Audi S6: Wo weniger mehr ist

Ingolstädter setzen auf Zylinderabschaltung

Audi S6: Wo weniger mehr ist
Der Audi S6. © Audi

Freunde sportlichen Fahrens können sich freuen. Im Frühsommer schickt Audi gleich drei S-Modelle an den Start. Wir waren mit dem S6 der VW-Tochter unterwegs.

Von Frank Mertens

Im Frühsommer ist es soweit. Dann schickt Audi mit dem S6, S6 Avant und dem S7 Sportback gleich drei neue S-Modelle an den Markt. Es sind allessamt Modelle für Kunden, die auf noch mehr Leistung und noch mehr Hightech stehen. Sie werden nicht enttäuscht: die VW-Tochter hat ihren S-Modellen alles mitgegeben, was der Konzern derzeit an Innoivationen zu bieten hat.

Das fängt zunächst einmal beim konsequenten Leichtbau an. So besteht die Karosserie der S-Modelle zu 20 Prozent aus Aluminium. Im Vergleich zu einer Ganzstahl-Konstruktion wird eine Gewichtsersparnis von 15 Prozent erzielt, wie Projektleiter Renald Lassowski berichtet. So unterwegs, bringt es der von uns gefahrende S6 auf ein Gewicht von 1895 Kilogramm, der S6 Avant bringt 55 Kilo mehr auf die Waage. Das ist ein Gewicht, mit dem der 3993 ccm große V8-Motor im Audi S6 4.0 TFSI keine Mühe hat, um seinem Fahrer auch das zu bieten, was er erwartet: Topleistung nämlich.

Audi S6 mit 420 PS starken V8

Die 420 PS dürften dabei reichen, um auch besonders anspruchsvollen Kunden keinen Anlass zu geben, über zu wenig Leistung zu mosern. Dieser V8-Motor ist ein Kraftpaket, dessen maximales Drehmoment von 550 Newtonmetern über das breite Drehzahlband von 1500 bis 5500 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung steht. Damit lässt sich dank der tadellos arbeitenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes S-tronic aus fast jeder Fahrsituation nachdrücklich Tempo machen. Laut Leistungsblatt vergehen so nur 4,6 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h. Das Ende der Glückseligkeit endet bei abgeregelten 250 km/h.

Audi S6 Avant
Audi bietet auch den S6 Avant an Audi

Man mag jetzt darüber streiten, ob es sein muss, die Höchstgeschwindigkeit bei 250 Stundenkilometern enden zu lassen. Doch wer ehrlich ist, wird zugeben müssen, dass das angesichts der vollen deutschen Autobahnen reicht. Und das gilt insbesondere für die USA, dem Hauptmarkt für den S6. Den Spaß schöpft dieses Audi S6 ohnehin nicht aus dem Topspeed, sondern aus seinen souveränen Beschleunigungswerten und dank des serienmäßigen Allradantriebes guten Fahrdynamik.

Audi mit Zylinderabschaltung

Zentrales Bauteil des Quattro-Antriebs ist ein selbstsperrendes Mitteldifferenzial. Im Normalbetrieb liegen 60 Prozent der Antriebskräfte auf der Hinterachse, 40 auf der Vorderachse. Sobald jedoch an einem der Räder Schlupf auftritt, wird das Gros des Antriebsmomentes an die Achse geschickt, die über die beste Traktion verfügt. Maximal können das 80 Prozent an der Hinter- und maximal 70 Prozent an der Vorderachse sein. Das Fahrwerk verrichtet seinen Job so souverän, dass der Fahrer diese Eingriffe gar nicht mitbekommt.

Bei den Testfahrten bei strömenden Regen rund um München brachte der S6 seine Kraft ohne Beeinträchtigungen auf die Straße. Bei allem Hang zur Sportlichkeit ist der S6 ein durch und durch alltagstaugliches Fahrzeug. Mit einem Gepäckvolumen von 530 Liter eignet er sich auch uneingeschränkt für die Fahrt in den Urlaub.

So souverän wie die Fahrdynamik, vollzieht sich beim Audi S6 die Zylinderabschaltung. Ist der Fahrer im niedrigen bis mittleren Drehzahlbereich und mindestens im dritten Gang unterwegs, schalten sich unmerklich vier Zylinder ab. Aus dem V8- wird damit ein V4-Motor. Sobald der Fahrer wieder mehr Gas gibt, schalten sich wieder die vier zuvor stillgelegten Zylinder zu. Die Zylinderabschaltung soll beispielsweise bei konstanter Fahrweise von 100 km/h für eine Spritersparnis von mehr als zehn Prozent sorgen. Rechnet man dann noch die Verbrauchsreduktion durch das sanft arbeitende Start-Stopp-System hinzu, soll sogar zwölf Prozent Sprit gespart werden.

Im normalen Fahrzyklus soll die Zylinderabschaltung für einen Minderverbrauch von fünf Prozent sorgen. Und wo liegt nun der Verbrauch des 420 PS starken Audi S6? Laut Hersteller soll er sich durchschnittlich mit 9,7 Liter auf 100 Kilometer begnügen. Ein Wert, der bei den Testfahrten jedoch nicht ganz erreicht werden konnte. Hier zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 11,2 Liter an – ein trotzdem guter Wert für einen Sportwagen. Im Vergleich zum alten V10-Motor im Vorgängermodell ist den Ingolstädtern ein Spritersparnis von satten 25 Prozent gelungen.

Geräuschunterdrückung mit Gegenschall

Audi S6
Das Heck des Audi S6 Audi

Für seine neuen S-Modelle bietet Audi übrigens ANC an: das steht für Active Noise Control und soll unerwünschte Geräusche mit gezieltem Gegenschall unterdrücken. Dafür sind im Dachhimmel des S6 vier kleine Mikrofone integriert, die die Geräusche im Fahrzeuginnern aufzeichnen und mittels eines Steuergeräts einen Gegenschall, der über die Soundanlage ausgesendet wird. Nun ja, das hört sich nett an, doch macht das Fahren doch zu einer recht cleanen Angelegenheit. Schließlich gehören Nebengeräusche auch zum Fahrerlebnis dazu, aber das kann ja jeder für sich entscheiden.

Ansonsten bietet Audi in seinen S-Modellen alle Nettigkeiten an, die das Zubehörprogramm zu bieten hat. Da sind zum einen eine Vielzahl von Assistenzsystemen wie ein Nachtsichtassistent, ein Fahrbahnwechselassistent, ein Müdigkeitswarner oder ein Abstandswarner. Zum anderen kann man sich über die entsprechenden Schnittstellen auch das Internet ins Auto holen, indem man einfach sein Smartphone mit dem Fahrzeug verbindet. Dass das alles nicht günstig ist, versteht sich von selbst. So ruft Audi für den von uns gefahrenen S6 einen Basispreis von 72.900 Euro auf, der S6 Avant beginnt bei 75.200 Euro und der S7 steht ab 79.900 Euro in der Preisliste. Dafür bekommt der Kunde aber auch ein bereits akzeptabel ausgestattetes Fahrzeug vor die Tür gestellt. Zur Serienausstattung gehören beispielsweise eine Klimaautomatik, eine Geschwindigkeitsregelanlage, das MMI Radio Plus und Xenon-Scheinwerfer.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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