noch vor Jahren ein Makel der Coupe-Klasse waren. Becherhalter schwingen versteckt und nahezu lautlos aus dem Armaturenbrett aus und die Türtaschen nehmen Stifte und Mobiltelefone ebenso gerne auf wie die Mittelarmlehne. Praktisch: der Gurtbringer. Weniger schön, dass sich die hinteren Seitenscheiben weder elektrisch ausstellen noch herunterfahren lassen.

Der Fond bietet zwei Sitzmöglichkeiten, die durch ein praktisches Anlagesystem voneinander getrennt sind. Doch wann nimmt in einem Fond schon einmal jemand Platz? So stört es kaum, dass die Beinfreiheit winzig ist und der Einstieg trotz nach vorne fahrenden Vordersitzes einer Gymnastikübung gleichkommt. Hier wird man in der Realität eher Taschen vorfinden, die nicht mehr in den 440 Liter großen Laderaum passen. Wer sportlich unterwegs sein möchte und an der Tankstelle nicht die Quittung dafür bekommen möchte, wird an dem BMW 325 d Coupe seine wahre Freude haben. Es müssen eben nicht immer die Topmodelle sein. Schließlich ist das 3er Diesel-Coupe auch noch mit 231 und 286 PS zu bekommen. Das gesparte Geld kann man sinnvoll in Ausstattungsdetails investieren, denn mit 50.000 Euro sollte man kalkulieren.

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