Starker Auftritt

Mit dem Cabrio ist bei BMW die Einser-Baureihe nun komplett. Ob die offene Version in der Kompaktklasse Maßstäbe setzt, wie das die Münchner behaupten, zeigt unser Test.

Von Michael Langenwalter

Da hat BMW mächtig aufs Tempo gedrückt. Binnen eines Jahres haben die Münchner mit dem Drei- und Fünftürer, dem Coupe und jetzt neu dem Cabrio gleich die komplette Einser-Baureihe auf die Räder gestellt. Dabei kommt die offene Variante rein optisch sehr eigenständig daher, obgleich die Zugehörigkeit zur Einser-Familie im Frontbereich auf den ersten Blick zu erkennen ist und das Heck ans Coupe erinnert. Die tiefe Hecklinie und die kurze, steile Windschutzscheibe «zeigen, was wir unter offenem Fahren verstehen», so Falko Radomski, Produktmanager der 1er-Baureihe. «Der Fahrer hat bei uns freie Sicht nach hinten und ist nicht eingekeilt.» Sprich, er kann sich den Wind so richtig um die Ohren pfeifen lassen.

Nerviges Anhalten entfällt

Und dafür muss er nicht einmal anhalten. Bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h lässt sich das Stoffverdeck während der Fahrt auf Knopfdruck elektrohydraulisch öffnen und schließen. Die ganze Prozedur ist in 22 Sekunden erledigt. Ein plötzlich niedergehender Regenschauer hat seine Schrecken also endgültig verloren. Im Gegensatz zum 3er Cabrio hat sich BMW bei seiner Einstiegsbaureihe für ein Softtop entschieden. Das lässt sich nicht nur leichter Verstauen, sondern muss sich auch in Sachen Fahrgeräuschen nicht verstecken. Selbst bei schnelleren Autobahnfahrten wird es im Innenraum nicht übermäßig laut.

Bewährtes wird leicht modifiziert

Ein Blick in den Innenraum des 1er Cabrios von BMW Foto: BMW

In Sachen Motorisierung vertraut BMW beim 1er Cabrio auf Bewährtes, das jedoch leicht abgewandelt wird. Zum Marktstart Ende März stehen fünf Aggregate zur Wahl, «zwei Einstiegsbenziner mit vier Zylindern, ein sicherlich ausreichender Sechszylinder, ein Top-of-the-List Modell sowie ein Diesel», erläutert Radomski die Strategie des Herstellers. Erweiterungen sind nach und nach geplant. «Lassen Sie sich überraschen».

Geschmeidiger Sechszylinder

Bei der Vorstellung in Valencia hatte BMW einzig das Sechszylindermodell 125i in Verbindung mit dem in Europa bevorzugten, weich schaltenden Sechsganggetriebe vor Ort. Warum, ist einfach erklärt: Der Motor, der ab Frühjahr auch im Coupe eingebaut wird, wird beim Cabrio in der Einser-Reihe erstmals eingesetzt. Das Aggregat ist ein gedrosselter Dreiliter-Sechszylinder mit einer Leistung von 160 kW/218 PS. Das maximale Drehmoment von 270 Newtonmetern liegt im Bereich von 2500 bis 4250 Umdrehungen an. Das macht den Motor sehr geschmeidig, wodurch sich herrlich schaltfaul cruisen lässt. Auch bei Bergstrecken muss der Fahrer nicht erst wie wild hin- und herschalten, um den durchzugsstarken Motor auf Touren zu halten und für den passenden Sound zu sorgen.

Irrelevanter Verbrauchswert

Das BMW 1er Cabrio macht auch geschlossen einen guten Eindruck Foto: BMW

Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW mit 238 km/h an, den Durchschnittsverbrauch (mit geschlossenem Verdeck) mit 8,1 Liter auf 100 Kilometer (CO2-Ausstoß 195 g/km), was aber für ein Cabrio eigentlich irrelevant ist. Offen und auf kurvenreichen Strecken weist die Verbrauchsanzeige leicht das Doppelte aus. Denn die direkte Lenkung sowie die straffe, aber dennoch nicht unkomfortable Federung verleiten geradezu zu einer eher sportlichen (und damit nicht gerade verbrauchsoptimierten) Fahrweise. Eine in jeder Hinsicht nach oben offene Versuchung eben.

Stolzer Preis

Das gilt auch wegen des Preises. Stolze 36.200 Euro stehen für das ab Werk nüchtern ausgestattete 125i Cabrio mit Schaltgetriebe in der Preisliste. Vernünftige - und eigentlich unverzichtbare technische Extras - drücken den Preis aber locker über die 40.000er Grenze. Und da ist das empfehlenswerte BMW-Navigationssystem noch nicht einmal mit enthalten. Das Einstiegsmodell 118i (105 kW/143 PS) steht ab 28.550 Euro in der Preisliste; der 120d-Diesel wird mit 33.500 Euro geführt. Immerhin: Das Einser-Cabrio ist die günstigste Art, einen offenen BMW zu fahren. Das soll vor allem auch die Käufer in den USA überzeugen, wo die Münchner in Sachen Cabrio Nachholbedarf haben.

Verkappter Zweisitzer

Das Heck des 1er Cabrios von BMW Foto: BMW

Der Hersteller vermarktet die in Leipzig gebaute offene Version übrigens als vollwertigen Viersitzer. Für Kurzstrecken mag dies ja tatsächlich noch durchgehen. Doch spätestens wenn zwei Paar Ski durch die Durchladeöffnung mit integriertem Transportsack (260 Euro Aufpreis) geschoben werden, hat sich dies ohnehin erübrigt. Für zwei Personen bietet das Cabrio indes genügend Raum. Das dürfte der jungen (und zahlungskräftigen) Klientel auch völlig genügen, die BMW hiermit ansprechen will. Da die bequemen und bestens konturierten Sitze nun ganz zurückgefahren werden können, fühlen sich auch groß gewachsene Insassen nicht eingeengt. Der 305 Liter große Kofferraum, der bei offenem Verdeck um nur 45 Liter schrumpft, bietet in Verbindung mit der zusätzlichen Ablagemöglichkeit auf der Rückbank genügend Stauraum selbst für einen längeren Urlaubstrip - natürlich der Sonne entgegen.

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